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Vom Ersatzmann zum Finalisten

Die Schweizer Curling-Junioren mit Marco Hösli gewinnen an der WM den Halbfinal und spielen heute um Gold.

22.02.20 - 04:30 Uhr
Schneesport
Die Gegner haben das Nachsehen: Skip Marco Hösli führt die Schweiz bei der Junioren-WM in Russland in den Final – den Schotten bleibt nur das Staunen.
Die Gegner haben das Nachsehen: Skip Marco Hösli führt die Schweiz bei der Junioren-WM in Russland in den Final – den Schotten bleibt nur das Staunen.
RICHARD GRAY

Die Geschichte von Marco Hösli an den Juniorenweltmeisterschaften im Curling klingt beinahe wie ein kitschiger Hollywood-Streifen. Als Ersatzmann nach Krasnoyarsk in Sibirien angereist, avancierte der Ennendaner im Verlauf des Turniers zum unverzichtbaren Skip des Schweizer Teams um Coach Martin Rios aus Riedern.

Hösli führte die Schweiz gestern in Russland mit einem 9:6-Sieg im Halbfinale über Gruppensieger Schottland nun sogar ins WM-Finale. Heute, um 15 Uhr Schweizer Zeit, spielt er zusammen mit Yves Stocker, Felix Eberhard und Marcel Gertsch um die Goldmedaille. «Als Ersatz hofft man nie, dass man zum Einsatz kommt. Es bedeutet, es läuft nicht gut», sagt Hösli. «Aber natürlich freue ich mich, dass ich dem Team helfen konnte.»

Start nicht mehr verschlafen

In der Round Robin unterlagen die Schweizer Schottland noch klar mit 2:7. Hösli erklärt, weshalb es im Halbfinale besser lief: «Wir haben im Gruppenspiel den Start total verschlafen und mussten früh einem 0:4-Rückstand nachlaufen. Gegen Schottland ist das extrem schwierig, da sie defensiv sehr gut spielen. Wir mussten daher mit mehr Risiko agieren, was nicht aufgegangen ist», analysiert der 19-Jährige. «Im Halbfinal war das nicht mehr der Fall.»

Ein weiterer Grund sei laut Hösli ein relativ simpler: «Es war ein Play-off-Spiel, diese sind immer anders. Die Schotten als Favoriten waren vielleicht auch etwas nervös, und wir hatten einen Lauf. Speziell im sechsten und achten End.»

Gegen die Curlingnation

Im Finale treffen die Schweizer wie im Vorjahr auf Kanada. Damals unterlagen die Nachwuchscurler den Ahornblättern, wie auch im Gruppenspiel dieser WM (5:7). Die Kanadier beendeten die Gruppenphase auf Rang zwei. Sie gehen demnach als Favorit ins Aufeinandertreffen. Aber bereits die Schotten waren im Halbfinal das favorisierte Team – der fng bekannt.

Im Vergleich zum Gruppenspiel wird Marco Hösli im Final gegen Kanada aber spielen: «Ich schätze, für uns ist es ein Vorteil, dass ich im Gruppenspiel nicht gespielt habe. Die Partie wird eine andere werden, da der Skip jeweils die Taktik festlegt», blickt Marco Hösli dem WM-Final optimistisch entgegen. «Wir wollen das Spiel so lange wie möglich offenhalten. Sie haben mehr Druck, wir können eigentlich nur gewinnen.»

Ein Sieg fehlt zu Happy End

Auch wenn eine Medaille auf sicher ist, macht Hösli aus dem Ziel keinen Hehl: «Wir sind mit dem bisherigen Turnierverlauf zufrieden, jetzt wollen wir aber Gold. Wer in einem WM-Final steht, will auch gewinnen.»

Es benötigt noch einen Sieg für Marco Hösli und seine Teamkollegen, damit der kitschige Hollywood-Film das wohl kitschigste Ende überhaupt erhält: ein Happy End.

 

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