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Coronavirus-Fälle können im Kanton nur noch verzögert werden

Gemäss Verantwortlichen des Kantons wird die Epidemie kommen. Es gilt: Hinauszögern, Hygiene, keine Hysterie.

Fabio
Wyss
29.02.20 - 08:18 Uhr
Ereignisse
«Keine Panik, aber sorgfältige Hygiene»: Sagt Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann zum Coronavirus.Bild: Keystone
«Keine Panik, aber sorgfältige Hygiene»: Sagt Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann zum Coronavirus.
BILD KEYSTONE

Die Strategie zum Coronavirus habe sich geändert. «Per Zufall befinden wir uns genau jetzt in einer Übergangsphase», sagt Pietro Vernazza, Chefarzt der Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen (KSSG), gestern an einer Medienkonferenz. Im St. Galler Pfalzkeller erklärt er, dass der Bund bisher anwies, «jeden Fall zu entdecken», nun gelte es, «die Ausbreitung möglichst zu verzögern».

Der Leiter der Spitalhygiene im KSSG Matthias Schlegel betont die Notwendigkeit dieses Strategiewechsels: «Damit können wir uns auf die Schwerkranken konzentrieren.» Je länger die Ausbreitung verzögert werde, desto besser könnten Fälle behandelt werden.

Konsequenzen für Anlässe

Der Kanton St. Gallen will die Ausbreitung verhindern mit Änderungen für Veranstaltungen. Zusätzlich zum Verbot von Grossveranstaltungen des Bundes will St. Gallen das Risiko bei kleineren Anlässen eindämmen. Personen, die sich unlängst in den vom Bund deklarierten «Betroffenen Regionen» aufhielten, sollen Anlässen bis 1000 Personen fernbleiben. Zu diesen Regionen gehören Teile Italiens, China, Südkorea, Singapur und der Iran. Heidi Hanselmann, Gesundheitsdirektorin des Kantons, bedauert diesen Schritt: «Aber die Gesundheit der Bevölkerung geniesst die oberste Priorität.» Bei Unsicherheiten können sich Veranstalter an das Kantonsarztamt wenden.

Besuche von Restaurants, Partys oder andere Hobbys sollen weiter ausgeführt werden. Viel Schlafen, Bewegung und gesunde Ernährung seien wichtig. Die Ansteckungsgefahr nehme dann zu, wenn ein enger Kontakt von über 15 Minuten bestehe. In St. Gallen gebe es Stand gestern Abend 43 Verdachtsfälle, keiner davon war positiv.

Hanselmann, die als Präsidentin der Gesundheitsdirektoren des Landes in engem Kontakt mit dem Bund steht, sagt, dass auch die Benutzung des Öffentlichen Verkehrs diskutiert wurde. Es sei in der aktuellen Situation verfehlt, auf den ÖV zu verzichten. Man müsse aber vermeiden, andere Personen anzuniesen oder anzuhusten.

Abstand an Hochschulen

Der Kanton Solothurn verbietet fortan, an Hochschulen Vorlesungen mit über 100 Personen abzuhalten. Von so einer Massnahme sieht Hanselmann ab. An den St. Galler Hochschulen sei das derzeit kein Thema. Dahingegen werde die Hygiene verstärkt. Zudem sagt Hanselmann: «Es ist nicht notwendig, studentischen Kollegen um den Hals zu fallen – der soziale Abstand soll gewahrt werden.»

An der Medienkonferenz, die für die Öffentlichkeit übertragen wurde, konnte die Bevölkerung Fragen stellen. Diese drehten sich oft um Kinder. Kantonsärztin Danuta Reinholz konnte Bedenken ausräumen: «Die Mortalitätsrate bei Babys und Kindern ist sehr klein. Hygienemassnahmen müssen zu Hause und in den Schulen vorgelebt werden.»

Auch Infektiologe Vernazza betont wie alle Anwesenden die Wichtigkeit der Hygiene: Regelmässiges gründliches Händewaschen, nicht ins Gesicht fassen – dies verhindere die rasche Ausbreitung, was enorm wichtig ist, denn: «Wir wissen nicht, wie viele erkranken werden, aber wir gewinnen mit jedem Tag, der die Anzahl Infektionen verzögert.»

Hier finden sich weitere Informationen des Kantons

Glarner Fasnacht ist wegen Coronavirus abgesagt
Im Kanton Glarus ist vor allem die Fasnacht von der neuen Lage bei der Ausbreitung des Coronavirus betroffen. In Glarus können sowohl der für heute Samstag geplante Sternmarsch wie auch der Fasnachtsumzug am Sonntag nicht stattfinden, wie die Kantonsbehörden gestern mitteilten.
Alle anderen Veranstaltungen mit unter 1000 Personen können solange stattfinden, als im Kanton Glarus keine Menschen positiv auf das Coronavirus getestet werden. Die bisher untersuchten Verdachtsfälle im Kanton Glarus sind negativ.
Der Bundesrat hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen zunächst bis am 15. März verboten. Der Schutz der Bevölkerung habe oberste Priorität. (sda)

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