×

Bündner Böden sind gesund

Gemäss einer Auswertung des Kantons sind die meisten Bündner Böden in der Nähe von Kehrichtverbrennungsanlagen nicht bedenklich belastet – mit einer Ausnahme.

Jasmin
Schnider
29.06.22 - 16:00 Uhr
Leben & Freizeit
Kein schlechter Einfluss auf Bündner Boden: Kehrichtverbrennungsanlagen, wie hier auf dem Bild jene des Gevag in Untervaz, sorgen nicht für eine übermässige Belastung von Dioxinen und Furanen im Boden. 
Kein schlechter Einfluss auf Bündner Boden: Kehrichtverbrennungsanlagen, wie hier auf dem Bild jene des Gevag in Untervaz, sorgen nicht für eine übermässige Belastung von Dioxinen und Furanen im Boden. 
Bild Livia Mauerhofer

Das Amt für Natur und Umwelt hat 29 Bodenproben aus der Umgebung der bestehenden und ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) in Graubünden untersucht. Ziel war es gemäss einer Mitteilung, herauszufinden, wie stark die Böden mit Dioxinen und Furanen verschmutzt sind. Grund dafür war der Nachweis von sehr hohen Dioxinbelastungen in einem Aussenquartier der Stadt Lausanne, in dem einst eine KVA stand. Die Analytik der Proben wurde durch die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf durchgeführt.

Dioxine und Furane sind umweltgefährdende Stoffe. Sie entstanden vor allem aus chlorhaltigen Materialien bei der Abfallverbrennung, bevor KVA ab den 1980er-Jahren mit entsprechenden Rauchgasreinigungen ausgerüstet wurden. Heute entstehen sie vor allem durch illegale Abfallverbrennung in Holzfeuerungen und im Freien. 

Keine Gefahr für Bevölkerung

Untersucht wurden sowohl Böden in der Umgebung von aktiven sowie von bereits stillgelegten KVA. So hatten beispielsweise die KVA in Unterrealta (Cazis) und Under Laret (Davos) ihren Betrieb noch vor der Umrüstungspflicht eingestellt. 

Wie der Kanton jetzt mitteilt, liegen die im Kanton Graubünden gefundenen Dioxin- und Furankonzentrationen mit Ausnahme von Under Laret in einem Bereich, welcher keine Nutzungseinschränkungen nach der Verordnung über die Belastungen des Bodens (Vbbo) verlangt. Die Gesundheit der Bevölkerung werde nicht gefährdet, heisst es weiter.

Gute Ergebnisse für das Churer Rheintal und das Domleschg

Im Grossraum des Industriegebiets Untervaz wurden links und rechts des Rheins insgesamt 14 Bodenproben entnommen. Bei drei Proben lagen die Dioxin- und Furangehalte über dem Richtwert, jedoch unter dem Prüfwert nach Vbbo. Bei zwei dieser Proben handelt es sich um Waldbodenproben. Eine wurde im Waldstück südlich neben der Kehrichtverbrennungsanlage entnommen, die andere nördlich des Spielplatzes «Peter Pan» auf der Höhe des Sportcenters Fünf Dörfer. Die dritte Probe, die den Richtwert überschreitet, stammt aus dem Landwirtschaftsland im Gebiet Baltschi/Härti in Untervaz. Es handelt sich dabei um die am weitesten vom Industriegebiet entfernt entnommene Bodenprobe der Messkampagne. Bei den weiteren elf Standorten wurden die Richtwerte nicht überschritten.

Ähnlich gut abgeschnitten hat das Domleschg. Dort hat der Kanton neun Proben im Gebiet um die ehemalige Kehrichtanlage zwischen der Industriezone Unterrealta und Oberrealta sowie um den Deponiebereich entnommen. Alle Proben liegen unter dem Richtwert nach Vbbo.

Grafik: Übersicht Richt-, Prüf- und Sanierungswerte für organische Schadstoffe im Boden

Spezialfall in Davos

Ein anderes Bild zeigt sich in Davos. Von 1905 bis 1946 wurde dort ein Gaswerk betrieben und von 1913 bis 1969 eine KVA. Rund um das Gebäude wurden Abfallprodukte der Gasproduktion sowie der KVA abgelagert. Das Gelände ist daher als Betriebsstandort im Kataster der belasteten Standorte (KbS) eingetragen.

Insgesamt hat der Kanton in Davos sechs Proben entnommen, zwei davon in der belasteten Zone. Diese zwei Proben weisen stark erhöhte Dioxin- und Furangehalte auf. Auch eine Probe aus dem angrenzenden Wald liegt weit über dem Prüfwert. Wie der Kanton mitteilt, gelten für die im KbS eingetragenen Bereiche bereits Einschränkungen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung. Die festgestellten Prüfwertüberschreitungen  durch Dioxine und Furane würden diese stärken. 

Weiter hat der Kanton eine Bodenprobe südlich des Gaswerkareals ausserhalb der Ablagerung entnommen. Diese überschreitet den Prüfwert nach Vbbo nicht. Die entnommene Probe auf der Wiese (Matteli) beim Schwarzsee liegt noch weiter unter dem Richtwert. Das Amt für Natur und Umwelt prüfe nun, ob aufgrund der Untersuchungsergebnisse der Perimeter des belasteten Standortes angepasst werden muss, schreibt der Kanton. Im bestehenden Perimeter gelten weiterhin Nutzungseinschränkungen.

Jasmin Schnider produziert als Redaktorin Beiträge und Interviews für Radio Südostschweiz. Sie kommt aus Obersaxen und ist seit August 2020 Teil der Medienfamilie Südostschweiz.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR