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Gegner sehen durch geplantes Bistro in Seebadi die «Ruhezone» in Gefahr

Ein Altstadtvertreter, zwei Historiker und ein Stammgast werfen der Stadt beim geplanten Umbau der Rapperswiler Seebadi mangelnde Sensibilität vor. Sie wehren sich gegen das geplante Bistro.

Pascal
Büsser
11.03.20 - 04:30 Uhr
Politik
«Eine Oase»: Eine Gruppe von Kritikern wehrt sich gegen den Umbau und die «Umnutzung» der Seebadi.
«Eine Oase»: Eine Gruppe von Kritikern wehrt sich gegen den Umbau und die «Umnutzung» der Seebadi.
PASCAL BÜSSER

Die Seebadi am Rapperswiler Schlosshügel ist Kult. 1940 erbaut, ist sie inzwischen ein Schutzobjekt. Durch Hugo Loetscher hat sie gar Eingang in die Literatur gefunden. 42 Jahre lang schaute Georg Sütterlin als Bademeister nach dem Rechten – und betrieb nebenher den Kiosk. Mit Sütterlins Pensionierung will die Stadt die Funktion von Bademeister und Wirt trennen. Und den Kiosk zu einem Bistro mit 26 Plätzen ausbauen.

Dank Wärmedämmung soll das Bistro ab Sommer 2021 von März bis Oktober öffnen können. Gebadet wird traditionell von Mitte Mai bis September. Am Abend soll das Bistro bis maximal 23 Uhr offen sein. Badeschluss ist um 21 Uhr. Aktuell sucht die Stadt per Ausschreibung interessierte Bistrobetreiber.

«Falscher Ort für ein Bistro»

Gegen den geplanten inwendigen Umbau der Seebadi gibt es nun aber Widerstand. Der Historiker Basil Vollenweider, der Kulturwissenschaftler Peter Röllin, Christian Peisker, Präsident des Vereins wohnliche Altstadt, und Claudia Achermann als Seebadi-Stammgast haben der Stadt ein Schreiben zugestellt. Sie fordern vom Stadtrat, auf das Bistro zu verzichten. Achermann hat zudem mit 26 Mitunterzeichnenden eine Einsprache bei der Stadt deponiert.

Christian Peisker, Claudia Achermann, Basil Vollenweider und Peter Röllin wehren sich gegen den Umbau der Rapperswiler Seebadi.
Christian Peisker, Claudia Achermann, Basil Vollenweider und Peter Röllin wehren sich gegen den Umbau der Rapperswiler Seebadi.
PASCAL BÜSSER

«Ob die Altstadt ein weiteres Bistro braucht, kann man diskutieren», sagte Christian Peisker an der Medieninfo der Gegner am Dienstag. «Klar indiskutabel aber ist ein Bistro in der Ruhezone an der Schlosshalde. Das ist in jedem Fall der falsche Ort.» Mit einem Bistro in der Seebadi weiche der Stadtrat einen langjährigen Konsens zwischen Altstadtbewohnern und Regierung auf. Am Rapperswiler Hafen dürfe es fröhlich und laut sein. Dafür gelte der Bereich von Kapuzinerzipfel bis Giessi als Ruhezone.

«Wir wollen dort keine Kommerzialisierung mit Licht- und Lärmimissionen.»
Basil Vollenweider, Historiker und Anwohner

Dieser Ausgleich sei nicht nur für die Menschen, sondern auch für Flora und Fauna wichtig, meinte Historiker Vollenweider. «Es ist der einzige Fleck, der nicht beleuchtet ist.» Gegen die Installation von Lampen auf diesem Abschnitt der Bühlerallee haben sich die Anwohner erfolgreich gewehrt. «Wir wollen dort keine Kommerzialisierung mit Licht- und Lärmimissionen», so Vollenweider. «Wir sind nicht Zürich.» Eine Qualität der Rapperswiler Altstadt sei gerade ihre Beschaulichkeit.

Die letzte Lampe: Die Bühlerallee vom Kapuzinerzipfel bis zur Giessi ist nicht beleuchtet und gilt bisher als «Ruhezone».
Die letzte Lampe: Die Bühlerallee vom Kapuzinerzipfel bis zur Giessi ist nicht beleuchtet und gilt bisher als «Ruhezone».

Dass die Stadt Livemusik nur in Zimmerlautstärke und ohne Verstärker erlauben will, genügt den Kritikern nicht als Einschränkung. Sie befürchten eine schleichende Ausweitung mit Ausnahmegesuchen. Das Bistro entspreche einer «Umnutzung» der Badi in einen Gastrobetrieb.

Nutzungskonflikte befürchtet

Kulturwissenschaftler Röllin betonte die Schutzwürdigkeit des Baus. Dieser sei streng symmetrisch angelegt. Der geplante Innenausbau mit der Veränderung des Eingangsbereichs zerstöre dies und reduziere den Charme. «Unsensibel und unsinnig» sei, dass die Stadt die kantonale Denkmalpflege nicht vor der Ausschreibung für das Bistro und der Bauauflage einbezogen habe. Wenn diese ein Veto ausspreche, sei auch die Suche nach einem Bistrobetreiber hinfällig. Gemäss Bauchef Thomas Furrer hat just gestern ein Augenschein mit dem kantonalen Denkmalpfleger stattgefunden. Dessen Rückmeldung stehe noch aus.

«Wir haben nichts gegen ein qualitativ verbessertes Gastroangebot oder auch längere Öffnungszeiten – für die Badegäste.»
Christian Peisker, Präsident wohnliche Altstadt

Als jahrzehntelanger Stammgast bezweifelt Claudia Achermann, dass eine Konzeptänderung überhaupt einem breiten Wunsch entspricht. 447 Personen hatten sich letztes Jahr per Petition gegen einen Konsumationszwang an den Tischen in der Badi gewehrt. Einen solchen soll es laut Bauchef Furrer nicht geben. Details müsse man aber mit dem künftigen Bistrobetreiber noch regeln. Achermann befürchtet Nutzungskonflikte und Einschränkungen für die Badegäste. Die angedachten 1500 Franken Monatsmiete seien für einen Wirt nur mit regelmässigen Events zu erwirtschaften, ist sie überzeugt.

«Wir haben nichts gegen ein qualitativ verbessertes Gastroangebot oder auch längere Öffnungszeiten – für die Badegäste», ergänzte Altstadtbewohnervertreter Peisker. Das sei aber in der bestehenden Infrastruktur mit dem Kiosk möglich.

Das letzte Wort dürfte die Bürgerversammlung mit dem Budget 2021 haben. Es sei denn, die Denkmalpflege legt vorher ein Veto ein.

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Ich bin gegen diese Nutzungsidee der Stadt - Gedanken reiner Komerz. Die Idylle wird gestört und schlupssendlich darf das Bistro laufen aber Baden würde verboten sein unlogisch. Dazu gibt es gar nicht vernünftg Platz dazu. Die Stadt soll aufhören solche blöden Ideen zu generieren.

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