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Damit hat niemand ein Kreuz

Der Kreuzmarkt in Netstal findet immer am Donnerstag nach dem kirchlichen Fest der Kreuzerhöhung statt.

Südostschweiz
21.09.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Emsiges Treiben: Am Netstaler «Chrüüzmärt» kümmern sich Mitglieder des Frauenvereins um das kulinarische Angebot.
Emsiges Treiben: Am Netstaler «Chrüüzmärt» kümmern sich Mitglieder des Frauenvereins um das kulinarische Angebot.
HANS SPECK

von Hans Speck

Der diesjährige «Chrüüzmärt», wie die Netstaler sagen, lockte viele Leute auf den Sekundarschulhausplatz oder in die Mehrzweckhalle. In den letzten Jahren hat sich dort eingebürgert, dass sich verschiedene Jahrgänge zu einem gemütlichen Klassentreffen einfinden.

So auch am Donnerstagnachmittag. Die Halle war «pumpenvoll», und da und dort hörte man: «Jä, gitts dich ä nuch?» oder «läck, häsch du zuegnuu sitt em letschtämal.»

Der örtliche gemeinnützige Frauenverein sorgte in der «Kafistubä» für das leibliche Wohl der vielen Gäste, und in der Küche strichen ebenfalls Mitglieder dieses Vereins «Zigerbrüüt», was das Zeug hielt. Der Reinerlös ist jeweils für karitative Zwecke gedacht.

Die Netstaler Jugend, die immer am Kreuzmarktnachmittag schulfrei hat, vergnügte sich indessen beim Kinderkarussell oder auf der Trampolinanlage. Zahlreiche Marktfahrer verkauften Krimskrams, und mit zunehmender Dunkelheit füllten sich auch die Bar-Rondelle auf dem Primarschulhausplatz.

Sogar der Glarner Gemeinderat hält dem traditionellen Gämspfefferessen die Treue und trifft sich jeweils in einem Restaurant mit ehemaligen Netstaler Amtskollegen zu einem gemütlichen kulinarischen Stelldichein.

Zeremonien um Reliquien

Das Fest der Kreuzerhöhung feiern Katholiken in der ganzen Schweiz immer am 14. September. Von diesem Fest leitet sich denn auch der Name «Kreuzmarkt» ab. In den meisten Fällen, aber eben nicht immer, findet der Netstaler «Chrüüzmärt» am dritten Donnerstag im September statt. Die Netstaler Bevölkerung pflegt damit einen uralten Brauch.

Denn das Fest der Kreuzerhöhung hat seinen Ursprung in der Zeit von Kaiser Konstantin. Dieser liess an der vermutlichen Stelle der Kreuzigung und Grablegung Christi die Grabeskirche bauen, die gemäss Überlieferung am 13. September im Jahr 335 eingeweiht wurde. In dieser Kirche sollen auch grosse Teile des Kreuzes Christi aufbewahrt worden sein.

Im Jahr 614 erbeutete Chosran II., Parvis von Persien, das Kreuz. Nach dem Sieg des byzantinischen Kaisers Herakleios über die Perser im Jahr 628 wurde das Kreuz im Jahr 630 wieder nach Jerusalem zurückgebracht.

Schon bald nach dem Auffinden wurden die Kreuz-Reliquien in alle Welt verteilt. Die Bedeutendsten kamen nach Konstantinopel, Rom, Poitiers, Paris und Trier. Im 7. Jahrhundert wurde in Rom die Kreuzverehrung in die Karfreitags-Liturgie eingeführt. Und ebenfalls seit dem 7. Jahrhundert wird in der lateinischen Kirche am 14. September das Fest der Kreuzerhöhung gefeiert, indem den Gläubigen in einer feierlichen Zeremonie die Kreuz-Reliquie in den Kirchen gezeigt wird, die über eine solche verfügen.

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