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Was soll das Theater mit dem Theater?

Das Schultheaterfestival «Best Festival» des Theaters Chur in Zuoz ist gestartet. Jeden Tag berichten sechs Schülerinnen und zwei Schüler für uns vom Festival und verfolgen die Themen ihrer Generation. Das war Tag drei.

Südostschweiz
11.04.19 - 16:40 Uhr
Leben & Freizeit
Die Schülerreporter nehmen jedes Theaterstück genauer unter die Lupe.
Die Schülerreporter nehmen jedes Theaterstück genauer unter die Lupe.
ZVG

von Albrecht Lehmann

An unserem dritten Tag am BEST Festival sind wir dieser Frage nachgegangen. In Zeiten von jederzeit verfügbaren Serienstreams, von so vielen spannenden Unterhaltungsangeboten im Bildschirmformat - wozu eigentlich noch Theater?

Die Antworten, die wir hier am Festival bei Schülerinnen und Schülern, Zuschauern, Spielern und Lehrern dazu gefunden haben, finden sich weiter unten. Das Theater findet immer noch seinen Platz, so viel ist gesagt.

Es hat aber auch damit zu tun, wie wir damit umgehen. Für uns, die wir täglich schreiben, heisst das, ein Gespür dafür zu finden, wie wir auf die Stücke antworten. Als wir hörten, dass ein Stück auf Italienisch gespielt wird, fiel der Entscheid schnell: Die Kritik muss dann aber auch auf Italienisch sein. Was hätten die Schüler denn sonst von unserem Text?

Es ist etwas paradox: Wir versuchen, mit starren Buchstaben das Dynamische des Theaters einzufangen. Aber jeden Tag sehen wir wieder neue, spannende Stücke – die uns in eine Spannung versetzen, von neuem etwas zurück zu geben.

Stress ? keine Zeit! von Telma Seixas Fernandes

Ja - wir schauen uns die Vorführungen an, schreiben dazu ein paar Texte, trinken Kaffee und unterhalten uns über das verschneite Wetter in Zuoz. Tönt gemütlich, oder? Nur ist das nicht so ganz der Fall. Das BEST Festival bietet jeden Tag vier Vorführungen. Zu jeder muss eine Kritik verfasst werden. Dazu jeden Tag ein bis zwei Artikel. Diese müssen jeweils bis 15.00 Uhr überarbeitet, formatiert und gedruckt sein. Bei uns in der Redaktion herrscht nie Stress, denn dafür haben wir gar keine Zeit. Die Zusammenarbeit ist sehr lehrreich für uns. Gemeinsam unterstützen wir uns bei denn Texten, lesen gegenseitig Korrektur und können viel voneinander profitieren. Nach Redaktionsschluss ziehen wir uns nochmals zurück, um die letzten Feinheiten zu überarbeiten, um den Tagesplan zu besprechen und für den nächsten Tag vorzuarbeiten. Abends sind wir müde, aber vor allem stolz auf die geleistete Arbeit. Journalismus ist kein Einzelsport, das ist uns jetzt bewusst. Gemeinsam arbeiten wir an jedem Festivaltag daran, ein tolles Tagblatt zu gestalten, um den Schülern und Schülerinnen etwas für ihre geniale Arbeit zurückzugeben.

Theater – dini Meinig?! von Lena Reber und Fabian Furrer

Das Lyceum Alpinum ist belebt von jungen Leuten, die nur so von Energie sprudeln. Ein perfekter Anlass für die Frage; Was bedeutet Theater für dich und wie sieht dessen Zukunft aus? Wir haben uns auf den Weg gemacht um, die Schüler, Lehrer, Coaches, sowie Schauspieler zu interviewen. Ivo Bärtsch, der Leiter der beiden Theatergruppen am Lyceum war unsere erste Zielperson. Die Frage, wie Theater in der Zukunft aussehen wird, konnte er uns nicht beantworten, jedoch ist für ihn klar, dass der direkte Austausch zwischen Spielern und Zuschauern immer bestehen bleiben wird. Dies lasse sich dadurch erklären, dass der Live-Moment einzigartig sei. Das Einzigartige bleibt nicht bestehen, wenn man nur noch versucht aus alten Originalstücken neue Fassungen zu machen. Man muss bereit sein innovative und moderne Dramatexte auf die Bühne zu bringen. «Mier hend Tragödia vorem Huus.», meint Ivo. Das soll bedeuten, dass ständig Material da ist, worüber man schreiben kann, man muss also nicht immer alte Stücke entstauben.

