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Das lange Warten auf ein kleines Fleckchen Erde

Gartenfreunde in Rapperswil-Jona brauchen viel Geduld: Wer einen Schrebergarten pachten will, muss mehrere Jahre warten. Durch die Pläne für eine Überbauung im Dornacker könnte sich die Wartezeit weiter verlängern.

15.07.19 - 18:14 Uhr
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Idyllisch: Die Schrebergärten in Rapperswil-Jona sind beliebt. Wer einen Garten pachten will, muss Geduld aufbringen, denn die Wartelisten sind lang. Bilder Markus Timo Rüegg
Idyllisch: Die Schrebergärten in Rapperswil-Jona sind beliebt. Wer einen Garten pachten will, muss Geduld aufbringen, denn die Wartelisten sind lang. Bilder Markus Timo Rüegg

Grüne Oasen sind ein rares Gut in Rapperswil-Jona. Ein eigenes Gärtchen pflegen, Gemüse anbauen und sich nach Feierabend an einen schattigen Platz im Grünen zurückziehen – das wollen viele. Entsprechend beliebt sind die rund 300 Schrebergärten, welche die Stadt an sechs Standorten anbietet. Dass sich Hobbygärtner in der Rosenstadt in Geduld üben müssen, ist nichts Neues. Künftig könnten die Wartezeiten aber noch länger werden. Denn ein Teil der Schrebergärten auf dem Stadtgebiet muss möglicherweise in naher Zukunft einer Wohnüberbauung weichen.

Konkret geht es um die rund 90 Familiengärten auf dem Dornacker. Auf den Arealen Dornacker und Hanfländer verwaltet die Ortsgemeinde rund 260 Schrebergärten. Auf dem Dornacker, am Fusse des Meienbergs, möchte sie aber eine Überbauung realisieren. Dies, sobald die notwendige Teilzonenänderung rechtskräftig ist (diese Zeitung berichtete mehrfach). Die Teilzonenplanänderung, gegen die sich Widerstand von Parteien und verschiedensten Vereinen regte, möchte die Ortsgemeinde im Herbst nochmals neu angehen. «Wir planen dazu eine Auslegeordnung, allenfalls unter Beizug verschiedener Parteien, wie etwa der IG Meienberg», sagt Geschäftsführer Christoph Sigrist auf Anfrage.

Was mit den Schrebergärten geschieht, wenn das Projekt zustande kommt, sei noch offen: «Dazu werden wir uns Gedanken machen, wenn das Areal umgezont ist.» Die Ortsgemeinde sehe sich allerdings nicht in der Pflicht, einen Ersatzstandort für die Schrebergärten bereitzustellen. Dies sei wohl Aufgabe der Stadt.

Neue Zonen für die Gärten?

Doch auch bei der Stadt gibt es dazu keine konkreten Pläne: Wie Bauchef Thomas Furrer sagt, könnte sich die Stadt allenfalls bei der Ortsplanungsrevision überlegen, Schrebergartenzonen zu schaffen. «Dies kennen andere Städte zum Teil schon.» In Rapperswil-Jona befinden sich die Schrebergärten in den Zonen für öffentliche Bauten sowie in den Grünzonen. Die Nutzung der Grundstücke für Schrebergärten sei darum nicht auf Jahre zugesichert. Eine Umlagerung der Familiengärten im Dornacker könnte laut Furrer zum Thema werden, wenn sich dort mit dem konkreten Bauvorhaben eine grössere Nachfrage abzeichnen würde.

Lange Wartelisten gibt es in Rapperswil-Jona vor allem für jene Schrebergärten, in denen ein kleines Gartenhäuschen mit zum Pachtland gehört. Dazu zählen die Standorte Holzwies (Ost und West), Tägernau und Langrüti. Dort warten aktuell 52 Personen auf eigene Gärtchen. Kein Gartenhaus erlaubt ist indes an den kleineren Schrebergarten-Standorten Busskirch und Eisenbahn-Florastrasse. Dort sei die Nachfrage nach Schrebergärten deutlich geringer, heisst es bei der Stadt.

Gärtnern bis ins hohe Alter

Bei den Schrebergärten der Ortsgemeinde gehören kleine Gartenhäuschen ebenfalls zur Infrastruktur. Und auch dort müssen Interessierte lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Zwar stehen aktuell nur sieben Personen auf der Warteliste. Trotzdem könne es lange dauern, sagt Willi Schneider, der die Familiengärten verwaltet. «Viele verlassen ihre Schrebergärten erst, wenn sie altersbedingt keine Gartenarbeiten mehr machen können.» Schneider kennt Pächter, die sich 30 Jahre oder sogar länger mit Herzblut um ihren Garten kümmerten.

Erst letzthin durfte er einer 70-jährigen Frau die frohe Botschaft überbringen, dass nach jahrelangem Warten ein Schrebergärtchen frei geworden sei. «Sie hat sich unglaublich gefreut.»

Ein anderer, ebenfalls jahrzehntelanger Pächter eines Schrebergartens, spaziere heute noch mit dem Rollator an seinem einstigen Garten vorbei, um zu schauen, wie sein Nachfolger sich darum kümmere. «Dies zeigt, dass die Gärten für die Pächter eine Herzensangelegenheit sind.» Aktuell seien die meisten Hobbygärtner zwischen 30 und 40 Jahre alt, darunter viele Familien.

Biodiversität ist gefragt

Auch wenn die Zeit in den grünen Oasen scheinbar still steht: Das Gärtnern hat sich verändert. Biodiversität sei heutzutage ein grosses Thema, sagt Schneider. Dazu gibt es in den Schrebergärten der Stadt im August erstmals einen Kurs, organisiert vom Schrebergartenverein Langrüti. Die Teilnehmer lernen, was es heisst, biologisch zu gärtnern – und wie sie die Biodiversität in ihren kleinen Oasen fördern können.

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