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Ein Preis auch für die Menschen im Nahen Osten

Pascal Weber erklärt komplexe Nahost-Realitäten anhand berührender Einzelschicksale. Nun ist der Fernsehjournalist mit Wurzeln im Linthgebiet für sein Schaffen ausgezeichnet worden.

14.12.18 - 10:13 Uhr
Leben & Freizeit
Herausragende journalistische Leistungen: Pascal Weber (Mitte) und die Medienvereinigung Öffentlichkeitsgesetz St. Gallen werden ausgezeichnet.
Herausragende journalistische Leistungen: Pascal Weber (Mitte) und die Medienvereinigung Öffentlichkeitsgesetz St. Gallen werden ausgezeichnet.
PRESSEBILD

Niemand in der Schweiz soll je sagen können, er habe nichts von diesem Krieg gewusst. Mit diesen Worten erklärt Pascal Weber, Nahostkorrespondent des Schweizer Fernsehens SRF, seine Motivation für seine journalistische Berichterstattung aus Kriegsgebieten. «Was der Einzelne dann mit den Informationen macht, liegt nicht mehr in meinen Händen», sagte er. Aber er möchte den Menschen zumindest die Grundlage, die Informationen zu den Konflikten, liefern. Dies ist seine Motivation, und sie treibt ihn seit acht Jahren an, fundiert aus Krisengebieten im Nahen Osten zu berichten.

Für seine Beiträge, Einschätzungen und Reportagen aus Kriegsgebieten hat Pascal Weber gestern Abend nun eine würdige Auszeichnung erhalten: Im Pfalzkeller St. Gallen durfte er den mit 10 000 Franken dotierten Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz entgegennehmen. Der Preis wird seit 1952 als Anerkennung für ausserordentliche journalistische Leistungen verliehen.

Zugang zu den Menschen

Pascal Webers Geschichten sind Geschichten über Einzelschicksale, führte Jurypräsidentin Hildegard Jutz aus. Er fände überall Zugang zu den Menschen, seien es Kurden im Nordirak oder syrische Flüchtlingskinder im Libanon. «Ihre Geschichten erzählt er engagiert und rücksichtsvoll.» Dabei sei er immer bestrebt, die Situation der Menschen durch die Berichterstattung nicht noch komplizierter, schwieriger zu machen. «Anhand persönlicher Schicksale erklärt er uns komplexe Nahost-Realitäten», fasste Jutz zusammen.

Weber, seit einigen Jahren in Beirut stationiert, schwärmt regelmässig aus in umliegende Länder, um über Brennpunkte der Weltpolitik zu berichten oder um als Experte im Fernsehstudio komplexe Hintergründe einzuordnen. Beachtlich sei vor allem, dass er zu Beginn seiner Arbeit direkt «ins kalte Wasser geworfen wurde». Sein Einsatz im Nahen Osten begann nämlich mit dem Arabischen Frühling. «Innert kürzester Zeit musste er sich in die komplexe Nahost-Thematik einarbeiten», resümierte die Jurypräsidentin.

Vom Alltag im Kriegsgebiet

Ein Auszug aus einer Reportage in Mossul, Nordirak, führte den Zuschauern eindrücklich vor Augen, mit welchen Realitäten der 45-Jährige täglich zu tun hat: Kugelhagel, Bombensplitter, Überreste von Selbstmordattentätern auf der Strasse und verzweifelte Familien, die Schutz suchen.

Weber sieht den Preis nicht nur als Anerkennung für sich selbst.An die Jury gewandt sagte er: «Sie zeichnen heute Abend nicht nur mich aus, sondern auch all jene, die mir ihre Geschichten erzählt haben.» Dies trage dazu bei, dass die Schicksale der betroffenen Menschen in Kriegsgebieten nicht einfach vergessen gehen würden.

Gemeinsam für Lohntransparenz
Einen Anerkennungspreis erhielt gestern zudem die Medienvereinigung Öffentlichkeitsgesetz St. Gallen mit ihrer Recherche zum Thema Lohntransparenz. Resultiert war ein Beitrag mit dem Titel «So viel verdienen die 77 St. Galler Gemeindepräsidenten». Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz, wurden deren Löhne publiziert. Dass sich Journalisten von elf Ostschweizer Medien, darunter die «Zürichsee-Zeitung Obersee», NZZ, «St. Galler Tagblatt» und SRF Regionaljournal Ostschweiz, für eine Recherche zusammentun, sei ein Novum. 

3 Fragen an Pascal Weber, Nahost-Korrespondent SRF aus Eschenbach

Pascal Weber in Rapperswil-Jona.
Pascal Weber in Rapperswil-Jona.

1. Pascal Weber, sind Sie direkt aus Beirut an die Preisverleihung nach St. Gallen gekommen?
Ich bin heute Morgen um ein Uhr in Beirut ins Taxi gestiegen – ich wäre aber so oder so in den nächsten Tagen für ein Korrespondententreffen des SRF in die Schweiz geflogen. Zuvor war ich mit meinem Team im Iran im Einsatz. Wir wollten unter anderem wissen, welche Auswirkungen die Verschärfungen der US-Sanktionen gegenüber dem Iran im Land haben. Das hat weitreichende Auswirkungen: Das Volk leidet, was sehr erschütternd ist.  

2. Sie berichten aus Krisenregionen – haben Sie manchmal Mühe, Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag zu verarbeiten?
Ich habe das Glück, dass ich eine junge Familie habe: Mein Sohn ist fünfeinhalbjährig, meine Tochter zweieinhalb. Wenn ich nach einem Syrien-Trip oder aus Mossul heimkomme, will mein Sohn sofort mit mir Lego spielen. Das ist manchmal fast «lebensrettend» für mich. Es nimmt mich sofort mit in eine andere Welt.

3. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Es ist eine schöne Bestätigung. Schön waren aber vor allem auch die Reaktionen der Menschen aus den Kriegsgebieten, die sich mir geöffnet hatten, die via Social Media von meiner Auszeichnung erfahren haben: Für sie ist es ein Stück weit auch ihre 
Geschichte, die ausgezeichnet – und vor allem: wahrgenommen – wird. 

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