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In der Weihnachtszeit werde ich zum Kind

«Oh du fröhliche!» Ein Lied, das sich ausnahmsweise auf die Autorin bezieht. Weil Weihnachten ist.

23.11.22 - 16:30 Uhr
Symbolbild Unsplash
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«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, und mich dabei ganz speziell auf die schönsten Momente konzentriere, dann ploppen vor meinem geistigen Auge sehr weihnachtliche Bilder auf. Einerseits sind da definitiv die Erinnerungen an weisse Weihnachten, die mein Herz höherschlagen lassen. Aber da ist noch viel, viel mehr.

Vorab muss gesagt sein: Ich bin ein Einzelkind. Aber mit einer riesigen Familie. Ich habe 13 (noch lebende) Tanten und Onkel, deren Partner nicht eingerechnet. Und geschätzt komme ich auf an die 30 Cousins und Cousinen. Es gab grundsätzlich nie eine Weihnachtsfeier, bei der alle Geschenke unter dem Baum Platz fanden. Und um Weihnachten wurde bei mir daheim sowieso ein riesiges Tamtam gemacht. Wir hörten den ganzen Dezember Weihnachtslieder, ich besass einen Morgen- und einen Abendadventskalender (ja, ich war ein materiell sehr verwöhntes Kind) und jeden Abend lasen wir eine Weihnachtsgeschichte.

Grittibänze: In der Weihnachtszeit wurde bei uns eigentlich dauernd gebacken.
Grittibänze: In der Weihnachtszeit wurde bei uns eigentlich dauernd gebacken.
Bild Mara Schlumpf

Am 6. Dezember klopfte jedes Jahr der Samichlaus an der Türe und war natürlich stets mehr als zufrieden mit mir. Anschliessend veranstaltete meine Mutter den «Chlaushock», bei dem wir zu siebt um einen kleinen Holztisch gequetscht Kartoffelsalat, Würstchen und Gritibänzen genossen. Wir besuchten alle Weihnachtsmärkte in der Region, meine Mutter bemalte unsere Fenster festlich, wir naschten den lieben langen Tag «spanische Nüssli» und ich schnitt aus Spielkatalogen Fotos aus und klebte sie auf meinen Wunschzettel.

Ganz ehrlich: Ich war ein sehr, sehr verwöhntes Kind an Weihnachten.
Ganz ehrlich: Ich war ein sehr, sehr verwöhntes Kind an Weihnachten.
Bild Mara Schlumpf

Meine liebste Weihnachtserinnerung hat mit all dem aber gar nichts zu tun. Um sie euch zu erzählen, musste ich aber etwas ausholen. Also. Wenn wir denn nun am Nachmittag des 24. bei meiner Tante eintrafen, verzog ich mich auf Geheiss ins Fernsehzimmer (es musste ja noch das Christkind kommen, nödwahr). Und im Fernsehzimmer hatte ich die Auswahl aus unzähligen Videos, die ich hätte schauen können. Aber ich wählte Jahr für Jahr den gleichen Film: Yogi Bärs erstes Weihnachten. Einen Ausschnitt hänge ich euch hier mal rein:

Da können mir Sissi, der kleine Lord und Aschenbrödel gar nix. Yogi Bär ist für mich Weihnachten. Und der hier:

Ich gebe aber zu, dass ich mindestens bei Aschenbrödels Filmmusik doch Gänsehaut kriege. Jedenfalls habe ich, kaum ist Halloween vorbei, das starke Bedürfnis, mich weihnachtlichen Traditionen hinzugeben. Also den kapitalistischen, weihnachtlichen Traditionen. Ich backe Kekse, kaufe Adventskalender und höre tagein, tagaus Weihnachtslieder. Ich bin vor Weihnachten noch immer so aufgeregt, wie ich es als Kind war. Weihnachten ist magisch. Die Stimmung, die Lichter, der Geruch der Nadeln an den Weihnachtsbäumen … das alles lässt mich jedes Jahr wieder zum Kind werden. Und bereits im November kann ich die Beleuchtungen, die Schoko-Nikoläuse und das Rascheln des Geschenkpapiers kaum erwarten.

Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, wenn ich «Last Christmas» das erste Mal im Radio höre. Mein Hund kriegt von mir ein weihnachtliches Halsband verpasst und ja – auch sie kriegt von mir Geschenke. Ich mag alles rund um Weihnachten. Was für die einen die Fasnacht ist, ist für mich die Weihnachtszeit. Mit kitschigen Weihnachtsbüchern, noch kitschigeren Weihnachtspullovern und Weihnachtspyjamas und so viel Deko, wie es ein Haushalt mit zwei Katzen und einem Hund nun mal zulässt. Was ich mir für diese Weihnachten aber wirklich wünsche: Schnee. Nur Schnee an Weihnachten kann mein kindliches Herz noch mehr hüpfen lassen, als es alles oben Genannte bereits schon tut. Ich liebe es, dass ich mich noch immer wie ein Kind fühle im Dezember. Das lasse ich mir nicht nehmen, auch nicht mit dem Alter.

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