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Swissness an der Gemüsetheke

Luca Brunner, unser Kolumnist in New York, schreibt heute über das ominöse Gemüse «Swiss chard». Wer noch nie davon gehört hat: Die Auflösung gibts im Text!

Linth-Zeitung
15.04.19 - 13:09 Uhr
Leben & Freizeit
Der Bruder des Mangolds heisst in New York «Swiss chard». Berechtigterweise, denn es war ein Schweizer, der den Mangold im 16. Jahrhundert entdeckte.
Der Bruder des Mangolds heisst in New York «Swiss chard». Berechtigterweise, denn es war ein Schweizer, der den Mangold im 16. Jahrhundert entdeckte.
LUCA BRUNNER

von Luca Brunner

Wissen Sie, worum es sich beim Begriff «Swiss chard» handelt? Sie verstehen nur Bahnhof? Keine Bange, damit sind Sie nicht allein. Mir ging es bis vor Kurzem gleich. Gewisse Schweizer Exportprodukte frönen halt im Vergleich zur guten alten Schokolade eher ein Mauerblümchen-Dasein. So auch der «Swiss chard». Bis vor Kurzem schaute ich in den New Yorker Supermärkten jeweils argwöhnisch auf dieses Gemüse mit den langen, farbigen Stielen. Dazu hatte ich guten Grund, denn des Öfteren ist auf das Label «Swiss» in den USA kein Verlass. Beispielsweise packt mich jedes Mal eine Verbindung von Jähzorn und Heimweh, wenn ich einen «Swiss cheese» im Laden sehe. Erwarten Sie nun einen Gruyère, Emmentaler oder Goldinger Bergkäse? Dann muss ich Sie leider enttäuschen. Gelb gefärbter, völlig geschmackloser Gummi aus amerikanischer Produktion ist die unangenehme Realität.

Nichtsdestotrotz war dieses Mal meine Neugier grösser als mein Label-Pessimismus. Darum kaufte ich mir kürzlich erstmals einen der eingangs erwähnten ominösen Gemüsebündel. Oh Wunder, es war richtig gut! Darüber hinaus kam mir der bittere Geschmack interessanterweise ziemlich bekannt vor. Nach ausgiebiger Google-Recherche war ich verblüfft. «Swiss chard» ist nichts anderes als der amerikanische Bruder des Mangolds. Darüber hinaus ist dieser mit dem noch bekannteren Krautstiel verwandt; und vor allem ist die Kennzeichnung «Swiss» ausnahmsweise absolut gerechtfertigt. Im 16. Jahrhundert entdeckte der Schweizer Botaniker Caspar Bauhin den Mangold und brachte ihn somit in die hiesigen Kochtöpfe. Als Freund des Bündnerlands und passionierter Hobbykoch heisst das für mich nur eines: Bald gibt es in Brooklyn die ersten «Capuns» zu testen. Mmh, wie ich dieses Gericht vermisst habe! Keine Angst, liebe Hockeyfans, ich werde meiner Heimatstadt Rapperswil-Jona deswegen nicht untreu. Aus meinen kulinarischen Vorlieben für Bündner Spezialitäten lässt sich glücklicherweise nicht ableiten, welches Eishockeyteam ich unterstütze. Dort ist der Fall nämlich weiterhin klar. Hopp Lakers!

Kontaktieren Sie unseren Autor zum Thema: redaktion@linthzeitung.ch

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