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Viele Lichtlein gehen aus

Zwei Monate vor Heiligabend stehen die Veranstalter von Weihnachtsmärkten vor grossen Fragen. Ein Teil der Anlässe ist bereits abgesagt. Andere Organisatoren wollen ihre Märkte durchführen.

Simone
Zwinggi
22.10.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Viele offene Fragen: Der Weihnachtsmarkt in Chur ist bereits abgesagt.
Viele offene Fragen: Der Weihnachtsmarkt in Chur ist bereits abgesagt.
OLIVIA AEBLI-ITEM

«Wir treffen uns noch diese Woche mit den zuständigen Personen der Gemeinde», sagt Adrian Willi vom Organisationskomitee (OK) des Weihnachtsmarktes in Domat/Ems. Das Gespräch wird sich um das Schutzkonzept für den Weihnachtsmarkt vom 28. November drehen. Es sei noch nicht ganz klar, wie das Schutzkonzept aussehen müsse, damit es den neuesten Covid-19-Verordnungen des Bundes entspreche, so Willi. Klar sei: «Wir haben in Ems genügend Platz, um die Stände in grossen Abständen zu platzieren.»

Willi und sein Team planen, mithilfe von Gittern für jeden Stand einen Eingangs- und Ausgangsbereich zu gestalten. Abstandsmarkierungen am Boden? Ob das Sinn macht, ist in Willis Augen auch eine Frage des Wetters. «Was, wenn es schneit?», fragt er, und das Augenzwinkern ist seiner Stimme anzuhören.

Erklärungsbedarf sieht Willi auch bei der Situation an den Verpflegungsständen. Er habe Schutzkonzepte von Weihnachtsmärkten gesehen, mithilfe derer jegliche Möglichkeiten, sich irgendwo hinzustellen und zu essen, aus dem Weg geräumt werden sollen – um Menschenansammlungen zu verhindern. Andere Veranstalter hingegen möchten gemäss Willi bewusst Tische platzieren, um den Marktbesuchern die Möglichkeit zu einer Konsumation im Sitzen zu geben.

Willi und sein Team setzen alles daran, den Weihnachtsmarkt in Domat/Ems durchzuführen. «Stand jetzt findet der Markt statt», sagt Willi zu Beginn dieser Woche. Waren es im vergangenen Jahr etwa 85 Stände, werden in diesem Jahr gemäss Willi knapp 60 Stände vor Ort sein.

Wer entscheidet?

Auch in Ilanz/Glion wird viel Energie investiert, damit der Adventsmarkt am 28. November stattfinden kann. OK-Präsidentin Gaby Blum ist seit 13 Jahren bei der Organisation dabei, doch so nervenaufreibend wie heuer sei die Vorbereitung noch nie gewesen. «Anfang September habe ich der Gemeinde unser Schutzkonzept vorgestellt. Nach Abklärungen mit dem Kanton hat sie dieses dann bewilligt», erklärt Blum. Dieser Vorgang sei aber sehr harzig verlaufen. Der Gemeinde sei in einzelnen Punkten nicht klar gewesen, ob sie als Gemeinde oder der Kanton darüber entscheiden müsse.

Blum zählt darauf, dass das Anfang September bewilligte Schutzkonzept weiterhin Gültigkeit hat. «Ansonsten gehe ich davon aus, dass die Behörden sich bei mir melden.» Die Vorbereitungsarbeiten, seien in diesem Jahr viel intensiver als sonst, so Blum. «Ich muss alles neu machen, kann nichts von den bisherigen Durchführungen übernehmen: Standeinteilungen, Marktregeln, Anmeldeformulare.» Tische werde es vor und neben den Ständen keine geben «Als Veranstalter müssen wir dafür sorgen, dass es keine Menschenansammlungen gibt. Deshalb müssen die Marktbesucher ihr Essen nehmen und dann im Laufen konsumieren.»

Blum ärgert sich nicht nur über das komplizierte Verfahren, eine Veranstaltung durchzuführen, sondern auch über andere Organisatoren. «Viele haben sehr schnell aufgegeben und die einfachste Lösung gewählt: Sie haben den Anlass abgesagt.» Blum würde sich wünschen, dass alle Veranstalter versuchen, an ihrem Anlass festzuhalten und unter den gegebenen mühsamen Bedingungen das Beste herauszuholen.

Details ausarbeiten

Viel zu tun hat neben den Veranstaltern der Weihnachtsmärkte auch der Kanton. Zum Beispiel muss er Details bezüglich der aktuellsten Covid-19-Verordnungen des Bundes vom 18. Oktober klären. Dort steht, dass seit dem 19. Oktober in folgenden Situationen eine Sitzpflicht für die Konsumation von Speisen und Getränken gilt: in Restaurations-, Bar- oder Clubbetrieben, Diskotheken und Tanzlokalen (auch Terrassen), an allen öffentlichen Veranstaltungen sowie an privaten Veranstaltungen ab 15 Personen.

Was bedeutet das für Weihnachtsmärkte? Die Kommunikationsstelle Coronavirus des Kantons Graubünden schreibt auf Anfrage, dass «die Verordnung des Bundes noch einige Unklarheiten aufweist, die noch in Abklärung sind». Weihnachtsmärkte müssten grundsätzlich ein Schutzkonzept vorweisen, das die Umsetzung der Abstands- und Hygienemassnahmen aufzeige. «Inwieweit stehende Konsumation damit vereinbar ist, ist fraglich.»

Eine starre Personenobergrenze gibt es gemäss der Kommunikationsstelle Coronavirus an Weihnachtsmärkten nicht, weil diese im Sinne der Verordnung keine Veranstaltungen sind. Ein Markt gelte auch nicht als Menschenansammlung. Die Organisatoren müssten jedoch verhindern, dass sich an neuralgischen Punkten Menschenansammlungen bildeten – «zum Beispiel vor Glühweinständen». Die Bewilligung der jeweiligen Schutzkonzepte unterliege nach wie vor den betreffenden Gemeinden.

Noch in Planung

In Chur ist der Weihnachtsmarkt von Ende November abgesagt worden, der Christkindlimarkt soll aber wie geplant vom 27. November bis 23. Dezember stattfinden. Geplant sei, in der Bahnhofstrasse die Stände aufzubauen und in der Poststrasse eine Erlebnisstrasse zu errichten, erklären die Verantwortlichen. «Wie der Christkindlimarkt letztlich genau durchgeführt werden kann, das ist im Moment noch Kaffeesatzlesen», meint Peter Hutter von der Interessengemeinschaft Christkindlimarkt Chur.

In Savognin soll die Entscheidung zur Durchführung des Weihnachtsmarkts vom 12. Dezember erst Mitte November fallen. Wie Luana Tscharner von der Tourismus Savognin Bivio Albula AG auf Anfrage mitteilt, kann der Weihnachtsmarkt nur durchgeführt werden, wenn die aktuellen Massnahmen gelockert werden. In Davos halten die Organisatoren am Weihnachtsmarkt Arkaden vom 28. November fest. «Mit einem der aktuellen Situation angepassten Schutzkonzept», wie Rahel Bättig von der Gemeinde Davos erklärt. Der Weihnachtsmarkt am Seehofseeli dagegen werde heuer nicht durchgeführt.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest.

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