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Unten heiss, oben weiss, wo noch Eisblumen blühen

Wer die Hitze und Kälte nicht am eigenen Leib gespürt hat, glaubt es nicht: Keine 1000 Meter Höhe trennen den Frühling in Glarus vom Winter auf dem Urnerboden.

Martin
Meier
10.04.19 - 04:30 Uhr
Tourismus

Krokusse sorgten vor einer Woche für Farbtupfer, Magnolien dufteten – angesagt war T-Shirt-Wetter. Der Frühling heizt dem Winter ein und lässt die Schneeglöckchen welken – wenigstens im Tal.

Oben auf dem Berg lässt die Kälte am Fensterglas die Eisblumen blühen. Die grösste Alp der Schweiz, der Urnerboden, ist eingewintert. Bis zu zwei Meter hoch türmt sich der Schnee noch am Strassenrand. Radfahrer keuchen die Steigung hoch.

Aus dem Appenzell und Bayern

Motorenlärm durchbricht die sonst unendliche Stille. Das Geheul stammt nicht von Schneetöffs. Deshalb ist für die Fahrer der Maschinen auch schon kurz nach der Käserei Schluss. Das aufgestellte Fahrverbot scheint hier überflüssig.

«Die Wintersaison hat bei uns erst angefangen.»
Markus Walker, Wirt Gasthaus «Urnerboden»

Nichtsdestotrotz geben die zwei Appenzeller Motorrad-Piloten gross an: «Wir montieren jetzt die Ketten.» Um kleinlaut zuzugeben: «War nur ein Scherz. Wir wollten nur sehen, wie weit wir kommen», sagt Beat Räss, der mit Kollege Albert Signer auf Ausfahrt ist. Und diese endet für sie auf knapp 1400 Metern über Meer.

Auf gleicher Höhe endet die Tour für Herbert Lipp und Georg Schatz. Die beiden sind nicht aus einem anderen Kanton, sondern gar aus einem anderen Land angereist – und nicht von unten, sondern von weiter oben, wo der Schnee noch höher liegt. Mit «Pfüati Gott» begrüssen die zwei Allgäuer die Urner, die im Winter Glarner sind, welche mit «Grüezi» antworten.

«Wir kommen von Gabi», erklärt Lipp. Und er meint damit Hüttenwartin Gabi Aschwanden von der Fridolinshütte. «Zuvor waren wir noch auf dem Tödi», ergänzt Schatz so nebenbei. Der Eisabbruch des Bifertenfirn sei leicht zu bezwingen gewesen, erzählen die beiden. «An einigen Stellen mussten wir die Skis einfach ab- und die Steigeisen anschnallen. So einfach sei das. «Also: Pfüati Gott.»

Wintersaison bis im Juni

Die zwei Deutschen aus dem Freistaat Bayern trifft man später nicht in irgendeiner Hütte wieder, sondern im Gasthaus «Urnerboden», in dem auch «Hüttenwart» Markus Walker da ist. Und da isst auch ein Appenzeller Urner Bergkäse.

«Die Wintersaison hat bei uns erst angefangen», meint Gastgeber Walker. Und er meint damit diejenige der Skitourenfahrer. An schönen Wochenenden kämen bis zu 200 der Wintersportler, von denen viele den höchsten Glarner zum Ziel hätten.

«Die meisten Tourenfahrer kommen dann aber kurz nach der Klausenpass-Eröffnung.» Dann, wenn sie hochfahren können, bis sie den bei Skitourengängern beliebten Clariden vor Augen haben. Wann die Passstrasse von den teils über zehn Metern hohen Schneemassen ausgefräst ist, kann Walker nicht sagen. Nur so viel: «Freie Fahrt wird zwischen Mitte Mai und Mitte Juni der Fall sein.

Im April macht das Wetter noch, was es will. Im Moment ist es wieder kühler geworden und das T-Shirt muss der Jacke weichen.

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