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Eine Achterbahn der Gefühle

Dominik Schwizer hat mit dem FC Thun die Pflicht, den Klassenerhalt in der Super League, geschafft. Nun geht es zur Kür über. Der Schmerkner hofft, am Sonntag im Cup-Final gegen den FC Basel zum Einsatz zu kommen.

Bernhard
Camenisch
16.05.19 - 23:36 Uhr
Fussball
Dominik Schwizer (in Rot) sorgt für Betrieb auf Thuns Aussenbahn.
Dominik Schwizer (in Rot) sorgt für Betrieb auf Thuns Aussenbahn.
Keystone

Seit dem späten Mittwochabend und der Niederlage von Xamax in Sitten steht fest: Der FC Thun spielt auch in der kommenden Saison in der Super League. «Wir sind erleichtert, denn das war unser Ziel Nummer eins», sagt Dominik Schwizer. Dass sich der 22-jährige Flügelspieler aus Schmerikon mit seinem Team bis in die drittletzte Runde gedulden musste, ehe der Klassenerhalt gesichert worden ist, ist schier unglaublich. Denn seit dem 10. November stehen die Thuner ununterbrochen unter den Top 4 der Super League und damit auf einem Tabellenplatz, der fürs internationale Geschäft berechtigt.

Der Motor geriet ins Stocken

Nebst dem BSC Young Boys, der an der erfolgreichen Titelverteidigung längst nicht mehr zu hindern ist, und dem Tabellenzweiten Basel war bis am Mittwoch die ganze Liga in den Abstiegskampf verwickelt. Grund ist die auf die laufende Saison hin wieder eingeführte Barrage. Zusätzlich zu den Grasshoppers, die als Direktabsteiger feststehen, könnte es im Duell gegen den Zweiten der Challenge League noch einen Super-League-Klub treffen. «Für die Zuschauer ist die Barrage spannend, für die Teams bedeutet sie grösseren Druck», sagt Schwizer.

Dieser Druck zeigt sich auf dem Rasen: Keiner der sieben Mannschaften auf den Rängen 3 bis 9 gelang es, in einen befreienden Lauf zu kommen und sich so von der Konkurrenz abzusetzen. Oder aber der Motor geriet ins Stocken – wie im Falle des FC Thun: Nach dem 3:1-Erfolg am 16. Februar in St. Gallen mussten die Berner Oberländer bis am letzten Samstag zwölf Meisterschaftsspiele auf den nächsten Sieg warten.

«Für die Zuschauer ist die Barrage spannend, für die Teams bedeutet sie grösseren Druck.»

Eine reine Durststrecke war es aber trotzdem nicht: Am 28. Februar besiegten die Thuner im Viertelfinal des Schweizer Cups Lugano (zu Hause 3:2), am 23. April im Halbfinal Luzern (auswärts 1:0). Der zweite Cup-Final der Vereinsgeschichte nach 1955 (1:3 gegen Chaux-de-Fonds) war damit Tatsache. Irgendwo zwischen Europa, nicht zu unterschätzender Abstiegsgefahr und Cup-Final – eine kuriose Situation. «Es war für uns nicht so einfach, damit umzugehen», sagt Schwizer. Sie hätten versucht, sich davon nicht verrückt machen zu lassen, sich immer nur aufs nächste Spiel zu konzentrieren und alles andere auszublenden.

Zwischenzeitlich ein Fixstarter

Nebst jener mit dem Team erlebt Schwizer auch eine persönliche Achterbahn der Gefühle: In seiner ersten kompletten Super-League-Saison hielten sich Einsätze und Nicht-Einsätze bis Anfang März in etwa die Waage. Danach stand er bei Trainer Marc Schneider hoch im Kurs und in acht Ligaspielen in Folge auf dem Platz – davon siebenmal in der Start-Elf. Schwizer verheimlicht nicht, dass dies mit der Verletzung von Teamkollege Matteo Tosetti, ebenfalls Flügelspieler, zusammenhing.

«Wir sind gegen Basel sicher nicht chancenlos. Wir müssen uns nicht verstecken.»

Am 27. April gab Tosetti sein Comeback, wurde bei der 1:3-Niederlage in Luzern in der Pause für Schwizer eingewechselt. Tags darauf zog sich der Schmerkner im Training eine Oberschenkelblessur zu. Obwohl rasch wieder fit, stand er in den letzten drei Partien nicht im Aufgebot. Warum dies so war, wurde ihm nicht mitgeteilt. Das ist auch nicht nötig, denn Schwizer weiss: «So ist es im Fussball, es gibt immer wieder Phasen. Ich kann nur versuchen, mich mit guten Leistungen im Training wieder zu empfehlen.»

Herausforderer ist siegessicher

Dies möchte Schwizer natürlich unbedingt auch für den Sonntag. Der Cup-Final im Stade de Suisse in Bern (Anpfiff 14 Uhr) ist selbstredend ein Karriere-Highlight. Auf dem Weg dahin hat der 22-Jährige im letzten September zwei Tore beim 3:1-Sieg in der 2. Runde gegen den FC Moutier beigesteuert.

Ob Schwizer am Sonntag auflaufen darf, wird er nach dem Abschlusstraining am Samstagmorgen wissen. Ob mit oder ohne ihn: Der FC Thun wird als Aussenseiter ins Spiel gehen. Die Erfahrung, die Erfolge in der Vergangenheit, die Qualität des Kaders und die 22 Punkte mehr in der laufenden Saison sprechen für den FC Basel. Dies alles kümmert die Thuner nicht. Schwizer sagt bestimmt: «Wir sind gegen Basel sicher nicht chancenlos. Wir wissen, wer der Gegner ist, wir wissen aber auch, wer wir sind. Wir müssen uns nicht verstecken.»

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