Helfer in der Not erhalten Preis
Vier Glarner Krankenbegleitgruppen erhalten den Alzheimer-Fokuspreis. Die freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter sind für kranke und sterbende Menschen da, schenken ihnen Zeit und entlasten die Angehörigen.
Vier Glarner Krankenbegleitgruppen erhalten den Alzheimer-Fokuspreis. Die freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter sind für kranke und sterbende Menschen da, schenken ihnen Zeit und entlasten die Angehörigen.
Mehr als 60 Personen im Glarnerland stellen sich derzeit für die Begleitung von Kranken zur Verfügung. Sie respektive die vier Krankenbegleitgruppen (Krabegl.ch) zeichnet Alzheimer Glarus für ihr Engagement aus. Freiwillig stellen die Begleiterinnen und Begleiter kranken und sterbenden Menschen Zeit zur Verfügung. Sie schaffen damit auch Freiräume für die Angehörigen, die oft rund um die Uhr für die Kranken da sind. Sehr oft betreuen sie dabei Demenzbetroffene.
Der Alzheimer-Fokuspreis 2019 ist mit 2000 Franken dotiert. Er soll vor allem der Weiterbildung der Freiwilligen zugutekommen, wie Dolores Stüssi bei der Übergabe im Alters- und Pflegeheim Salem in Ennenda anlässlich des morgigen Weltalzheimertages erklärt. Stüssi ist Präsidentin der Krankenbegleitgruppe Glarus und Glarus Nord und koordiniert die vier Gruppen auch kantonal.
Stärker als der Name vermuten lässt, stehen die Krankenbegleiter oft Demenzbetroffenen gegenüber. Oft wenden sich die Heime an die Koordinatorinnen, doch ihr Angebot steht allen offen. Und die Demenz fordert auch die Begleiter heraus. «Oft machen wir einen Termin ab, und dann haben ihn die Kranken vergessen oder wollen nicht mehr», erklärt Ruth Kistler, Präsidentin der Gruppe Hinterland: «Die Verlässlichkeit geht verloren, das ist Bestandteil der Krankheit.»
Demente verstellen sich nicht
Aber es sei auch Teil der Faszination, die mit der Aufgabe verbunden ist, sagt Dolores Stüssi: «Wir kommen als zuerst Unbekannte, und wir verstehen uns auf der Herzebene, nicht mit dem Verstand.»
Demente verstellen sich nicht, sie mögen ihr Gegenüber oder mögen es nicht. Wenn die Chemie stimmt, dann entstehen die schönen Erlebnisse. Auf Spaziergängen, am Stammtisch, an den etwa ein Dorfbewohner dank der Begleitung von Ursula Freitag, Präsidentin Sernftal, zurückkehren kann: «Es geht um Spaziergänge, gelegentlich einen Ausflug, ums Integriertbleiben im Dorf.» So ist die Krankheit Demenz auch in der Gesellschaft sichtbar.
Und es geht darum, die Frau oder den Mann zu entlasten, die als betreuende Partner sonst eine 24-Stunden-Aufgabe haben. «Wir ermuntern die Kranken auch, Hilfe anzunehmen, das ist für die Partnerinnen sehr wichtig», betont Stüssi. Damit sie nicht selber an den Anschlag kommen.
Begleiter gesucht
Für die Begleiteten engagieren sich die Krankenbegleiterinnen und auch einige wenige Begleiter. «Man macht es nicht fürs Ego», sagt Elsbeth Ronner von der Gruppe Schwanden und Umgebung: «Man kann kein Programm durchziehen, muss sich herantasten an die Wünsche und auf die Situation einstellen.»
Die Gruppen werden so koordiniert, dass Vertrauen und eine Beziehung entstehen kann, Begleiterinnen immer wieder mit den gleichen Kranken unterwegs sind. Die Gruppen suchen auch immer wieder Freiwillige, so Elsbeth Ronner: «Wir bekommen von den Heimen viele Anfragen, auch für vorübergehende Betreuungen etwa nach einem Unfall.» Es steige ausserdem die Nachfrage von Leuten, die möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause bleiben wollen. Der Bedarf ist also gross und wächst auch weiter, weil die Bevölkerung auch älter wird. Interessierte können sich bei den Einsatzleiterinnen melden.
Der Autor Fridolin Rast ist Pressebeauftragter der Alzheimervereinigung Glarnerland
Krankenbegleitgruppen
Die Krankenbegleitgruppen stehen im ganzen Kanton zur Verfügung, Einsatzleiterinnen helfen weiter, man ist auch mit der kantonalen Koordination Gesundheit vernetzt. Wer Interesse hat, Begleiterin oder Begleiter werden, kann sich ebenfalls hier melden. Mehr Infos unter: www.krabegl.ch (eing)
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