×

Party total im Grünfeld: FC Rapperswil-Jona sorgt für Ekstase

Perfekter Saisonabschluss: Der FC Rapperswil-Jona gewinnt das Heimspiel gegen den FC Bavois mit 2:1 – und macht den Aufstieg in die Challenge League damit auch sportlich klar.

Livio
Jud
25.05.25 - 23:59 Uhr
Linth

von Elmedin Hasanbasic

Die Haupttribüne im Stadion Grünfeld ist rappelvoll, auch der Stehplatzbereich ist bestens gefüllt. Der FC   Rapperswil-Jona hat die Fussballregion Zürichsee-Linth zum Showdown eingeladen. Wegen eines Lizenzentscheids im Vorfeld hat die Partie zwar leicht an Brisanz verloren – dazu später mehr. Dies schmälert aber nicht die Bedeutung des Moments: Es wird ein Stück Rapperswil-Joner Fussballgeschichte geschrieben. 

1768 dicht aneinander gedrängte Zuschauerinnen und Zuschauer wollen nicht verpassen, was der FC Rapperswil-Jona seit sechs Saisons angestrebt hatte: die Rückkehr in die zweithöchste Schweizer Spielklasse. Unter ihnen zahlreiche ehemalige FCRJ-Spieler wie etwa Carlos Da Silva, zuletzt Sportchef des FC Lugano, Funktionäre, aber auch bekannte Gesichter wie Stadtpräsidentin Barbara Dillier, Altmeister und Fussballikone Erich Vogel, der ehemalige Fifa-Kommunikationschef Walter De Gregorio oder Erdin Shaqiri, Berater des FCRJ und Bruder von «Kraftwürfel» Xherdan Shaqiri.

Kollektiver Aufschrei: Der FC Rapperswil-Jona hat es geschafft

Als Schiedsrichter Zrinko Prskalo die Partie zwischen dem FCRJ und dem FC Bavois nach etwas mehr als 94  Spielminuten beim Stand von 2:1 für die Gastgeber abpfeift, löst sich die Anspannung in einem kollektiven Aufschrei. Grenzenloser Jubel bricht aus. Der letzte wichtige Dreier der Saison ist eingefahren und der Aufstieg in die Challenge League damit Tatsache.

Fans stürmen das Spielfeld, Spieler liegen sich in den Armen und die Last fällt den Protagonisten sichtlich von den Schultern. Stolz überstreift man sich das obligate Aufsteigershirt und feiert das lang ersehnte Ziel.

Feucht-fröhliches Fest: Klubpräsident Rocco Delli Colli (Zweiter von links) und Sportchef Alessandro Ciarrocchi (rechts) verpassen der Mannschaft eine Champagner-Dusche.
Bild: Chris Melo

Angeführt wird die Meisterfeier von Captain Enes Yesilcayir, der die Trophäe mit einem breiten Lachen im Gesicht entgegennimmt und sie begleitet von Jubelgesängen in die Höhe stemmt. Der FCRJ ist zurück in der Challenge League und die Stadt ist um eine Freinacht reicher.

Von theoretisch zu praktisch: Alle Zweifel sind ausgeräumt

Theoretisch stand der Aufstieg schon am Donnerstagmorgen fest. Denn da kommunizierte die Swiss Football League (SFL), dass sie dem einzigen verbliebenen Aufstiegsgegner des FCRJ, dem Tabellenzweiten SC Kriens, die Lizenz für die Challenge League auch in zweiter Instanz nicht zuspricht.

Doch leise Zweifel blieben bestehen. War es das tatsächlich? Denn der SC Kriens reagierte umgehend auf die SFL-Mitteilung und gab bekannt, bei einem allfälligen sportlichen Aufstieg rechtliche Schritte zu prüfen. Oder anders: Kriens hätte den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Erwägung gezogen.

Doch diesen Gedankenspielen bereitete der FCRJ mit einer sportlichen Antwort ein Ende. Das Team von Coach David Sesa blieb im letzten Meisterschaftsspiel der Saison 2024/25 zum 14. Mal in Folge ungeschlagen und sicherte sich mit einer schier unglaublichen Rückrundenserie den Meistertitel der Promotion League. Er sicherte und verdiente sich den Aufstieg also auch sportlich.

Saliji trifft nach einer Stunde ins Glück

Letzteres war dem FCRJ wichtig. Klubpräsident Rocco Delli Colli und Sportchef Alessandro Ciarrocchi betonten stets, sich nicht mit dem Lizenzgesuch anderer Teams zu beschäftigen, sondern den Aufstieg mit einem Sieg und einer gebührenden Meisterfeier auf sportlichem Wege festmachen zu wollen. Entsprechend engagiert trat der FCRJ bei der Affiche gegen Bavois auf. Eine gute halbe Stunde liessen die Rapperswil-Joner ihre Anhänger zittern, ehe Bruno Morgado die Massen ein erstes Mal in Ekstase versetzte. Wichtig, denn im Stadion verbreitete sich die Nachricht rasch, dass Kriens im Fernduell nach kurzzeitigem Rückstand die Partie gedreht hatte und ebenfalls auf Siegkurs war.

