×

Auf den Spuren der ganz Grossen

Dreieinhalb Wochen Trainingslager in Kenia, das – wenn auch unangenehme – Saisondebüt in Barcelona. Armin Flückiger, amtierender Marathon-Schweizer-Meister aus Rapperswil-Jona, hat seit Jahresbeginn schon einiges erlebt.

Bernhard
Camenisch
13.02.19 - 23:13 Uhr
Mehr Sport

«Es ist ärgerlich, denn die Form wäre da gewesen.» Armin Flückiger sagt dies im Rückblick auf den Mitja Marató de Barcelona, den Halbmarathon am letzten Sonntag in der spanischen Metropole. Flückigers Endzeit von 1:08:15 Stunden lässt kaum darauf schliessen, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte. Erst einmal war der gebürtige Rüeterswiler auf den 21,0975 Kilometern schneller – im September des letzten Jahres in Kopenhagen (1:07:39).

Doch Flückiger hatte in Barcelona einen unangenehmen Begleiter: Magenschmerzen. Schon vor dem Start hatten ihn Magenkrämpfe und Durchfall gequält. Er vermutet, dass etwas mit dem Abendessen tags zuvor nicht gestimmt hatte, Keime in Eiswürfeln die Ursache gewesen sein könnten. «Auf den ersten 10 Kilometern ging es noch recht gut, auf der zweiten Hälfte wurde es immer schlimmer», sagt der 28-Jährige. Dass er seine persönliche Bestzeit dennoch nur um 36 Sekunden verpasste, zeugt von einer tatsächlich guten Form schon zu Beginn des Jahres.

In Kenia auf 2400 Metern über Meer

Daran gefeilt hatte Flückiger im Trainingslager vom 7. bis 31. Januar in Kenia, genauer in Iten. Die Stadt auf 2400 Metern über Meer ist so etwas wie das Läufer-Mekka, wird auch als «die Heimat von Champions» bezeichnet. Über Jahrzehnte hat Iten diverse Laufwunder und Goldmedaillengewinner hervorgebracht. Für Flückiger war Iten und die hüglige Umgebung kein ungewohntes Terrain, er war dort nicht zum ersten Mal im Höhentrainingslager. Auch diesmal fand er optimale Bedingungen vor. Dazu gehörte auch die Trainingsgruppe mit Landsleuten, zu der sich noch Läufer aus Deutschland gesellten.

Seinen Fokus habe er auf die Ausdauer gelegt, erzählt Flückiger. «Die Kraft in den Beinen wurde wegen der Topografie automatisch trainiert.» Meistens bewegten sich die Athleten auf unbefestigtem Boden. Einige Einheiten fanden auf einer Aschenbahn statt, zweimal ging es auf die geteerte Strasse. Flückiger ist mit den mehr als drei Wochen in Kenia zufrieden. «Die Umfänge und die Qualität der Trainings stimmten. Ich habe gut trainiert, das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.»

Flückiger hat sich für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, seine Marathon-Bestleistung auf eine 2:20er-Zeit zu senken. Aktuell liegt sie bei 2:22:44, aufgestellt am 7. Oktober 2018 beim Drei-Länder-Marathon in Bregenz, als sich Flückiger zum Schweizer Meister im Marathon kürte.

«Ich habe gut trainiert, das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.»
Armin Flückiger, Marathonläufer aus Rapperswil-Jona

Wesentlich verändert hat sich Flückigers Sportlerleben deswegen nicht. Das Laufen bleibt für den Rüeterswiler, der in Rapperswil-Jona wohnt («die Region um den Obersee bietet ideale Trainingsmöglichkeiten»), eine Nebenbeschäftigung – wenn auch eine intensive. Auf finanzielle Unterstützung von Swiss Athletics kann er kaum zählen, da er keinem nationalen Kader angehört. Seine Supporter kommen aus dem privaten Umfeld, Unterstützung erhält er auch vom TV Oerlikon.

Es bleibt beim 80-Prozent-Pensum

Weil es nicht zuletzt eine finanzielle Frage ist, beabsichtigt Flückiger auch nicht, sein Arbeitspensum von derzeit 80 Prozent zu reduzieren. Bei der Koch Group AG in Wallisellen ist der Marathonläufer als Verkaufsberater Sicherheitstechnik tätig. Ihm gefällt dieser Ausgleich zum Sport. Er ist aber auch froh, einen verständnisvollen Chef zu haben, der auf seine Ferienwünsche für Trainingslager – im Sommer steht jeweils auch ein mehrwöchiges in St. Moritz an – eingeht.

In diesem Frühling weicht Flückiger von seinem üblichen Programm ab. Statt den Zürich-Marathon Ende April will er am 7. April den Rotterdam-Marathon bestreiten. «Rotterdam ist für mich eine neue Strecke und eine schnelle dazu. Zudem ist das Starterfeld dort besser», begründet Flückiger.

In den kommenden Wochen will er sich in drei Rennen über kürzere Strecken die Tempohärte für sein Saisondebüt im Marathon holen. Eine Herzensangelegenheit wird für ihn der Anlass am Samstag, 16. März: Dann kommt es zur 50. Austragung des Running Day Eschenbach. Es ist der Traditionslauf, der von Flückigers Stammklub SC Diemberg organisiert wird. Und diesem fühlt sich der 28-Jährige immer noch sehr verbunden.

Zwar startet er mittlerweile in nationalen und internationalen Wettkämpfen für den TV Oerlikon. In diesem gehört Flückiger zur namhaften, von Rubén Oliver trainierten Langstreckengruppe. Tritt der Rüeterswiler aber bei regionalen Laufveranstaltungen wie dem Schlosslauf Rapperswil- Jona oder eben dem Running Day Eschenbach an, so tut er dies immer im gelben Trikot, das ihn als Mitglied des SC Diemberg ausweist.

Beeindruckende Entwicklung

Dieser darf stolz auf seinen Schützling sein. Flückiger hat in den letzten Jahren als Marathonläufer eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht. Dies zeigt Flückiger mit der Zeit, die er in diesem Jahr anvisiert, dies verdeutlichen aber auch die jüngsten Leistungstests, die ihm weitere Fortschritte attestiert haben. Nun gilt es, diese in den Rennen umzusetzen – jedes Mal wird ihm der Magen garantiert keinen Strich durch die Rechnung machen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Mehr Sport MEHR