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«Wir haben unser Ziel übertroffen»

Das Projekt Jugendmobil ist Geschichte. 24. und letzter Standort der Tournee durch den Kanton Graubünden war die Gemeinde Tamins. Nach dreieinhalb Jahren zieht der Dachverband Jugend.gr eine positive Bilanz.

11.12.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Stefan Parpan Jugendmobil
Stefan Parpan Projektleiter Jugendmobil Graubünden. Fotografiert am 7. Dezember 2018 Bild Yanik Bürkli
Yanik Buerkli

Mehr als 1200 Jugendliche haben in den vergangenen dreieinhalb Jahren am Projekt Jugendmobil teilgenommen. Das von Jugend.gr und vom Kanton ins Leben gerufene Projekt machte in 24 verschiedenen Bündner Gemeinden auf die kommunale Kinder- und Jugendförderung aufmerksam. Mit Erfolg. «Wir haben unser Ziel übertroffen», so Projektleiter Stefan Parpan am Abschlussevent des mobilen Jugendtreffs.

Reise zu den weissen Flecken

Seit 2015 tourt das Jugendmobil von Jugend.gr, dem Dachverband der Kinder- und Jugendförderung Graubünden, durch den Kanton. Im mobilen Jugendtreff erleben Jugendliche, aber auch Erwachsene, was professionelle Kinder- und Jugendförderung beinhalten kann. Ziel ist es, dass alle Kinder und Jugendlichen – egal, wo sie wohnen – Zugang zu einem entsprechenden Angebot erhalten. Deshalb besuchte das Jugendmobil insbesondere Gemeinden, in denen es bisher keine oder nur wenige Angebote gab.

Die Jugendlichen konnten jeweils in den rund vier Wochen, in welchen der «Container» in ihrer Gemeinde stationiert war, verschiedene Projekte realisieren und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. So schrieben Jugendliche beispielsweise Songs, nahmen diese auf und drehten dazu ein Musikvideo. Diese Videos sind auf dem Youtube-Kanal «Jugendmobil» zu finden. Daneben wurden den Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren auch verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten – wie beispielsweise Tischfussball, Darts, Gesellschaftsspiele oder auch ein mobiler Skatepark.

Dreieinhalb «sehr schöne Jahre»

Das eigentlich bis im Mai dieses Jahres vorgesehene Projekt wurde schliesslich bis November verlängert. Eine weitere Verlängerung kam laut Parpan aber nicht infrage: «Wir haben alle Standorte besucht, die unserer Zielgruppe entsprechen», sagt der Projektleiter.

«Bis 2020 rechnen wir mit einem Total von 14 bis 15 Standorten mit Angeboten für Jugendliche.»

Der Abschluss des Projekts am Wochenende in Tamins hat für Parpan zwei Seiten. Einerseits sei er etwas traurig. «Es waren dreieinhalb sehr schöne Jahre.» Andrerseits stehe da natürlich auch der Erfolg: Das Ziel, dass ein Drittel der besuchten Gemeinden ein Angebot für Kinder und Jugendliche schaffe, sei mit neun Standorten bereits übertroffen. Safiental (Valendas), Zuoz, Zernez, Poschiavo/Brusio, Val Müstair, Untervaz, Zizers, Andeer und Surses haben Angebote für Jugendliche geschaffen. In verschiedenen anderen Gemeinden laufe der Prozess noch.

Vielfältiger Kanton Graubünden

Als spezielles Highlight bleibt Parpan vor allem eines in Erinnerung: Beim Besuch in der Val Müstair im Sommer 2016 hätten die Jugendlichen mehr als 250 Unterschriften für einen Jugendtreff gesammelt. «Sie konnten über einen Viertel der Einwohner mobilisieren.»

Die einzige bleibende Erinnerung sei dies aber nicht. «Es hat auch andere Standorte gegeben, die ein wahnsinniges Engagement an den Tag gelegt haben», erinnert sich Parpan. Dank der Projektarbeit habe er einmal mehr gesehen, wie vielfältig der Kanton Graubünden sei. «Die verschiedenen Regionen mit den verschiedenen Sprachen haben mich fasziniert», so Parpan.

Auch wenn das Projekt jetzt abgeschlossen ist: Der Fachstellenleiter von Jugend.gr wird auch weiterhin die Gemeinden unterstützen. Wie Parpan erklärt, gehört dies zum Leistungsauftrag, den der Kanton der Organisation Jugend.gr seit 2010 erteilt hat. «Bis 2020 rechnen wir mit einem Total von 14 bis 15 Standorten mit Angeboten für Jugendliche.»

Das Prättigau bleibt aussen vor

Zu tun gäbe es auch nach 2020 noch einiges. Zwar sind seit der Gründung des Dachverbandes Jugend.gr im Jahre 2005 in allen Regionen des Kantons Angebote für Jugendliche entstanden – ausser im Prättigau. «Bis heute kann im Prättigau kein einziger Jugendtreff mit professioneller Betreuung angeboten werden», sagt Parpan. Immerhin gebe es in Klosters ein Angebot der Kirchgemeinde, das in die gleiche Richtung gehe. Mit anderen Regionen und deren Angeboten vergleichen könne man dies aber nicht.

Gründe, weshalb in dieser Region oder auch in anderen Gemeinden kein Jugendtreff realisiert werden konnte, gibt es laut Parpan viele. «Teilweise ist das auf die finanzielle Lage der Gemeinden zurückzuführen. Teilweise fehlte das Interesse seitens der Bevölkerung. Oder das Engagement der Jugendlichen war schlicht und einfach nicht da», so Parpan. Werden die «Hausaufgaben» von den Jugendlichen – wie beispielsweise das Sammeln von Unterschriften für einen Jugendtreff – nicht gemacht, «erzwingen wir nichts».

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