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Eine Familie bringt die Chilbi nach Elm

Die Chilbi Elm hat gestern die Chilbisaison eröffnet. Nach einem Totalausfall im Coronajahr ist die Schaustellerfamilie Guggenbühl froh drum.

Fridolin
Rast
16.08.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Die «Riitschuel» in Elm ist von 1952. Doch Rössli, Feuerwehrauto, Flugzeug und Katzen lassen auch die Kinderaugen von heute leuchten. Eine Chilbi für sie, für die Familien; Grosspapi aus dem Glarnerland und Grandmaman aus dem Wallis sind auch da.

Die Schausteller Johnny und Erika Guggenbühl kommen schon seit 20 oder 25 Jahren nach Elm. So genau wisse er das gar nicht mehr, sagt Johnny. Doch vor der Coronazeit hatte er eine Hüftoperation, «dann kam der Blackout». Anderthalb Jahre lang keine Messen mehr, keine Chilbi, nichts. Dabei sind die Guggenbühls keine Grossen. «Wir mussten vom Lohn meiner Frau leben», sagt er. Vor zwei Monaten hat Johnny Guggenbühl dann eine Vollzeitstelle bei einem Recyclingbetrieb gefunden. «Mit 64, da ist das der Jackpot im Lotto», sagt er.

Schausteller kann er bleiben, das hat er mit dem Arbeitgeber ausgemacht. Und das war er immer, wurde in eine Schaustellerfamilie hineingeboren. «Mit neun habe ich meinen ersten selbst ­gebauten Stand gehabt, einen Nagelbalken.» Seither, also seit 55 Jahren, ist er immer auf der Reise, hat aber auch immer als Chauffeur gearbeitet daneben.

Auch eine Schiffschaukel habe er selber gebaut, sie betreibt nun Sohn Marco. In Elm dabei sind Sohn, Schwiegertochter und zwei Enkel neben weiteren Angestellten. Ergänzen die Attraktionen der Elmer Vereine mit Schiessbude, Confiserie mit Magenbrot und gebrannten Mandeln und noch drei Verkaufsständen. Auch die beiden Enkel haben ihren eigenen Stand, Esmeralda zum allerersten Mal. «Wie es aussieht, lebt unser Geschäft weiter, das freut mich sehr», sagt Johnny Guggenbühl.

Ein Herz für die Kleinen

Er freue sich jedes Jahr, nach Elm zu kommen – und nach Corona extrem. Und er schwärmt: «Früher kam ich schon am Montag vorher mit dem Wohnwagen und hatte eine Woche Gratisferien.» Vom heimatlichen Frick aus ist Elm neben Horn am Bodensee etwa am weitesten entfernt. Trotzdem – «hier freuen sich die Leute im Dorf, an grossen Orten sind die Standgebühren sehr hoch geworden». In Elm ist der Umsatz vielleicht nicht so gross, er muss aber auch nichts bezahlen. Und sagt sich, jeder nicht ausgegebene Franken sei ein verdienter Franken. «Am Schluss bleibt doch etwas in der Kasse hängen.»

Die Preise dürfen anderseits nicht zu hoch werden – auch wenn alles teurer wird. Als er von 2 Franken pro Fahrt auf 2,50 erhöhte, sei der Umsatz zurück­gegangen statt gestiegen. «Zwei Franken ist offenbar eine Schmerzgrenze.» Sagts und verkauft die Chips, die zwei Angestellte dann bei der Fahrt wieder einsammeln.

Plötzlich aber springt der Grossvater Johnny Guggenbühl im Kassahäuschen auf und ist mit einem Sprung auf dem fahrenden Karussell. Nimmt ein Dreijähriges in die Arme, das den Mut verloren und die Tränen zuvorderst hat. Macht einen ruhigen Schritt runter und zwei zur Mama des Kleinen. Guggenbühls Herz für die Kleinen macht nicht bei der Veranstaltung halt.

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