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Kanton will Frösche, Kröten und Molche besser schützen

Um die Amphibienlaichgebiete in der Region steht es schlecht. In vielen Gemeinden muss dringend etwas getan werden, um die Situation der Tiere zu verbessern. Das zeigt der jüngste Bericht des Naturmuseums St. Gallen.

15.02.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Erdkröte wird auf der Gefährdungsskala als «verletzlich» angegeben.
Die Erdkröte wird auf der Gefährdungsskala als «verletzlich» angegeben.
JONAS BARANDUN

Noch hocken sie gemütlich in frostfreien Löchern un-ter der Erde oder suhlen sich träge in Tümpeln. Sobald die Temperaturen weiter steigen und der Frühling anbricht, beginnt für die Frösche, Kröten, Molche und Salamander im Linthgebiet die aktive Jahreszeit.

Bloss: Um die Laichgebiete in der Region steht es nicht gut. Sechs der 14 in der Region bekannten Arten sind stark gefährdet (siehe Infokasten). Um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, lancierte das Amt für Natur, Jagd und Fischerei (Anjf) 2016 erstmals ein umfassendes Monitoring. Während vier Jahren untersucht das Naturmuseum St. Gallen die diversen geschützten Laichgebiete im Linthgebiet. Wo nötig werden Verbesserungen beschlossen und umgesetzt. Kürzlich wurde der jüngste Bericht veröffentlicht.

Dringende Eingriffe nötig

Jonas Barandun ist kantonaler Beauftragter für Amphibienschutz und für die Organisation und Durchführung des Monitorings zuständig: «Im Projekt haben wir erstmals alle bedeutenden Amphibienlaichgebiete kontrolliert, deren Zustände dokumentiert und den Handlungsbedarf festgelegt», erklärt er.

Im Linthgebiet wurden 28 solcher Laichgebiete untersucht. In 17 davon muss laut Barandun dringend etwas für die Amphibien gemacht werden: «Das Problem ist oft, dass Laichgebiete verlanden oder verschilfen. Die Tiere brauchen aber offene Wasserflächen.» Dieses Problem mache sich beispielsweise in der Schmerkner Allmeind nördlich des Linth-Kanals bemerkbar. Um die offenen Wasserflächen wiederherzustellen und die Bedingungen für die Amphibien zu verbessern, seien dort Investitionen nötig.

Hunderte werden überfahren

Wichtig ist laut Barandun auch, dass die 68 untersuchten Laichgebiete von nationaler Bedeutung besser vernetzt werden, um die Verbreitung der Tiere zu fördern. «Das Kaltbrunner Riet ist beispielsweise das Ausbreitungszentrum für sämtliche Laubfrösche in der Region. Wenn es irgendwo in der Linthebene Laubfrösche gibt, dann kamen sie ursprünglich von dort», erklärt Barandun.

Im Frühling würden die Tiere ihre Laichplätze aufsuchen. Auf dem Weg dorthin seien sie aber oft gezwungen, Strassen und Wege zu überqueren. «Die Frösche wandern in grossen Zügen und werden deshalb oft in Massen überfahren», sagt Barandun. Eine Lösung, um das zu verhindern, seien Fangzäune, welche die Tiere von dem Überqueren der Strasse abhielten. Danach müssten sie von Freiwilligen über die Strasse gebracht werden. Auch Tunnels unter den Strassen hindurch seien Möglichkeiten, um die wichtigsten Zugstellen zu sichern (siehe «Drei Fragen an …»).

Nachdem Barandun und sein Team ermittelt haben, wo Handlungsbedarf besteht und wie dringend dieser ist, geht es an die Umsetzung. Dafür sind Kanton und Gemeinden zuständig. Guido Ackermann vom Anjf erklärt: «Gestützt auf die Prioritätenliste kontaktiere ich die jeweiligen Gemeinden und mache einen ersten Beratungstermin ab, um die Ausgangslage und das konkrete Vorgehen zur Lancierung von Aufwertungsprojekten zu besprechen.»

Für die Gemeinden sind die Empfehlungen laut Ackermann verbindlich: «Beeinträchtigte Biotope müssen saniert und aufgewertet werden. Dies ist eine Verbundaufgabe von Kanton und Gemeinden.» So sei Ackermann zurzeit mit Benken im Gespräch betreffend der Aufwertung der Amphibienlaichgebiete Mösli und Schulreservat. «Die Gespräche sind sehr positiv verlaufen, und wir sind zuversichtlich, dass die umfassende Aufwertung im Gebiet Mösli bis spätestens Ende 2020 abgeschlossen werden kann.» Im Schulreservat sollen die Unterhalts- und Aufwertungsarbeiten bereits diesen Frühling abgeschlossen werden.

Gemeinden zahlen mit

Das vierjährige Monitoring kostet 420 000 Franken, wovon der Bund rund zwei und der Kanton ein Drittel bezahlt. Bei der Umsetzung der Massnahmen in den Gemeinden müssen sich diese laut Ackermann meist ebenfalls an den Kosten beteiligen. Für die Aufwertung des Gebiets Mösli in Benken seien die Detailkosten noch nicht bekannt. «Bund und Kanton übernehmen bei der Aufwertung von national und regional bedeutenden Biotopen meist 80 bis 90 Prozent der Gesamtkosten», sagt Ackermann. Die Kosten, die auf die Gemeinde zukommen, dürften also überschaubar bleiben.

Das Monitoring läuft nächstes Jahr aus. Wie es weitergeht, ist noch nicht endgültig festgelegt. Für Barandun ist klar: «Die Massnahmen sind nun definiert, die Umsetzung muss aber weiter vorangetrieben werden.» Auch Erfolgskontrollen sind für ihn wichtig. Ackermann vom Kanton sagt dazu: «Das Monitoring wird in den nächsten Jahren stichprobenartig weitergeführt, damit die Entwicklung der Amphibienbestände und der Zustand der Laichgebiete periodisch erfasst und überwacht werden kann.»

Sechs von 14 Arten sind stark gefährdet
In der Region St. Gallen-Appenzell, welche das Naturmuseum im Monitoring untersucht, kommen 14 verschiedene Amphibienarten vor. Sechs davon sind stark gefährdet. Unter www.naturinfo.ch führt das Museum eine Datenbank mit Vorkommen aller Arten. Gegenwärtig sind rund 1900 Amphibienlaichgebiete mit über 25 000 nachgewiesenen Tieren erfasst. Tierfreunde können mithelfen, die Kenntnisse über die Verbreitung und die Förderungsmöglichkeiten der Amphibien zu verbessern. Denn diese basieren wesentlich auf den Meldungen von Freiwilligen. Wenn Sie Gewässer mit Amphibienvorkommen kennen oder Tiere am Laichplatz beobachtet haben, können Sie diese entweder auf dem nationalen Portal webfauna.ch oder telefonisch unter 079 477 19 95 melden. Weitere Infos unter naturinfo.ch. 

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