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Auf der Suche nach dem Hockey-Glück

Er hat eine gewisse Anlaufzeit gebraucht, doch seit drei Partien macht Danny Kristo das, wofür ihn die SCRJ Lakers geholt haben: skoren. Der amerikanische Stürmer hofft, am Obersee sein Hockey-Glück zu finden und dass seine Punkte dem Team zu vielen Siegen verhelfen.

Silvano
Umberg
23.11.18 - 04:34 Uhr
Eishockey
Schnell, wendig, technisch versiert: Danny Kristo bringt gute Voraussetzungen mit, um auf Schweizer Eis zu reüssieren.
Schnell, wendig, technisch versiert: Danny Kristo bringt gute Voraussetzungen mit, um auf Schweizer Eis zu reüssieren.
Bild Keystone

Die Lakers sind bereits der zweite Klub für Danny Kristo in der laufenden Spielzeit. Begonnen hatte er die Saison in der Swedish Hockey League (SHL) für Brynas IF. Dem Team lief es schlecht, und auch der amerikanische Stürmer kam nicht richtig auf Touren (vier Assists in zehn Partien), sodass die Anfrage aus der Schweiz wie gerufen kam.

Auch bei den Lakers kam Kristo nicht auf Anhieb in Fahrt. Er musste sich zuerst an das Schweizer Eishockey adaptieren. Nach nur einem Skorerpunkt in den ersten fünf Partien gelangen dem 28-Jährigen in den letzten drei Spielen aber zwei Tore und drei Assists. Die Rückkehr des lange Zeit verletzten Landsmannes Casey Wellman habe ihm geholfen, sagt Kristo, «zudem verstehe ich mittlerweile das Spiel in der Schweiz und das System der Lakers besser.»

Begeistert von der Schweiz

Im Vergleich zum taktisch geprägten schwedischen komme ihm das Schweizer Eishockey sicher mehr entgegen. «Hier gibt es mehr Freiraum, wird mehr gelaufen – ähnlich wie in der KHL, wobei dort die Qualität der Spieler im Schnitt höher ist», erklärt Kristo. Seine erste Saison in Europa hatte der Flügelstürmer für den lettischen Klub Dynamo Riga in der Kontinental Hockey League bestritten und in 42 Partien 8 Tore und 13 Assists erzielt. «Es war grundsätzlich eine gute Zeit», sagt Kristo. So richtig wohl fühlte er sich aber nicht – «weil ich ein sehr kommunikativer Typ bin und dort fast ausschliesslich russisch geredet wurde». Bei den Lakers kennt Kristo keine Verständigungsprobleme, nicht nur, weil auch die vier anderen Ausländer und der Headcoach aus Nordamerika kommen: Das Training wird in seiner Muttersprache abgehalten und auch sonst oft englisch gesprochen. «Das hilft enorm. Hier muss ich mich bei Übungen nicht stets ganz hinten anstellen, um ein paar Mal Anschauungsunterricht zu haben», erzählt er schmunzelnd.

«Ich erhielt in der NHL nie eine Chance, war zur falschen Zeit am falschen Ort.»
Danny Kristo, Stürmer der SCRJ Lakers

Nicht nur von den Lakers und dem Schweizer Eishockey zeigt sich Kristo begeistert, auch die Region und das Land generell haben es ihm schon nach kurzer Zeit angetan. «Die Lebensqualität ist extrem hoch, die Distanzen sind kurz», zählt er auf. Beeindruckt haben ihn auch die Berge. «Ich war schon auf dem Säntis, auf dem Pilatus – und in Davos.» Um Letzteres kennenzulernen, hatte er vergangenen Winter als Spieler von Dynamo Riga gleich zweimal Gelegenheit: über Neujahr am Spengler Cup und im Februar darauf während der Meisterschaftspause vor den Olympischen Spielen im Rahmen eines vom HC Davos organisierten Kurz-Turniers. Zuvor hatte er als Junior schon einmal ein Turnier in Luzern bestritten.

Tür zur NHL versperrt

Seiner Heimat vor gut zwei Jahren den Rücken gekehrt hat Kristo, weil er dort keine echte Zukunftsperspektive mehr sah. Obwohl er als Junior eines der hoffnungsvollsten Talente im nationalen Förderprogramm war – 2010 verhalf er den USA an der U20-WM mit seinen acht Skorerpunkten (fünf Tore) zu Gold –, und sowohl von der Statur (183 cm/88 kg) als auch den Fähigkeiten (er ist schnell, wendig, verfügt über ein gutes Auge und einen ansatzlosen Schuss) her das Zeug dazu mitbringt, schaffte er nie den Sprung in die NHL. «Ich erhielt nie eine Chance, war offensichtlich stets zur falschen Zeit am falschen Ort», seufzt Kristo, der mit drei Saisons am Stück mit 20 und mehr Toren in der AHL einen doch beachtlichen Leistungsausweis vorzuzeigen hatte. In der Organisation der New York Rangers standen ihm am rechten Flügel Superstars wie Rick Nash, Martin St. Louis oder Mats Zuccarello vor der Sonne. Aber auch danach bei den St. Louis Blues wurden ihm stets andere vorgezogen. «Das Team beklagte in dieser Zeit eben auch kaum Verletzte.»

Ganz abgehakt hat Kristo das Thema NHL noch nicht. «Logisch, denn fast Spieler hat den Traum, eines Tages in der besten Liga der Welt zu spielen», sagt er dazu. Doch aktuell hofft er, sein Glück bei den Lakers zu finden. «Die Voraussetzungen sind, so glaube ich, gut. Ich meine, gut in dieses Team und diese Liga zu passen.» Noch glücklicher wäre Kristo, wenn der SCRJ öfter gewinnen würde. «Denn wir spielen ja alle, um zu gewinnen. Siegen macht deutlich mehr Spass.» Die nächste Chance bietet sich Kristo und den Lakers heute in Langnau gegen die SCL Tigers.

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