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Maissen meint: Die Durchschlagskraft der Inspiration

Haempa
Maissen
05.06.19 - 04:30 Uhr
ZVG

Haempa Maissen ist Wertschöpfungsdirigent und Brückenbauer. In loser Folge lässt er seinen Gedanken rund um den Arbeitsplatz freien Lauf.

Inspirieren, Mut machen, anspornen – Vorbilder haben viele Funktionen. Vorbilder wandeln sich mit der Zeit. Trotzdem sind sie stete Begleiter im Leben. Sei es ein scheinbar unerreichbares Idol, wie Mahatma Gandhi, oder der Mitarbeiter am Nebentisch mit dem besonderen Talent; Vorbilder geben eine Richtung vor, helfen sich zu orientieren. Besonders in unserer schnelllebigen Zeit sind Vorbilder keinesfalls ein Auslaufmodell.

Alexander der Grosse, Dschingis Khan, Napoleon – der Personenkult um diese Führer hat ganze Völker in den Krieg ziehen lassen. Warum? Was verleitete Menschen dazu, grausamen und grössenwahnsinnigen Idealen zu folgen? Charisma, eine klare Vision und kommunikative Stärke! Sie schaffen Identität, und so vermögen Individuen das Handeln von Menschen zu leiten – sie werden Ziel ihres Strebens.

Brauchen wir Vorbilder überhaupt noch?

Das Verlangen nach Vorbildern hat sich grundsätzlich gewandelt. Individualität, das Schlagwort der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre, hinterlässt seine Spuren. Personenkult scheint passé. Hohe Qualifikationen und der Wunsch, seinen eigenen Weg zu finden, machen die Bewunderung einer starken, charismatischen, aber autoritären Persönlichkeit unattraktiv. Dennoch suchen Menschen in einer Zeit, in der traditionelle Strukturen an Bedeutung verlieren, nach Orientierung. Denn die grundlegende Frage bleibt: Was will ich hinterlassen?

Moderne Vorbilder

Gefragt sind neue Vorbilder, punktuelle Vorbilder. Mehr als einer Person nachzueifern, orientieren sich die Menschen je nach Lebensabschnitt oder Bereich des Alltages an bestimmten Eigenschaften verschiedener Vorbilder: die Karriere von Steve Jobs, das soziale Engagement von Bill Gates, das sportliche Talent von Roger Federer und das Aussehen von George Clooney. Vorbilder geben eine Richtung vor. Ein Ziel, das man anstrebt pro Vorbild, dem man nacheifert.

Anforderung an Führungspersonen

Neue Vorbilder bedeutet auch neue Führungsstile. Parallel mit dem Personenkult verabschiedet sich auch der autoritäre Führungsstil. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Flexibilität bei der Arbeit, die Spezialisierung der Arbeitnehmer machen einen Top-Down-Ansatz schwierig. Was sich aber seit Alexander dem Grossen nicht verändert hat, ist die Durchschlagskraft von Inspiration. Vorbilder sollen inspirieren. Führungspersonen sollen inspirieren – durch Vorleben der Ideale. «Bevor ihr den Menschen predigt, wie sie sein sollen, zeigt es ihnen an euch selbst», riet bereits Fjodor Dostojewski. Demnach: Lasst uns selbst zu Vorbildern werden, um andere zu motivieren, nach mehr zu streben und über sich hinauszuwachsen.

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