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«Ich würde gerne mehr Geld in Spieler investieren – wenn es denn da wäre»

Mit drei Runden zwischen heute Freitag und Montag endet die Regular Season der National League. SCRJ-Geschäftsführer Markus Bütler zieht im Interview schon mal Bilanz, blickt auf die entscheidende Saisonphase voraus und äussert sich zur Spieler- und Trainersituation.

Silvano
Umberg
01.03.19 - 04:30 Uhr
Eishockey
Ein Mann mit Verantwortungsbewusstsein: Statt mit hohem Risiko den schnellen Erfolg zu erzwingen, strebt Geschäftsführer Markus Bütler mit den Lakers eine nachhaltige Entwicklung an.
Ein Mann mit Verantwortungsbewusstsein: Statt mit hohem Risiko den schnellen Erfolg zu erzwingen, strebt Geschäftsführer Markus Bütler mit den Lakers eine nachhaltige Entwicklung an.
Bild Freshfocus

Noch je drei Partien haben die zwölf Teams der höchsten Schweizer Eishockey-Liga in der 50 Runden umfassenden Qualifikationsphase zu bestreiten. Die SC Rapperswil-Jona Lakers, Tabellenletzte, empfangen heute (Freitag, 1. März, 19.45 Uhr) die SCL Tigers (Rang 5), sind am Samstag (2. März) bei den ZSC Lions (8.) und schliesslich am Montag (4. März) bei Ambri-Piotta (6.) zu Gast.

Während diese Spiele für ihre drei Gegner von enormer Bedeutung sind, da diese noch mitten im Kampf um die Play-off-Tickets stecken, geht es für die Lakers sportlich um praktisch nichts mehr. Längst ist klar, dass sie den Play-out-Final werden bestreiten müssen. Und dass sie dort auf den HC Davos treffen, und zwar ohne Heimrecht, so gut wie. Die Abstände sind so gross, dass sich die Rangfolge auch in den folgenden sechs Partien der Platzierungsrunde nicht mehr ändern werden.

Es ist eine Situation, die niemandem im Umfeld der Lakers gefällt. Auch nicht Markus Bütler, der im Zuge der Neuorganisation nach dem Abstieg im Frühjahr 2015 Geschäftsführer jenes Klubs wurde, für den er zwischen 1998 und 2010 570 Partien auf höchster Stufe absolviert hatte. Denn dass die Rosenstädter in der Saison eins nach ihrem Wiederaufstieg ins Oberhaus in der Tabelle schon sehr früh weit abgeschlagen waren, hatte auf der Einnahmenseite negative Auswirkungen, wie der 46-jährige Familienvater gesteht.

Heute (Freitag, 1. März 2019) tragen die Lakers ihr letztes Heimspiel der Qualifikation aus. Was wünschen Sie sich für diese Partie gegen die SCL Tigers?
MARKUS BÜTLER: Einen Sieg. Einerseits für das Publikum, um die Fans zu begeistern. Andererseits für die Mannschaft. Diese Partie wie auch die weiteren zwei der Qualifikation und dann jene der Platzierungsrunde sind für uns eine Vorbereitung auf die wichtigste Saisonphase. Es geht vor allem darum, sich ein gutes Gefühl zu erarbeiten. Jedes Erfolgserlebnis ist da hilfreich. Wichtig ist aber auch, dass die Mannschaft das umsetzt, was der Trainer verlangt, an Sicherheit und Vertrauen gewinnt.

Bisher sind im Schnitt 3996 Zuschauer zu den Heimspielen der Lakers gekommen. Wie zufrieden sind Sie mit diesem Wert, dem niedrigsten der National League?
Eines vorweg: Diese Zahlen sind immer etwas mit Vorsicht zu geniessen, denn nicht überall werden sie gleich erhoben. Aber ja, wir sind auch in dieser Statistik Letzter. Und ja, ich hätte mir mehr Zuschauer erhofft und auch mehr erwartet nach den Erfolgen der vergangenen Saison mit dem Aufstieg als Krönung. Das Problem war, dass wir sehr früh weit abgeschlagen waren. Wären wir länger an den Play-off-Plätzen dran gewesen, hätte es anders ausgesehen – umso mehr, wenn man schaut, wie spannend der Strichkampf im Moment ist.

