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«Ein guter Saisonstart hilft uns für die gesamte Saison»

Seit dem 1. Mai ist Janick Steinmann Sportchef bei den Rapperswil-Jona Lakers. Im Interview spricht er von seinen Visionen bei den Lakers, aber auch von den grossen Herausforderungen, die ihn am Obersee erwarten.

Bernhard
Camenisch
13.09.19 - 02:00 Uhr
Eishockey
Voller Tatendrang: Der neue Sportchef Janick Steinmann bezeichnet seine Tätigkeit bei den Lakers als grosse Herausforderung mit grossem Reiz.
Voller Tatendrang: Der neue Sportchef Janick Steinmann bezeichnet seine Tätigkeit bei den Lakers als grosse Herausforderung mit grossem Reiz.
FRANZ FELDMANN

Janick Steinmann, Sie sind seit 1. Mai Sportchef bei den Lakers. Haben Sie sich gut eingelebt in Rapperswil-Jona?

Janick Steinmann: Ja, sehr gut sogar. Bei diesem super Team fällt einem das Einleben sowieso leicht. Ich fühle mich mega wohl bei den Lakers und bin dankbar, dass ich bei ihnen die Chance erhalten haben, als Sportchef tätig zu sein.

Sie haben von einem Liga-Krösus, wie es der EV Zug ist, zu den Lakers, einem Verein mit beschränkten finanziellen Mitteln, gewechselt. Was ist der markanteste Unterschied zwischen diesen beiden Klubs?

Die Antwort ist bereits in der Frage enthalten. Der grösste Unterschied sind die zur Verfügung stehenden Geldmittel. Diese ermöglichen dem EV Zug ganz andere Perspektiven im Bereich des Staffs, des Teams, ja der gesamten Organisation.

Wären bei einem Klub, der um den Meistertitel mitspielt, nicht auch Ihre persönlichen Perspektiven besser gewesen?

Nein, das denke ich nicht. Es ist eher so, dass mir die Lakers nun neue Perspektiven geben, die mir persönlich sehr viel bringen. Die Tätigkeit bei den Lakers ist eine grosse Herausforderung, und sie bietet den grossen Reiz, mit dem zur Verfügung stehenden Geld das Optimum herauszuholen. Stellt sich der Erfolg dann ein, ist die Genugtuung viel grösser, als mit einer teuren Mannschaft erfolgreich zu sein.

«Wir müssen unseren Spielern ein Umfeld bieten, das sie andernorts nicht haben.»

Lakers-Geschäftsführer Markus Bütler sagte, dass Sie im Bewerbungsgespräch durch Ihre Kompetenz, Visionen und Leidenschaft überzeugt hätten. Welche Visionen haben Sie?

Um das detailliert zu erläutern, müssten wir wohl ein separates Interview führen (lacht). Kurz zusammengefasst: Mir ist die Integration der jungen Spieler ins Team ein Anliegen. Das ist aber nicht bloss mit Eiszeit getan. Damit sie Fortschritte erzielen, braucht es eine individuelle Betreuung in den Trainings. Weil wir finanziell nicht mit den meisten anderen Klubs der National League mithalten können, müssen wir unseren Spielern ein Umfeld bieten, das sie anderswo nicht vorfinden. Sie sollen sich bei uns entfalten können, die Chance haben, mehr Verantwortung zu übernehmen. Ein Beispiel: Wir holen von anderen Klubs Vierte-Linie-Stürmer und formen sie so, dass sie bei uns in der ersten oder zweiten Sturmlinie eingesetzt werden können. Wichtig ist mir auch, dass wir nur Spieler verpflichten, die gewillt sind, unsere Ideen voll und ganz mitzutragen, und für die das Gehalt nicht im Vordergrund steht.

Bei Ihrem Arbeitsantritt war das Kader grösstenteils schon zusammengestellt. Welche Transfers sind unter Ihrer Leitung noch getätigt worden?

Im Bereich des Staffs habe ich die Assistenztrainer Niklas Gällstedt und Sven Berger sowie Konditionstrainer Thomas Weber engagiert. Bei den Spielern holte ich Andrew Rowe, Roman Cervenka und Dominik Egli sowie den 19-jährigen Nachwuchsspieler Frantisek Rehak zu den Lakers. Neben diesen Verpflichtungen musste ich aber auch fünf Spieler wegtransferieren.

Bei den Lakers wurde bisher darauf geachtet, dass die Schere bei den Gehältern der Spieler nicht zu sehr auseinandergeht. Mit der Verpflichtung Cervenkas dürfte das nicht mehr der Fall sein.

Das ist Ihr Gefühl.

Und was ist denn Ihres?

Dass dem nicht so ist. Ein ausländischer Spieler ist immer teurer als ein Schweizer. Ich habe ein Budget zur Verfügung, das ich einhalten muss. Und das habe ich beim Engagement von Roman Cervenka getan. Er passt absolut in unser Budget. Dass wir ihn verpflichten konnten, ist ein absoluter Glücksfall. Er ist ein super Typ, äusserst motiviert und wird uns und den Zuschauern viel Freude bereiten.

Gab es Wunschspieler, die Sie gerne gehabt hätten, die aber nicht zu den Lakers wollten?

Wunschspieler hat jeder Sportchef auf seiner Liste. Als ich am 1. Mai bei den Lakers begann, waren die meisten Spieler schon unter Vertrag und somit nicht mehr auf dem Markt. Wir sind mit unseren getätigten Transfers aber sehr zufrieden.

Wie lautet Ihre Zielsetzung für die kommende Saison?

Meine Zielsetzung ist identisch mit derjenigen des gesamten Klubs. Wir wollen in der Meisterschaft den Anschluss schaffen und im Schweizer Cup wieder für Furore sorgen.

«Um den Abstand zu verringern, brauchen wir doppelt so viele Siege. Das wird nicht einfach.»

Für den Anschluss müssen Sie aber im Vergleich zur letzten Saison 19 Punkte auf den Zweitletzten und 42 auf den Drittletzten der Regular Season aufholen. Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Das ist tatsächlich eine grosse Challenge. Um den Abstand zur Konkurrenz zu verringern, benötigen wir 20 statt nur zehn Siege, also doppelt so viele. Das wird nicht einfach. Für mehr Erfolge brauchen wir in jedem Spiel einhundertprozentigen Einsatz jedes einzelnen Spielers. Es braucht den unbändigen Willen und die Bereitschaft, in jedem Spiel hart zu kämpfen und ans Limit zu gehen.

Wo liegen die Stärken der Mannschaft?

Im Teamgeist. Der Zusammenhalt ist intakt, das Teamgefüge stimmt. Positiv wirkt sich auch die Veränderung im Coaching-Staff aus. Hier haben wir einen Schritt vorwärtsgemacht, was sich auf die Leistungen der Spieler positiv auswirken wird.

Wo orten Sie Schwächen?

Es gibt in der Offensive wie in der Defensive noch einiges Verbesserungspotenzial. Für ein Tor müssen wir immer noch zu viel Aufwand betreiben. Und in der Defensive müssen wir noch viel investieren und arbeiten, um auf das Level der Topklubs zu kommen.

Heute starten die Lakers in Bern in die Meisterschaft. Wie wichtig ist ein gelungener Saisonstart?

Die Saison hat für uns am Dienstag mit dem Cupspiel in Kloten begonnen. Wie wichtig für uns bereits diese Partie war, zeigte sich an der Nervosität der Spieler. In Bern und morgen zu Hause gegen Ambri wollen wir unbedingt Punkte holen. Jeder Sieg zu Beginn hilft uns für die ganze Saison. Wir tun alles, damit wir nicht wie letzte Saison bereits nach zehn Spielen den Anschluss verlieren.

Wo sehen Sie die Lakers in fünf Jahren?

Das Ziel ist, jedes Jahr einen Schritt vorwärtszumachen, jede Saison besser zu werden. So wollen wir in fünf Jahren um die Play-off-Plätze mitkämpfen und uns zwischen den Rängen sechs und neun bewegen. Immer werden wir auch in fünf Jahren die Play-offs nicht erreichen. Aber alleine die Tatsache, dass wir dann bis zuletzt im Rennen um einen Play-off-Platz sind, bringt Leute ins Stadion und sorgt für Emotionen.

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