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Der Europameister plant den Angriff auf das Weltcup-Podest

Amtierender Europameister ist er schon. Dennoch hat Mountainbiker Lars Forster noch viel Potenzial. Dieses will der 25-Jährige aus Neuhaus in seinem neuen Team ausschöpfen – im Team der Champions.

Bernhard
Camenisch
17.05.19 - 23:54 Uhr
Sport
Bis er Ende Juli seinen Titel zu verteidigen hat, geht Forster im Trikot des Europameisters an den Start.
Bis er Ende Juli seinen Titel zu verteidigen hat, geht Forster im Trikot des Europameisters an den Start.
MARGUS RIGA/PRESSEBILD

Am Sonntag werden die Karten auf den Tisch gelegt: Beim Weltcup-Auftakt der Cross-Country-Mountainbiker in Albstadt (GER) wird sich zeigen, wer im Winter und Frühling seine Hausaufgaben gemacht hat. Der amtierende Europameister Lars Forster jedenfalls kann von sich behaupten: «Ich habe gut trainiert und war immer gesund. Ich bin bereit.» Wo er genau stehe, sei schwierig zu sagen, weil der Vergleich mit der versammelten Weltspitze noch fehle. Der dritte Rang hinter Nino Schurter und Mathias Flückiger am vergangenen Sonntag im Swiss-Bike-Cup-Rennen von Solothurn war für den 25-Jährigen aus Neuhaus aber die Bestätigung, dass er in Form ist.

Gesund durch den Winter gekommen zu sein, ist für Forster eine erfreuliche Erkenntnis. Denn zum Ende der letzten Saison im vergangenen Spätsommer machte ihm sein Rücken zu schaffen. An der Heim-WM in Lenzerheide war er deshalb handicapiert und chancenlos. Woher jene Blockade im Rücken kam, sei nie herausgefunden worden, erklärt Forster. Das Wichtigste aber ist: «Diese Probleme tauchten seither nie wieder auf.»

Zum Wunschteam gewechselt

In den kalten Monaten war Forster – wie man es von ihm kennt – an Radquer-Rennen am Start. Im Dezember gewann der beste Schweizer Cyclo-Cross-Fahrer sein Heimrennen in Eschenbach im Rahmen der EKZ-Cross-Tour. Die Gesamtwertung beendete er auf dem 2. Rang. Ab Februar unterschied sich die Vorbereitung auf die Mountainbike-Saison dann zu seinen Gewohnheiten früherer Jahre. Erstmals war er in einem dreiwöchigen Team-Trainingslager in Südafrika.

«Im Trikot des Europameisters zu fahren, macht mich stolz»

Nach mehreren Jahren im BMC MTB Racing Team fährt Forster seit Anfang Januar in den Farben vom Scott-Sram MTB Racing Team. Mit seinen bisherigen Leistungen und seinen Zukunftsaussichten war er nach der zurückliegenden Saison in der luxuriösen Situation, seine Wunschequipe unter mehreren Angeboten auswählen zu können. Das neue Team hat seine Basis in unmittelbarer Nähe zu Forsters Wohnort. Geführt wird es vom Feldbacher Thomas Frischknecht, der Mountainbike-Legende. «‘Frischi’ war mein Vorbild, als ich noch jünger war. Ich bewundere ihn noch immer», sagt Forster.

Mit Scott-Sram ist er in ein Umfeld gekommen, das in allen Belangen perfektionistisch arbeitet und das hochexklusiv aufgestellt ist. Seine Teamkollegen sind nebst Andri Frischknecht, der Sohn des Chefs und Forsters Klubkamerad im VC Eschenbach, gleich beide amtierenden Elite-Weltmeister: Nino Schurter und die ebenfalls neu verpflichtete US-Amerikanerin Kate Courtney (USA).

Erst Absalon, nun Schurter

Nino Schurter, der langjährige Dominator der Szene, Olympiasieger und siebenfacher Weltmeister – Forster wollte zum Besten. «An seiner Seite kann ich dazulernen. Das bringt mich in meiner Entwicklung weiter», erklärt der gebürtige Joner. Und so ist es logisch, das Forster hinschaut, was der Bündner tut. Er sagt: «Ich habe meine Linie, an die ich mich halte. Aber verbessern kann man sich immer.»

Mit einer absoluten Koryphäe im Team zu sein, ist für Forster keine neue Situation. Bei BMC fuhr er an der Seite des mittlerweile zurückgetretenen Franzosen Julien Absalon. Den sieben Jahre älteren Schurter nennt Forster einen guten Kollegen. Er sieht deshalb keine Gefahr, dass es zu Spannungen kommen könnte, weil der ungebrochen erfolgshungrige Titelsammler einen ambitionierten Herausforderer in den eigenen Reihen hat.

«An Schurters Seite kann ich dazulernen. Das bringt mich weiter.»

An Schurter beeindruckt Forster, wie dieser «vor dem Rennen und im Rennen fokussiert ist. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.» Davon konnte sich der Neuhauser Ende März aus erster Hand überzeugen. Denn Forster und Schurter gewannen als Zweierteam in Südafrika die diesjährige Ausgabe des Cape Epic, das prestigeträchtigste Mountainbike-Etappenrennen. «Das war eine super Woche», blickt Forster zurück. «Das Cape Epic gab mir Härte.»

Die nächste Steigerung

Diese Härte will der 25-Jährige in der bevorstehenden Weltcup-Saison – seine vierte im Feld der Elite-Fahrer – natürlich ausspielen. Er werde versuchen, konstanter vorne reinzufahren, sagt Forster. «Im letzten Jahr gelang mir das auch wegen Defekten nicht immer.» Der 4. Rang vor knapp einem Jahr in Nove Mesto (CZE) war sein bisher bestes Karriereresultat – zugleich 2018 aber auch das einzige Weltcup-Ergebnis in den Top 10.

Was möglich ist, wenn an einem perfekten Tag alles zusammenpasst, zeigte Forster im letzten Sommer, als er in Glasgow sämtlichen Konkurrenten enteilte und überlegen die EM-Goldmedaille gewann. Zumindest noch bis zu den nächsten kontinentalen Titelkämpfen Ende Juli im tschechischen Brünn wird Forster bei all seinen Starts im Trikot des Europameisters fahren. «Das macht mich stolz», sagt er. «In diesem Trikot fällt man sofort mehr auf.»

Bisher habe er es in jedem Jahr geschafft, besser zu werden, erklärt Forster. Die nächste Steigerung ist für den Olympia-Teilnehmer von 2016 deshalb klar: «Im Weltcup aufs Podest fahren – das ist das Ziel.» Ob ihm dies schon am Sonntag in Albstadt gelingt, kann er nicht prognostizieren. «Die Top 10 sind aber ein Muss.»

 

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