In der Platzierungsrunde dürfte das Interesse noch weit geringer sein. Haben Sie spezielle Aktionen oder gar Gratiseintritte geplant?
Tickets gratis abzugeben, wäre nicht fair gegenüber den Saisonkartenbesitzern. Aber es wird sicher eine 3-für-2-Aktion geben und allenfalls auch noch Aktionen mit Sponsoren.

Inwiefern hat sich das unter den Erwartungen gebliebene Zuschauerinteresse wirtschaftlich ausgewirkt?
Dank der wiederum tollen Cup-Kampagne (mit Heimspielen in Halbfinal und Final, die Red.) liegen wir diesbezüglich im Budget. Ich gehe auch davon aus, dass im Play-out-Final und in einer allfälligen Ligaqualifikation das Stadion gut gefüllt sein wird.

Wie fällt insgesamt eine erste wirtschaftliche Bilanz zum Ende der Qualifikation aus?
Wir sind auf Kurs – wie gesagt vor allem dank des Cup-Wettbewerbs, aber auch dank unserer sehr restriktiven Ausgabenpolitik. Wo wir sicher noch zulegen müssen, ist im Bereich Marketing. Da sind wir gemessen an der Konkurrenz eben auch das klare Schlusslicht der National League. Viele Sponsoren haben zwar nach dem Aufstieg gut mitgezogen, im Vergleich zu anderen Klubs sind bei uns aber nach wie vor viele Werbeflächen zu günstig verkauft.

«Dass wir punktemässig derart weit weg sein würden, hätte ich nicht gedacht.»
Markus Bütler, Geschäftsführer der Lakers Sport AG

Und wie beurteilen Sie das sportliche Abschneiden? Sind Sie überrascht, dass die Lakers in der Qualifikation so deutlich distanziert worden sind?
Wir gingen davon aus, dass das erste Jahr schwierig wird. Alles andere als ein Rang unter den letzten vier wäre eine Sensation gewesen. Das ist nun einmal die Realität. Dass wir punktemässig allerdings derart weit weg sein würden, hätte ich nicht gedacht. Die Lücke zu den Rängen 9 und 10 (42 respektive 37 Punkte, die Red.) ist zu gross.

Was führte aus Ihrer Sicht dazu?
Wir hatten Anfang Saison Verletzungspech. Ansonsten hätten wir den Aufstiegsschwung vielleicht eher mitnehmen können. Man muss aber auch sagen, dass wir viele Partien sehr knapp verloren haben. Gewinnen wir in der Anfangsphase einige Spiele mehr, kann die Saison einen ganz anderen Verlauf nehmen.

Das Aufstiegsteam wurde nicht erheblich verstärkt. Dabei hätte doch gerade auf der Ausländerposition mehr Handlungsbedarf bestanden, waren doch Jared Aulin und Dion Knelsen schon in der Swiss League nicht top.
Aulin und Knelsen waren vielleicht nicht die besten Skorer der Swiss League, über alles gesehen aber doch die zwei wertvollsten Ausländer. Und Knelsen hat sich ja mittlerweile auch in der National League gut entwickelt. Im Nachhinein kann man natürlich schon sagen, man hätte mehr Wechsel vornehmen sollen. Aber es ist immer ein Abwägen. Das Aufstiegsteam war extrem eingespielt und harmonisch. An diesem erfolgreichen Konstrukt wollten wir nicht zu viel ändern. Nach einer Angewöhnungsphase haben einige Spieler sich an das ungleich höhere Niveau der National League anpassen können, andere nicht. Da müssen wir auf die nächste Saison hin die richtigen Anpassungen vornehmen.

Apropos nächste Saison: Die Lakers haben bereits zwei Goalies, acht Verteidiger und 16 Stürmer unter Vertrag. Nach Papierform dürfte keiner der vier bekannten Zuzüge das Team entscheidend weiterbringen. Halten die Lakers die Liga, droht also eine weitere Saison in der Versenkung.
Das sehe ich anders. Wir haben viele junge Spieler im Team, die sich stetig weiterentwickeln und auch an Erfahrung gewinnen. Zudem bin ich sicher, dass wir noch den einen oder anderen guten Spieler werden verpflichten können. Aber auch da müssen wir realistisch sein: Einerseits sind gute Spieler sehr teuer, andererseits wollen diese möglichst bei einem Titelkandidaten unterschreiben. Und nochmals zurück zur Papierform: Da glaube ich, sind wir schon jetzt gar nicht so weit von Teams wie Ambri oder Langnau entfernt. Ambris Höhenflug ist eng mit Ligatopskorer Dominik Kubalik verknüpft, und auch bei den Tigers spielen die Ausländer ganz gross auf.

«Wo der Weg sonst hinführt, hat man zum Ende der Ära ‘Eisblau’ gesehen.»
Markus Bütler, Geschäftsführer der Lakers Sport AG

Mit der aktuellen Vereinspolitik geht es in ganz kleinen Schritten vorwärts, wenn überhaupt. Wie an verschiedener Stelle zu vernehmen ist, geht das vielen Fans zu langsam. Es müsse mal geklotzt statt nur gekleckert werden, forderte kürzlich eine Frau in einem Leserbrief in der «Linth-Zeitung», in dem sie sich vor allem an die vielen Millionäre in der Region wandte.
Ich würde gerne mehr Geld in Spieler investieren – wenn es denn da wäre. Wir müssen da realistisch bleiben. Wir können schlicht nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen. Wo der Weg sonst hinführt, hat man zum Ende Ära «Eisblau» gesehen, die 2015 im Abstieg und Fast-Konkurs gipfelte. Ohne Kapitalerhöhung hätte die Lakers Sport AG damals den Konkurs anmelden müssen. So weit darf es nie mehr kommen. Da trägt die Vereinsleitung eine grosse Verantwortung – gegenüber den Mitgliedern, den Fans, aber auch der Stadt. Die Lakers muss es auch in fünf oder zehn Jahren noch geben. Darum sind wir nun breit abgestützt. Das 11-Millionen-Budget wird primär durch Sponsoring- und Ticketing-Einnahmen sowie Donatoren getragen. Deshalb abschliessend: Statt sich in die Welt der Träume zu begeben, empfehle ich diesen «Fantasten», zu den Spielen jeweils ein, zwei Kollegen mitzubringen. So können wir mehr Geld generieren, folglich mehr investieren – und nicht zuletzt beflügelt eine gute Stimmung im Stadion die Mannschaft. Wie sehr, konnte man im Cup oder auch in der letztjährigen Ligaqualifikation sehen.

Zurück zur Gegenwart: Der Ende Saison auslaufende Vertrag von Headcoach Jeff Tomlinson wurde noch nicht verlängert. Dabei hatte Sportchef Roger Maier im Dezember gegenüber dieser Zeitung gesagt, es werde im Januar verhandelt. Und Sie selber äusserten sich unlängst im «Blick» dahingehend, es würden Gespräche laufen. Planen die Lakers die Zukunft ohne Ihren Aufstiegstrainer?
Nein, so ist es nicht. Wir arbeiten nun seit bald vier Jahren mit Jeff zusammen und sind nach wie vor überzeugt, dass er der richtige Trainer für uns ist.

Aber eine Vertragsverlängerung haben Sie ihm bisher trotz allem noch nicht angeboten.
Das sind für mich Internas. Ich sehe da auch kein Problem – das ist nur ein Thema der Medien.

Es ist doch aber ungewöhnlich und ein Stück weit auch gefährlich, mit einem Headcoach in den Abstiegskampf zu gehen, dessen Zukunft nicht geregelt ist.
Ungewöhnlich ist vor allem, dass ein weit abgeschlagenes Schlusslicht an seinem Trainer festhält. Wir müssen uns nun alle mit aller Kraft dafür einsetzen, den Ligaerhalt zu schaffen. Alles andere kommt danach.

Haben Sie Angst, die Lakers könnten absteigen?
Angst nicht, nein. Bleibt die Stimmung im Team weiterhin gut und spielt es weiter so engagiert, bin ich überzeugt, dass wir den Ligaerhalt schaffen. Auch, weil ich in der Swiss League aktuell keine Mannschaft sehe, welche jene Qualität aufweist wie wir vor Jahresfrist. Dennoch ist es wichtig und legitim, die Aufgabe mit Respekt anzugehen.

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