Wir brauchen Klarheit, ob auch im Glarnerland PFAS-belastetes Fleisch produziert wird
Der Kanton tappt im Dunkeln, was die PFAS-Chemikalien angeht. Das erinnert an den Asbest-Skandal.
Der Kanton tappt im Dunkeln, was die PFAS-Chemikalien angeht. Das erinnert an den Asbest-Skandal.

Teflon ist eines dieser PFAS-Wundermaterialien. Es ist in unseren Pfannen und in imprägnierten Jacken. Doch seine Karriere als Wundermittel erinnert an jene des Asbests, das lange über sein Verbot hinaus auch im Kanton Glarus viel Leid in betroffene Familien brachte.
Seither wurden angeblich 4700 PFAS, per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, entwickelt und verwendet und überall in der Welt verbreitet. Weil sie sehr stabil sind, werden sie kaum abgebaut, reichern sich in der Umwelt, in Lebensmitteln und zuletzt im Menschen an. «Für den Menschen stellen sie ein mögliches gesundheitliches Risiko dar», hält dazu das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen fest. Laut dessen europäischem Pendant führen die Stoffe dazu, dass nach Impfungen weniger Antikörper gebildet und damit deren Wirksamkeit reduziert ist. Hohe PFAS-Gehalte im Blut könnten sich gesundheitlich negativ auf Leber oder Nieren sowie auf das Geburtsgewicht von Babys auswirken.
Die PFAS sind uns näher als gedacht
Vor diesem Hintergrund hat der Nachbarkanton St. Gallen Ende August den Konsum von belastetem Fleisch und belasteter Milch aus betroffenen Bauernbetrieben verbieten müssen. Nun führt St. Gallen in bekannten anderen Gebieten Bodenproben und Messungen durch. Vermutete Quelle der PFAS ist der Klärschlamm, den man den Bauern bis zum Verbot von 2006 als Dünger verkauft, ja zeitweise aufgedrängt hat.
Doch Klärschlamm hat man ab 1976 auch im Glarnerland auf Wiesen und ein paar Äcker ausgebracht. Bis 1994 wurde die ARA Bilten allen Klärschlamm so los. Die Informationen darüber, bei welchen Landwirtschaftsbetrieben und wo genau das geschah, sind offenbar sträflich dünn.
Keine Zeit zu verlieren
Umso wichtiger ist es, dass der Kanton Glarus es St. Gallen gleichtut und so rasch wie möglich Klarheit schafft. Denn in welchen Glarner Böden die PFAS stecken, weiss niemand genau. Denn auch wenn der Bund Gesetze und Grenzwerte erlässt: Für die Umsetzung sind die Kantone zuständig. Auf den Bund zu warten, wäre falsch.
Denn es braucht Klarheit, ob auch im Glarnerland PFAS-belastetes Fleisch oder belastete Milch produziert wird. Wenn ja, muss der Kanton möglichst bald dafür sorgen, dass solches nicht mehr verkauft und konsumiert wird. Ob man dafür die Lebensmittel oder die Böden untersucht – bitte das, was die schnelleren Resultate liefert. Man denke dabei daran, wie viel Leid man hätte verhindern können, wenn man Asbest frühzeitig verboten hätte.
Die Schuld für dieses PFAS-Desaster dürfen wir nicht den Bauern zuschieben und sie nicht mit den Kosten alleinlassen, die sie nun damit haben. Ihnen hat man damals den Klärschlamm als Dünger angepriesen, um ein dreckiges gesellschaftliches Problem loszuwerden. Die Industrie meinte, mit den PFAS ein Wundermittel erfunden zu haben, die Produkte haben wir (fast) alle gekauft, und über die Auswirkungen reibt man sich Jahrzehnte später die Augen.
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