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Klimastreik erreicht die Rosenstadt

Erstmals gibt es am Freitag auch in Rapperswil-Jona einen Klimastreik. Dahinter stehen Studenten der Hochschule. «Man muss kein perfekter Mensch sein, um beim Streik mitzumachen», sagt einer der Organisatoren. Er erklärt die Gründe für die Aktion in der Rosenstadt.

Pascal
Büsser
23.05.19 - 07:34 Uhr
Politik
Weltweiter Streikaufruf: Am Freitag soll nicht nur wie bisher in Zürich und anderen Grossstädten für den Klimaschutz demonstriert werden …
Weltweiter Streikaufruf: Am Freitag soll nicht nur wie bisher in Zürich und anderen Grossstädten für den Klimaschutz demonstriert werden …
KEYSTONE

Seit Anfang Jahr gehen in grossen Schweizer Städten Jugendliche auf die Strasse, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Bei der letzten Grossdemo Anfang April kamen laut den verschiedenen Organisatoren schweizweit mehrere zehntausend Personen zusammen. Am Freitag ist erneut ein weltweiter Klimastreiktag angesagt. Erstmals wird es auch in diversen kleineren Städten zu Klimastreiks kommen – darunter Rapperswil- Jona.

Hinter der – bewilligten – Demo steckt eine Handvoll Studierender der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR). Einer der Organisatoren ist Laurin Hilfiker (24). Er studiert «Erneuerbare Energien und Umwelttechnik» im zweiten Semester. Und war schon dreimal an Klimastreiks in Zürich. Im März mit rund 30 anderen Studierenden der HSR. Die Hochschule beschäftigt sich verschiedentlich wissenschaftlich mit dem Klimawandel. Bis Dienstag, 28. Mai, lassen sich etwa noch Klimaszenarien in einem Klimagarten auf dem Campus erleben. Den Klimastreik organisieren die Studierenden jedoch in ihrer Freizeit. Er hat nichts mit der Hochschule zu tun, wie Hilfiker betont.

HSR-Student Laurin Hilfiker will den Protest mit anderen zusammen auch nach Rapperswil-Jona tragen.
HSR-Student Laurin Hilfiker will den Protest mit anderen zusammen auch nach Rapperswil-Jona tragen.
PASCAL BÜSSER

Warum braucht es neben Zürich oder St. Gallen auch einen Klimastreik in Rapperswil-Jona?

Laurin Hilfiker: Wir wollen zeigen, dass der Klimawandel überall ein Thema ist, und auch hier ein Zeichen setzen.

Mit wie vielen Demonstrierenden rechnen Sie und was ist geplant?

Das ist schwierig zu sagen, weil es der erste Klimastreik in der Stadt ist. Toll wären 100 bis 200 Personen. Aber realistischerweise sind es wohl eher 40 bis 60. Es wird einen Redner geben und Musik.

Wo riefen Sie zum Streik auf?

Per Facebook, Whatsapp und mit Flyern und Plakaten. Teils gibt es auch Kontakte zu anderen Schulen. Wir hoffen aber, dass nicht nur Schüler und Studenten am Klimastreik teilnehmen.

Sind auch Parteien in die Organisation involviert?

Nein, die Klimademos sollen keine Parteiplattform sein, weil der Klimawandel ein Problem ist, das alle betrifft.

Sie studieren erneuerbare Energien und könnten sagen, dass Sie künftig schon beruflich etwas gegen den Klimawandel machen. Warum auch noch demonstrieren?

Natürlich kann ich individuell etwas machen, aber es braucht eine gesellschaftliche Bewegung, um den Klimawandel zu bekämpfen. Mit dem Streik hoffen wir, auch Leute zu erreichen, die sich noch nicht gross damit beschäftigt haben.

«Der Begriff Notstand ist nicht falsch. Wir haben ein akutes Problem.»
Laurin Hilfiker, Mitorganisator Klimastreik Rapperswil-Jona

Die Klimabewegung fordert, «dass die Schweiz bis 2030 im Inland netto null Treibhausgasemissionen, ohne Einplanung von Kompensationstechnologien hat». Sie sind angehender Experte für erneuerbare Energien: Ist das nicht völlig unrealistisch?

Es ist ein ambitioniertes Ziel, aber ich finde es gut, dass die Klimabewegung eine Senkung der Treibhausgasemissionen auf Null bis 2030 fordert. Wenn wir 2030 anpeilen und es nicht schaffen, schaffen wir es vielleicht bis 2050. Wenn wir aber 2050 anpeilen und es nicht schaffen, ist es zu spät.

Die Klimabewegung verlangt zudem die Ausrufung des Klimanotstands. Ist das nicht Hysterie?

Der Begriff Notstand ist nicht falsch. Wir haben ein akutes Problem. Anders als übliche Naturkatastrophen ist es nicht direkt sichtbar und tritt mit verzögertem Effekt ein. Wenn man die Folgen sieht, wird es bereits zu spät sein.

Was tun Sie persönlich gegen den Klimawandel?

Ich versuche, möglichst nicht per Flugzeug in die Ferien zu reisen und nicht viel Fleisch zu essen. Andere leben das schon besser vor. Man muss aber nicht bereits ein perfekter Mensch sein, um an der Klimademo teilzunehmen. Es geht darum, Teil einer Bewegung zu werden, die ein gemeinsames Ziel hat.

Ist die befürchtete «Klimakatastrophe» mit technischem Fortschritt zu verhindern oder braucht es Verzicht?

Es braucht beides. Aber wir müssen sicher nicht zurück in die Steinzeit. Nötig ist ein bewussterer Konsum.

 

Klimastreik in Rapperswil-Jona: Freitag, 24. Mai, 11 bis 12 Uhr, Fischmarktplatz. Infos und Forderungen: climatestrike.ch.

 

Schulen untersagen Flyer für Klimademo
Die Organisatoren des Klimastreiks in Rapperswil haben bei den Oberstufen-Schulhäusern der Stadt angefragt, ob sie Flyer auflegen und Plakate anbringen dürfen. Diese lehnten ab, wie Schulpräsident Thomas Rüegg (FDP) sagt. Die Schule wolle keine Werbung für politische Veranstaltungen zulassen. «Jene, die sich dafür interessieren, erfahren davon auch auf anderem Weg», sagt Rüegg. Wer sicher ohne Sanktionen am Streik teilnehmen wolle, könne einen von zwei Jokerhalbtagen einziehen – allerdings mit Anmeldung fünf Tage voraus. Für die bisherigen Klimademos in Zürich oder St. Gallen sei das in Einzelfällen schon passiert. (pb)

Klimanotstand ist Thema an Bürgerversammlung
Während die Klimastreikenden auf nationaler Ebene die Ausrufung des Klimanotstands verlangen, haben politische Parteien diese Forderung auf kantonaler und kommunaler Ebene aufs Parkett gebracht. So wollen die Grünliberalen, mit Unterstützung von SP und UGS, einen Notstand-Antrag an der Bürgerversammlung von Rapperswil-Jona am 6. Juni stellen, wie es seitens GLP heisst. Die drei Parteien haben zudem zum Thema Klimawandel einen dicken Fragekatalog an den Stadtrat gerichtet. An der heutigen Stadtforumssitzung wird entschieden, ob es eine Sondersitzung zum Klimathema gibt oder ob der Stadtrat die Fragen im üblichen Rahmen schriftlich beantworten soll. (pb)

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