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Postvertretern weht in Benken ein rauer Wind entgegen

Auf den Service public sollen die Benkner künftig nicht verzichten müssen. Wohl aber auf ihre Poststelle. Das kommunizierten Vertreter der Post am Dialoganlass in der Rietsporthalle deutlich. Die Wogen gingen hoch.

Linth-Zeitung
14.02.19 - 14:46 Uhr
Wirtschaft
Entrüstetes Publikum: Post-Regionsleiter Thomas Simeon hat am Dialoganlass in der Rietsporthalle in Benken keinen leichten Stand
Entrüstetes Publikum: Post-Regionsleiter Thomas Simeon hat am Dialoganlass in der Rietsporthalle in Benken keinen leichten Stand
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Spätestens seit dem 25. Januar wissen die Bewohner von Benken: Ihre Poststelle wird nicht in derselben Form weitergeführt wie bisher. Am Dialoganlass in der Rietsporthalle informierten am vergangenen Freitagabend Vertreter der Post, wie sie künftig den Service public in Benken aufrechterhalten möchten. Zwei Varianten sind dazu in Abklärung. Die Filiale mit Partner oder der Hausservice. Beide Modelle stellte Thomas Simeon, Leiter Region, den Anwesenden vor. Wunsch der Post sei eine Filiale mit Partner. Lange Öffnungszeiten und die Stärkung des Partners, der mit der Post zusammenarbeitet, sind gemäss Simeon die Argumente, welche dafür sprechen.

Ein Bargeldbezug bis 500 Franken sollte bei dieser Variante ebenfalls möglich sein. Wobei nur für den Bezug von 50 Franken garantiert wird. «Wir können unseren Partnern Grossmengen Geld nicht zumuten», so die Erklärung. Das ist auch der Grund, weshalb das Modell Filiale mit Partner keine Bareinzahlungen im entsprechenden Geschäft plant. Es sei aber möglich, mit der Karte die Einzahlungen zu begleichen. Hier entstehe sogar ein Mehrwert, denn auch Maestro und Co. seien zugelassen.

Wer trotzdem auf der Bargeldzahlung beharrt, kann sich einmalig registrieren lassen. Ein entsprechendes Schildchen auf dem Briefkasten platziert, signalisiert dem Pöstler, dass er an der jeweiligen Haustüre vorbeigehen soll. Die Einzahlungen werden dann vor Ort abgeholt.

Mit Schildchen funktioniert auch der Hausservice. Dabei wird für jeglichen Postverkehr ein solches auf den Briefkasten gelegt und gewartet, bis der Postbote an der Haustüre klingelt.

«Erschossen oder vergiftet»

Es war gegen Ende seiner Präsentation, als Simeon die Säbel rasseln liess. «Wenn wir keinen Partner in Benken finden, dann wäre der Hausservice die Alternative», so seine klaren Worte. Für einen Moment war betretenes Schweigen in der Halle spürbar. Dann breitete sich ein Gemurmel aus, was vermuten liess, dass Wortmeldungen folgen würden.

«Ich habe also nur die Wahl, erschossen oder vergiftet zu werden. Leben oder sterben, dazu kann ich mich nicht äussern», stellte die erste Stimme richtig. Es folgte eine Reihe von Entrüstungen über das Vorgehen der Post. Die Liste der Vorwürfe war lang. Darunter, dass im Vorfeld des Dialoganlasses eine Kontaktaufnahme mit den ortsansässigen Geschäften nötig gewesen wäre. Auch dass die Poststelle Benken garantiert keine roten Zahlen schreibe und nun doch geschlossen werde.

Bedenken wurden geäussert. Etwa, dass das Personal in einer allfälligen Filiale nicht gut genug geschult sei, um komplizierte Sendungen in Auftrag zu geben. Aber auch konkrete Vorschläge kamen zu Wort. Ob eine Verlegung der Post in das Gemeindehaus möglich wäre, als Beispiel. Nur eine Stimme äusserte sich positiv, anerkannte die Veränderung als den Lauf der Zeit.

Sorge um Posthalter-Ehepaar

Es gab an diesem Abend mehrheitlich entrüstete, entsetzte, verärgerte oder einfach nur enttäuschte Voten. Fast alle hatten etwas gemeinsam. Die Besorgnis um die weitere Existenz des Posthalter-Ehepaars Rüegg. Dieses habe seine Poststelle mit grossem Einsatz geführt, ein solches Aus nicht verdient, waren sich die Anwesenden einig. Thomas Simeon garantierte, dass die Post eine Anschlusslösung für das Ehepaar Rüegg aufgleisen werde.

Eine gute Lösung für die Rüeggs und für Benken mit all seinen Einwohnern, der Industrie und dem Gewerbe, das wünschte sich die anwesende Gemeindepräsidentin Heidi Romer, wie sie am Infoanlass gegenüber der «Linth-Zeitung» sagte. Dass das Gemeindehaus der Partner für die Postfiliale wird, das bezweifelte sie allerdings. «Von unseren Öffnungszeiten profitieren die Postkunden nicht», stellte sie richtig.

Wer Postpartner wird, das schienen die Anwesenden sowieso längst zu wissen. Den ganzen Abend sprachen sie nämlich immer nur vom Spar. Ob dies zutrifft, wird sich weisen.

Schliessungen schreiten voran
Im Juni 2017 teilte die Post mit, dass 31 der damals 72 Filialen im Kanton St. Gallen überprüft würden. Ein Postsprecher bestätigte, dass es für die Filialen auf dem Prüfstand neue Lösungen brauche. Auf der Liste standen auch die Poststellen in Benken, Schänis, Schmerikon und Gommiswald. Die Gemeindepräsidenten kündigten an, um die Poststellen zu kämpfen, waren aber chancenlos. Inzwischen ist das Schicksal aller vier Poststellen besiegelt. In Schänis gibt es seit August eine Postagentur im Denner. In Schmerikon ersetzt noch im ersten Halbjahr 2019 eine Postagentur in der Drogerie Brunner die Poststelle. Am Dienstag, 5. Februar, um 19 Uhr gibt es dazu eine Infoveranstaltung im Restaurant «Seehof». In Gommiswald kommt 2020 eine Partnerlösung im Denner-Satellit. Gesichert sind, zumindest bis 2020, die Filialen in Eschenbach, Kaltbrunn, Uznach, Weesen, Rapperswil und Jona. (sch)

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