Da lebt einer fürs Theater, denken wir. Als Theaterlehrer kann er nur für das Theater leben. Aber wie sieht es bei anderen aus, bei den Schülern und Schülerinnen? Ist Theater wichtig für sie? Hier spalten sich die Meinungen. Eine Schülerin der M4b meint, Theater habe ganz bestimmt eine Zukunft. Ein anderer hingegen ist überzeugt, dass «alli nurno Netflix luegend», wodurch das Bühnenspiel nach und nach verschwindet. Ein Schüler der 6. Gymnasialklasse ist derselben Meinung. Auf die Frage, welche Leute das Theater anziehen würde, behauptet er: «Theater ist für Leute, die zu faul sind, die Texte zu lesen.» Relativ provokant, nicht wahr? Eine Lehrerin der Schule, findet hingegen: «Mich bringt Theater zum Nachdenken, das ist toll!».

Die Ansichten, wie Theater sein soll, spalten sich ebenfalls. «Theater muss verwirrend sein, mir gefällt Theater, wenn man es nicht versteht», meint ein Deutschlehrer des Gymnasiums. Des Weiteren findet er, man müsse überrascht werden «jemand soll Farbe herumspritzen, das würde mir gefallen!». Auf unsere erstaunten Gesichter meinte er darauffolgend: «Ja, das hättet ihr nicht erwartet». Heisst das, Bühnenwerke brauchen einen Überraschungseffekt, damit man sie geniessen kann?

Auf die Frage, weshalb sie sich mit ihrer Klasse am BEST beteiligen, bekommen wir von Lehrern Antworten wie: «Die Kinder sollten etwas als Team erarbeiten und so ihren Zusammenhalt stärken» oder «Die Schüler sollen erlernen sich in andere Persönlichkeiten hineinzuversetzen um so ein besseres Verständnis für ihr Gegenüber zu entwickeln».

Der letzte von uns befragte Schüler und Schauspieler im Lyceum, hat noch ein abschliessendes Wort. Für ihn spielt es keine Rolle, ob man selbst auf der Bühne steht, oder im Publikum sitzt. Wenn es ums Theater geht, gilt für beide Seiten das gleiche: «Es ist eine Lehre fürs Leben.»

Ode to our toad
Projektgruppe Zuoz Globe von Paula Savary and Lara Cantoni

It’s 1928, the Amber family is dining at an elegantly set table in their mansion. Their bloodline is cursed. Their son is a toadish creature with big feet and green eyes. As he enters the dining hall, green slimy substance comes out of his mouth. The creature continues and pours its beverage all over the table. The odd behaviour makes the public laugh, scream and shudder at the same time.  Until Jonathan, the father, loses his temper: He wants to send the toad away and clarifies: “It shall not return, before it is cured!”


The spooky, surreal fairy tale was written by Ivan Demichev  - who also plays the role of the father. He was inspired by the french playwright Antonin Artaud.

The Lyceum’s Aula has seemingly turned into a gothic castle deep in the Scottish Highlands. A cross is nailed against the wall and a priest is creeping around. Is this all about religion? Somehow yes. A mysterious narrator’s voice enlightens the audience on the background of the story. Scary sounds complete the gloomy atmosphere. Green lights, the mother’s khaki dress and grapes foreshadow the green culmination of the play. A normal family dinner is interrupted by a surprise visit of the (former) son. The poor creature is stabbed to death by his own father. This awakens the beast and the toad takes revenge and eats his own father.

Schuldesaster - Das Chaos beginnt
6. Klasse, Schulhaus Montalin, Chur von Jessica Willi und Fabian Furrer

Auftakt im Klassenzimmer. Eine ganz gewöhnliche Klasse mit all ihren verschiedenen Schülertypen: Die einen heulen, weil sie nur eine 5 geschrieben haben, manche sind wie wild am Rechnen und kommen doch nicht aufs richtige Resultat. Andere sitzen einfach da und können gar nichts. Dies gefällt aber keinem, auch nicht der Klasse aus Chur! Im Rahmen einer Fernsehshow suchen und präsentieren sie verschiedene neue Schulsysteme. Der Szenenwechsel ist wild. Wissenschaftler, Schüler, Lehrer und aufgetakelte Moderatorinnen versuchen dem Publikum Spenden für ihr jeweiliges Schulsystem zu entlocken. Mit den Slogans: «Dummheit fördert Intelligenz» und «Die Hölle, ach nein, die Höhle der Lehrer» preisen die Moderatorinnen die neuen Systeme. Darunter befindet sich das System einer bewegten Schule, sowie eine Naturschule, in der seelische Ausgeglichenheit durch das Berühren von Bäumen gefördert wird. Auch für das Problem der unergonomischen und Rückenschmerzen verursachenden Schulbank muss eine Lösung gefunden werden.  Amerikanische Forscher präsentieren als Lösung den sogenannten «All-In-One-Stuhl» mit diversen interessanten Features. Mit einem choreographisch abgestimmten Song zur Melodie von Miley Cyrus’ Wrecking Ball und dem #WirSindSoWieWirSind findet das Spektakel ein Ende und hinterlässt eine bedeutende Botschaft.

Das grosse Chaos
3./4. Klasse Versam, Safiental
von Flavio Peterelli und Zippora Orlik

Drei Familien, drei Lebensformen, ein Haus. Ding, Dong und Wum sind komplett verschieden. Die eine Familie sammelt leidenschaftlich Dinge, die andere singt und tanzt, wann immer es möglich ist und die dritte, die Familie Wums, sticht noch mal besonders heraus. Sie schauen Fussball, prügeln sich und sind stets mit negativer Energie geladen. Streit untereinander ist also vorprogrammiert. Kommen sie auf einen grünen Zweig oder endet es in einer Nachbarschaftsfehde? Die Familien schaffen es, ihre Differenzen zu überwinden, feiern am Schluss gemeinsam eine Versöhnungsparty und sind glücklich, unter einem Dach zu leben.


Das Stück wird von zahlreichen Sprechchören, welche auf spielerische Art und Weise vorgetragen werden, und von gelungenen Musikeinlagen begleitet, welche die Kinder auf ihren Instrumenten spielen.

Zur Vorbereitung haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam das Buch Wum, Bum und die Damen Ding und Dong gelesen. Spielerisch haben sie sich Gedanken gemacht, wie man das Thema auf die Bühne bringen könnte und dann gemeinsam die einzelnen Szenen entwickelt.

Das Thema hat die beiden Klassen aus Versam auch in den Vorbereitungen stark beschäftigt. Auch hier galt es, Unterschiede zu überwinden, und trotz verschiedener Charakterzüge ein Team zu bilden, damit die Aufführung schlussendlich so toll gelingen konnte.

DIVERSI
1.-6. Classe, Scuole Lostallo
von Lara Cantoni e Telma Seixas Fernandes

Essere diversi è bello. È questo che gli allievi delle scuole elementari di Lostallo ci vogliono dimostrare con lo spettacolo «DIVERSI». La loro recita ha i partecipanti più giovani del BEST festival di quest’anno. Appena arrivati sul palco, ogni uno dei bambini ci dice perché lui/lei stesso/a è diverso/a. In questo modo tutti i ragazzi hanno la possibilità di esprimere la propria personalità. Lo spettacolo non è solo teatro, ma anche musica, danza e acrobatica, le quali lo rendono molto variato e speciale. Con delle mosse acrobatiche gli attori rappresentano degli oggetti di ogni giorno come per esempio una macchina di caffè, una radio, oppure un tostapane. Sul palco ci fanno anche vedere che esistono tantissime cose ordinarie che sono costituite da materiali che non si assomigliano per nulla. Questo lo dimostrano in base a una fontana fatta di sasso, che è duro, e riempita d’acqua, che è liquida. La rappresentazione è veramente riuscita. Per noi è stato un piacere di avere l’occasione di osservare come il gruppo intero, dalla prima alla sesta classe, ha lavorato insieme verso lo stesso obiettivo di presentare una creazione unica. «Se fossimo tutti organizzati, mancherebbe il caos.”. Con frasi come questa gli allievi ci insegnano che il mondo non è perfetto, perché siamo tutti diversi. E va bene così!»

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