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Tempo runter für den Klimaschutz?

Langsamer Auto fahren, um das Klima zu schützen. Darauf setzen die Niederlande. In der Schweiz gibt es keine entsprechenden Pläne - und im Kanton Graubünden würde man damit auch nicht sonderlich viel erreichen, meint der Fachmann vom kantonalen Amt für Umwelt. Reduziert wird das Tempo vielerorts aber trotzdem, einfach aus anderen Gründen.

Südostschweiz
25.11.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Verkehrstafel, Tempolimite, Tempogrenzung, Autobahnzubringer
Tempo 100 soll auf niederländischen Autobahnen dem Klimaschutz dienen.
ARCHIV

Fridays for future, Flugscham, Grünrutsch im Nationalrat – der Klimawandel und vor allem der Kampf dagegen dominiert den öffentlichen Diskurs dieses Jahres. In den Niederlanden soll nun auch beim Strassenverkehr angesetzt werden, indem das Tempo auf den Autobahnen auf 100 Stundenkilometer gedrosselt wird. Vergleichbare Pläne gibt es in der Schweiz bisher nicht. Georg Thomann vom Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden glaubt auch nicht, dass in Graubünden damit ein grosser Effekt erzielten werden könnte, zumal der Anteil an Hochgeschwindigkeitsstrecken von 100 Stundenkilometern und mehr gemessen am gesamten Strassennetz des Kantons klein sei, sagt er auf Anfrage von Radio Südostschweiz.

Gesamtschweizerisch könnte man mit einer generellen Temporeduktion auf den Autobahnen womöglich einen klimarelevanten Effekt erzielen, vermutet Thomann. Dafür wäre aber das Bundesamt für Strasse Astra zuständig. Dort verweist man allerdings auf das Bundesamt für Umwelt (Bafu), wo man sich auf Anfrage von RSO aber ebenfalls nicht zuständig fühlt und zurück aufs Astra verweist. Ob auf Bundesebene in nächster Zeit mit einer Diskussion über das Thema zu rechnen ist, darf angesichts scheinbar fehlender Zuständigkeit bezweifelt werden.

Lufthygiene und Lärmemission

Und im Kanton Graubünden? Hier schätzt der Fachmann vom Amt den möglichen klimaschützenden Effekt von Temporeduktionen als eher gering ein. Was wiederum nicht heisse, dass das Tempo nicht vielerorts schon heute reduziert werde. «Nachweislich wirken sich Temporeduktionen nämlich positiv auf die Luftqualität aus», sagt Thomann. Die Feinstaub-Belastung sinke bei tieferen Geschwindigkeiten und auch die Lärmemissionen gingen zurück. Positive Effekte für die Bevölkerung erzielt man also mit Temporeduktionen sehr wohl, und wenn dann das Klima auch noch davon profitiert, umso besser.

Viel mehr würde es nach Thomanns Meinung aber bringen, schlicht weniger zu fahren oder mit umweltfreundlicheren Fahrzeugen unterwegs zu sein. Denn das Fahren in einem Gebirgskanton sei generell treibstoffintensiv und damit emissionsreich. Auf der Ebene des Fahrverhaltens sei vermutlich nicht so viel herauszuholen, sagt Thomann. Verbrauchsarme Fahrzeuge erzielten da den grössten Effekt. Hier seien aber sicher auch die Fahrzeughersteller in der Pflicht, emissionsarme Autos zu bauen. (ofi)

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