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Bei Weltumsegler Oliver Heer ist das Lächeln zurückgekehrt

Nach einer schwierigen Woche mit diversen Reparaturen hat Oliver Heer seine gute Laune wiedergefunden. Der Rapperswil-Joner biegt bei der Vendée Globe langsam, aber sicher auf die Zielgerade ein.

Silvano
Umberg
07.02.25 - 04:30 Uhr
Linth
Auf dem Weg ins Ziel: Oliver Heer fokussiert sich momentan auf die letzten Tage auf der Vendée Globe.
Bild Richard Mardens

In der elften Woche seines Abenteuers im Rahmen der Vendée Globe hatte Oliver Heer sein typisches Lächeln verloren. Zweimal innert Kürze hatte er das Hauptsegel reparieren müssen. Dazu eine Seilwinde. Weiter büsste er durch ein Windloch Zeit ein. Kurz: Es lief dem Rapperswil-Joner schleppend, mühsam. Sein regelmässiges Videoupdate mochte er da gar nicht mehr aufnehmen.

Mittlerweile hat Heer seine gute Laune aber wiedergefunden. Sehr geholfen hat ihm dabei eine Nachricht aus der Heimat. Auf seinem Schiff «Tut gut» führt er eine Schachtel mit handschriftlichen Notizen seiner Frau mit, eine Notiz für jeden Renntag. Das ist eine seiner wertvollsten Motivationsquellen.

Und eine Nachricht hat ihn nun speziell aufgemuntert, wie er sagt: «Während ich meinem Traum folge und nonstop und allein um die Welt segle, arbeitet meine Frau unglaublich hart und managt einen Grossteil der Kampagne hinter den Kulissen. Ohne sie wäre ich nicht hier.» Es sei eine schöne Erinnerung daran, dass das Segeln bei der Vendée Globe zwar ein Einzelsport sei, aber kein Solosegler einen Ozean völlig allein überquere.

Oliver Heer aus Rapperswil-Jona hat mittlerweile gut 90 Prozent der 45'000 Kilometer der Vendée Globe zurückgelegt. Rund 4400 Kilometer fehlen noch bis zum Ziel im französischen Les Sables D'Olonne.
Grafik: Linth-Zeitung \/ rk

Oliver Heers Erkenntnis bei der Vendée Globe: «Geniesse den Moment»

Beim Reflektieren seiner Situation kam Heer noch auf eine Erkenntnis, die er als Erfahrung oder Lehre für das Leben nach dem härtesten Segelrennen der Welt mitnehmen will: «Es gibt immer Gründe, nicht glücklich zu sein; irgendein Problem im Hintergrund, das einen stört. Aber es ist so schade, wenn man sich dadurch davon abhalten lässt, den Moment zu geniessen. Man muss einen Schritt zurücktreten und jeden Tag nach Freude suchen. Man sollte trotz kleinerer Probleme und Herausforderungen glücklich durchs Leben gehen.»

Nicht zuletzt dank einer Nachricht seiner Frau: Oliver Heer, Vendée-Globe-Teilnehmer aus Rapperswil-Jona, hat sein typisches Lachen wiedergefunden.
zVg

Was Heer auf seiner Reise auch immer wieder erfährt, ist, welchen Wert scheinbar kleine Dinge haben können. «Es gibt nichts Besseres als eine schöne Dusche, um Körper und Geist zu entspannen – selbst mitten im Atlantik», berichtet er. Nachdem er in den vorangegangenen 24 Stunden heftigen Böen ausgewichen war, bot sich Ende letzter Woche während einer seltenen heissen, windstillen Phase die Möglichkeit, um sich zu erfrischen – und etwas Wäsche zu waschen.

Zurück in der nördlichen Hemisphäre

Der vergangene Sonntag, 2. Februar, markierte für den Rapperswil-Joner einen der letzten grossen Meilensteine ​des Rennens: Heer überquerte den Äquator und kehrte zurück in die nördliche Hemisphäre. Die Kehrseite davon: Er fuhr direkt in harte, heftige Aufwindbedingungen, die seine neu entdeckte gute Laune sicher auf die Probe stellen werden.

Was aber sicher zusätzliche Motivation sein dürfte, ist, dass die Zieleinfahrt immer greifbarer wird. Heer hat nun gut 90 Prozent der rund 45'000 Kilometer langen Strecke zurückgelegt. Bis zum Ziel im französischen Les Sables D'Olonne sind es noch rund 4400 Kilometer. Eintreffen dürfte er dort zwischen dem 14. und 16.  Februar – und damit Geschichte schreiben, denn: Nie zuvor hat ein Deutschschweizer die Vendée Globe beendet.

In den verbleibenden knapp zehn Tagen wird der 36-jährige Profisegler weiterhin nach der optimalen Balance zwischen Leistung und Sicherheit suchen. Und die Wettersysteme im Nordatlantik genau im Auge behalten. Mittlerweile sind 22 der 40 am 10. November gestarteten Schiffe im Ziel. Sieben Segler haben aufgeben müssen, elf sind noch unterwegs. Heer befindet sich auf Zwischenrang 29.

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