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«Die Schutzwirkung des Glarner Waldes bleibt gut»

Der Kanton Glarus setzt auf Naturverjüngung und nur punktuelle Massnahmen. Wärmeliebende Arten werden nicht extra gepflanzt.

Fridolin
Rast
11.07.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Einige Pflanzen haben unter dem Hitzesommer 2018 gelitten.
Einige Pflanzen haben unter dem Hitzesommer 2018 gelitten.
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Fichten und Buchen leiden derzeit am meisten unter den Folgen des vergangenen Jahres, wie Maurus Frei erklärt, Fachstellenleiter Wald beim Kanton. Bei der Fichte wirke nun auch der Buchdrucker, der Borkenkäfer der Fichte. Immerhin seien die bisherigen Ausfälle noch gering: «Der zeitweise kühle, regenreiche Frühling 2019 hat sicher geholfen, den Fichtenborkenkäfer zu bremsen.» Je nach Witterung werde dieser im Laufe des Sommers aber noch in Erscheinung treten. Und: Auch die Esche leide seit Jahren an einer Pilzkrankheit. Ihr Zustand wiederum habe mit der Trockenheit von 2018 wenig zu tun.

Bei der Weisstanne, der Linde und dem Ahorn sei die Situation im Kanton Glarus gut, und es gebe nur vereinzelt abgestorbene Bäume, so Frei weiter.

Kanton setzt auf die Natur

Die Schutzwirkung des Glarner Waldes bleibe gut, erklärt Frei. Der Wald sei artenreich und werde naturnah bewirtschaftet. «Das macht ihn als Ökosystem stark und lässt ihn auch schwierige Jahre gut überstehen.» Unter abgestorbenen Bäumen verjünge sich der Wald natürlich, und es würden neue Bäume oder Sträucher heranwachsen.

Offenbar setzt man darauf, dass sich der Wald von selbst rasch genug auf den Klimawandel einstellt. Frei erklärt: «Die Natur entscheidet dabei, welche Baumart an welchem Ort gedeihen kann. Wird das Klima trockener und wärmer, wird sich die Baumartenmischung im Wald verändern.»

In diesem Prozess werde der Klimawandel den Wald verändern, so Frei weiter: «Die Buche, die Weisstanne und die Fichte werden ihr Verbreitungsgebiet in höhere Lagen ausweiten. Wärmeresistente Baumarten wie die Eiche, die Linde, die Waldföhre und die Lärche werden gefördert, wenn sie in der Naturverjüngung vorkommen.»

Die naturnahe Waldbewirtschaftung fördere starke und vitale Bäume und damit die Schutzwirkung. Bäume, die einzeln oder in kleinen Gruppen absterben – sei es durch Trockenheit, Insekten oder Pilze – bringen Licht auf den Waldboden und fördern dadurch die natürliche Verjüngung des Waldes.

Manchmal braucht es mehr

Doch der Wald hat auch seine Geschichte: «Mancherorts wachsen grosse Fichten-Aufforstungen, die aus früheren Kahlschlägen hervorgingen.»

An diesen Stellen bestehe das erhöhte Risiko, dass sich der Fichtenborkenkäfer dank trockenen und warmen Sommerphasen ausbreitet und zu grösseren Waldöffnungen führt. Dort werde im konkreten Fall beurteilt, welche Massnahmen notwendig seien, um die Schutzwirkung des Waldes zu erhalten.

Neben der naturnahen Waldbewirtschaftung umfasse der Waldschutz im Kanton Glarus die Bekämpfung des Fichtenborkenkäfers und die Behebung von Sturmschäden.

Und, führt Frei weiter aus: «Wo es die Sicherheit von Siedlungen und Verkehrswegen verlangt, werden abgestorbene Bäume gefällt. Die Verjüngung des Glarner Waldes überlassen wir so weit wie möglich der Natur.»

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