Ebnet den Weg zum Sieg: Aussenverteidiger Bruno Morgado jubelt nach seinem 1:0-Führungstreffer für den FC Rapperswil-Jona.
Bild: Livio Jud

Etwas ungemütlich wurde es zu Beginn der zweiten Halbzeit. Bavois-Verteidiger Oumar Sarr traf per Kopfball zum zwischenzeitlichen Ausgleich (53.). Es wurde still. Die Gäste aus dem Kanton Waadt würden doch wohl nicht die Feierlichkeiten der Rosenstädter sprengen? Nein. Rijad Saliji sorgte nur sieben Zeigerumdrehungen nach dem Ausgleich für die neuerliche FCRJ-Führung. Einen Freistoss an der Strafraumgrenze hämmerte er mit voller Wucht ins Glück und liess das Stadion ein zweites Mal «explodieren». Aufgrund des knappen Resultats folgten bange Schlussminuten, doch am Ergebnis sollte sich nichts mehr ändern.

Der Schuss ins Glück: Rijad Saliji läuft zum Freistoss an – und verwandelt zum 2:1-Siegtreffer.
Bild: Chris Melo

Der FC Rapperswil-Jona und der SC Kriens: ein Déjà-vu

Für den FC Rapperswil-Jona geht damit eine lange Reise zu Ende, die er mit dem lang ersehnten zweiten Challenge-League-Aufstieg der Klubgeschichte krönt. Letzte Saison verpasste der Klub vom Obersee noch knapp und musste zusehen, wie Etoile Carouge den Gang in die Challenge League antreten durfte. Interessant: In der vergangenen Spielzeit reichten dem FCRJ 71 Punkte nicht, diesmal genügten deren 69. 

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Rosenstädter zeitweise acht Punkte Rückstand auf die lange Zeit führenden Krienser hatten. Und dennoch sollte sich die Geschichte wiederholen: Schon beim ersten Challenge-League-Aufstieg in der Saison 2016/17 lag Kriens zwischenzeitlich acht Punkte vor dem FCRJ – und hatte zum Schluss das Nachsehen. Für die einen ein schönes Déjà-vu, für die anderen das pure Gegenteil davon. 

Er lebe hoch: Die Spieler feiern ihren Trainer David Sesa.
Bild: Chris Melo

Die Zahlen der nun zu Ende gegangenen Saison sprechen aber eine klare Sprache: Der FCRJ schoss die meisten Tore und erhielt die wenigsten. Meisterlich. In der Rückrunde spielten sich die Rapperswil-Joner sogar in einen regelrechten Rausch, reihten Sieg an Sieg. Der Konkurrenz schlotterten im Gegenzug zusehends mehr die Knie, als der Vorsprung von Spieltag zu Spieltag schmolz – bis man auf der Zielgeraden vom FCRJ überholt wurde.

Baden und Delémont steigen ab

In der Challenge League, der zweithöchsten Schweizer Spielklasse, nimmt der FC Rapperswil-Jona kommende Saison den Platz des FC Schaffhausen ein, während der FC Thun in die Super League aufsteigt und Yverdon Sport den umgekehrten Weg geht.

Von der Promotion League in die 1.  Liga steigen Delémont und Baden ab. Die Aargauer fielen am letzten Spieltag auf einen Abstiegsplatz zurück – und mussten damit den zweiten Abstieg in Serie hinnehmen.

Feier mit den jungen Fans: Die Anhänger des FC Rapperswil-Jona stürmen nach dem Schlusspfiff den Platz.
Bild: Livio Jud

Rapperswil-Jona – Bavois 2:1 (1:0)
Grünfeld. – 1768 Zuschauende. – SR: Zrinko Prskalo.
Tore: 35. Morgado 1:0. 53. Sarr 1:1. 60. Saliji 2:1.
Rapperswil-Jona: Omerovic; Ambassa, Ajeti, Padula, Morgado; Charveys; Marchand (66. Yesilcayir), Saliji; Volkart, Schmidt (70. Wiskemann); Kamberi.
Bavois: Brenet; Diallo, Rodrigues, Sarr, Gétaz; Bega (68. Ivanov), Mandaka (68. Bajrami), Rochat (68. Ribeiro); Alvarez (46. Guignard), Mobulu, Ouhafsa (80. Clément).
Bemerkungen: Rapperswil-Jona ohne Pousa und Ribeiro (verletzt). – Verwarnungen: 16. Mandaka, 58. Gétaz, 59. Rodrigues, 74. Ambassa, 81. Guignard, 87. Kamberi.




Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Könnte euch auch interessieren
Mehr zu Linth MEHR
prolitteris