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Seit einem Monat regnet es kaum noch

Die grosse Waldbrandgefahr im Glarnerland hält an.

Südostschweiz
15.04.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Am Abend des Karfreitags: Mit dem Helikopter muss ein Brand am Schilt gelöscht werden. Bild Werner Beerli-Kaufmann
Mit dem Helikopter musste am Karfreitag ein Brand am Schilt gelöscht werden.
WERNER BEERLI-KAUFMANN

von Felix Blumer*

Am 10. März fiel im Kanton Glarus zum letzten Mal ergiebig Regen. Seit mehr als einem Monat ist es nun meist trocken. Dazu entziehen der Wind und viel Sonnenschein dem Boden die letzte Feuchtigkeit. Kein Wunder besteht im Glarnerland nun Waldbrandgefahr auf Stufe 4.

Auf den ersten Blick sieht die Lage in unserem Kanton relativ harmlos aus. Das erste Quartal dieses Jahres brachte an den meisten Orten durchschnittliche Niederschlagsmengen, ähnlich wie in den meisten Gebieten östlich der Reuss. Deutlich zu trocken war es dagegen am Genfersee mit einem Niederschlagsdefizit von rund 30 Prozent und vor allem im Tessin. Dort gab es seit Neujahr an vielen Orten nur knapp 50 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge.

Betrachtet man die Niederschlagsmengen detaillierter, dann wird die Trockenheit schon viel klarer sichtbar. Am 10. März gab es im Glarnerland den letzten kräftigen Regen. Seither gab es kaum noch Niederschlag.

Zum fehlenden Niederschlag gesellt sich hohe Verdunstung

Kurze Regenspritzer gab es vom 20. bis 22. März sowie am 29. und 30. März. Total kamen kaum mehr als 5 bis 10 Millimeter zusammen, nur in Braunwald wurden knapp 22 Millimeter verzeichnet.

Auch die 2 Millimeter Regen in der Nacht auf gestern Dienstag änderten an der Trockenheit gar nichts. Gerade jetzt in der eigentlichen Vegetationsphase fehlt das Wasser extrem.

Die Trockenheit zeichnet sich nicht nur durch den fehlenden Niederschlag aus. Gleichzeitig ist auch noch die Verdunstung hoch. So scheint die Sonne fast Tag für Tag von einem oft wolkenlosen Himmel und entzieht so dem Boden die Feuchtigkeit. Dazu kommt, dass weit überdurchschnittliche Tagestemperaturen den Boden weiter austrocknen, und im Norden hilft auch noch ein kräftiger Wind mit, im Mittelland die Bise.

Bei uns im Kanton, aber auch in weiten Teilen des Kantons Graubünden und im ganzen Tessin besteht grosse Waldbrandgefahr, also Stufe 4 auf der fünfteiligen Gefahrenskala. Im Freien besteht ein Feuerverbot.

Bereits werden Analogien zur Trockenheit von 2018 gezogen. Doch dafür ist es momentan noch zu früh. Die Wetterlage war bisher nur bedingt vergleichbar. Bis im April war das Jahr 2018 bei uns im Kanton sogar überdurchschnittlich nass und auch deutlich nasser als das erste Quartal 2020. Erst danach begann die grosse Trockenheit.

Wie lange die jetzige Trockenheit andauert, kann noch nicht prognostiziert werden. Auch in dieser Woche und womöglich sogar noch nächste Woche geht es auf der Alpennordseite trocken weiter. Das ist im Glarnerland nicht anders. Kurze Regenspritzer sind ab Freitag möglich. Damit nimmt die Waldbrandgefahr in den nächsten Tagen weiter zu.

Auch die Schneeschmelze kann die Trockenheit kaum dämpfen. Die aktuelle Schneehöhe liegt weit unter dem langjährigen Schnitt, und in tieferen Lagen ist der Schnee sowieso schon längst geschmolzen.

Bereits werden Analogien zur Trockenheit von 2018 gezogen. Doch dafür ist es momentan noch zu früh.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

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