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Fans verabschieden «Cyrill Geyer, Hockeygott!»

Bernhard
Camenisch
08.10.18 - 04:32 Uhr
Eishockey
Dem Lakers-Rekordspieler Cyrill Geyer geht die Zeremonie zu seinen Ehren nahe.
Dem Lakers-Rekordspieler Cyrill Geyer geht die Zeremonie zu seinen Ehren nahe.
PATRICK B. KRÄMER, KEYSTONE

Der emotionalste Teil des Abends spielte sich am Samstag beim Spiel der SCRJ Lakers gegen den EV Zug schon vor dem ersten Bully ab. In einer knapp viertelstündigen Zeremonie wurde Cyrill Geyer offiziell verabschiedet, wurde ihm für seine langjährige Klubtreue gedankt. Der Verteidiger hatte im Frühling nach 16 Saisons am Stück für die Lakers seine Karriere beendet. Als erster ziert der Name des 37-Jährigen nun ein Banner, das unter die Stadiondecke der SGKB-Arena gezogen wurde. «Eine Riesenehre», sagt Geyer. «Es ist schön, den Dank zu spüren, dass ich in all den Jahren versucht habe, alles für den Klub zu geben.»

Er sei vor dem Abend nervös gewesen, habe nicht gewusst, wie er reagieren werde. «Ein Tränchen floss zwar nicht, aber die Zeremonie ging mir unter die Haut.» Geyer wurde von seinen Kindern Nico, Gianna und Fabio aufs Eis begleitet. Nach Worten voller Anerkennung von VR-Präsident Koni Müller griff der gebürtige Churer selbst zum Mikrofon und bedankte sich bei allen, die ihn auf dem Weg zum und während den Jahren als Eishockeyprofi begleitet und unterstützt hatten.

Das Tribut-Video mit Rückblick auf die Karriere und Würdigungen von Wegbegleitern endete mit den Worten «Danke Ede». Der Spitzname in Anlehnung an den deutschen Fussballtrainer und Namensvetter Eduard «Ede» Geyer wurde Cyrill Geyer einst von Mitspieler Markus Bütler, heute Geschäftsführer der Lakers, verliehen. «Diesen Spitznamen wurde ich nie mehr los», sagt Geyer und lacht.


Mehr als 800 Spiele für die Lakers


Mitspieler hatte er während seiner Zeit bei den Lakers viele kommen und gehen sehen. Er selbst ist immer geblieben, nachdem er 2002 als 21-Jähriger vom Stammklub EHC Chur gewechselt hatte. 827 seiner über 950 Meisterschaftsspiele – davon 662 in der NLA – bestritt er für die SCRJ Lakers. Dennoch braucht Geyer genau ein Wort, um die 16 Jahre am Obersee zusammenzufassen: «Achterbahnfahrt.»

Schon in seiner ersten Saison mit den Lakers erreichte der Verteidiger die Play-offs. Drei Jahre später erfolgte im März 2006 der bisher einzige Vorstoss der Lakers in die Play-off-Halbfinals der NLA. Zu diesem Zeitpunkt war Geyer Nationspieler, der im Frühjahr 2005 an der A-WM in Österreich mit der Schweiz Platz 8 belegt hatte. Klar, war er in dieser Zeit ein begehrter Mann. Zu einem Wechsel in einen grösseren Klub – etwa jenem interessierten am anderen Ende des Zürichsees – kam es dennoch nicht. Klar habe es Gedankenspiele gegeben, blickt der Bündner zurück. «Es war ein Abwägen. In einem Team, das schon sechs Nationalverteidiger hat, kann man auch versauern. Letztlich war es auch immer ein Entscheid des Herzens.»


Umdenken nach dem Tiefpunkt


2008 standen die Lakers letztmals in den Play-offs, ehe der Fall begann, der 2015 im Abstieg gipfelte. Die Jahre vor dem Abstieg seien auch persönlich die schwierigsten gewesen, sagt Geyer. «Ich hatte das Vertrauen des Trainers nicht mehr und auch gesundheitlich war nicht immer alles gut. Ich musste untendurch und hatte genug.»

Schon Monate vor dem Abstieg kündete er sein Karriereende an, war bereits auf Jobsuche und ging an Vorstellungsgespräche. Als der Gang in die NLB besiegelt war, nahm sich Geyer eine persönliche Auszeit und verreiste fünf Tage mit seiner Frau. Just in dieser Zeit waren es auch Telefonate von Thomas Walser, der mithalf, das neue Team zusammenzustellen, die Geyer zum Umdenken bewegten. Ins Gewicht fiel auch, dass mittlerweile Markus Bütler, den Geyer schon in der Garderobe sehr geschätzt hatte, an Bord geholt wurde.

«Der Rücktritt vom Rücktritt war der sportlich beste Entscheid meines Lebens.»
Cyrill Geyer, 
16 Jahre Verteidiger der Lakers


«Der Rücktritt vom Rücktritt war der sportlich beste Entscheid meines Lebens», sagt der 37-Jährige. Unter den neuen Klub- und Teamverantwortlichen entdeckte der Verteidiger im fortgeschrittenen Sportleralter seine Freude am Spiel aufs Neue. So wurde er Teil des Lakers-Hockeymärchens mit Cupsieg und Wiederaufstieg in der zurückliegenden Saison. «Dies übertraf sowieso alles, aber auch ohne diese Erfolge hätte ich nochmals eine super Zeit gehabt.»

Mit der Art und Weise, wie Geyer im April dieses Jahres seine Karriere beenden konnte, fiel ihm der endgültige Entscheid, aufzuhören – übrigens schon während der Swiss-League-Play-offs verkündet – deutlich einfacher. «Nun habe ich innerlich ein gutes Gefühl. Es war der richtige Zeitpunkt.»


Mit viel Freude Juniorentrainer


Mit seinen Ex-Teamkollegen fiebert der 37-Jährige weiterhin mit. Auch nach seiner Aktivkarriere ist Geyer den SCRJ Lakers treu geblieben. Er ist als Stufenleiter Mini nahtlos in den Trainerbereich übergetreten, hat bereits einige Trainerkurse absolviert und wird weitere besuchen. «Vieles ist noch Neuland. Als Trainer gehört auch organisatorisch viel dazu. Vor allem neben dem Eis gab und gibt es noch viel zu lernen», sagt Geyer. Die Arbeit mit den 13- und 14-jährigen Nachwuchs-Eishockeyanern bereitet ihm aber viel Freude.

Die SCRJ Lakers können sich nur wünschen, dass unter Geyers Schützlingen der eine oder andere ist, der irgendwann auf dem Eis in seine Fussstapfen treten wird. Für die Fans der Lakers ist jedenfalls klar, wie sie den Klub-Rekordspieler mit der Num-
mer 6 in Erinnerung behalten werden. Dies zeigten sie am Samstag auf einem riesigen Transparent und skandierten es während der Ehrung immer wieder: «Cyrill Geyer, Hockeygott!»

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