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Taucher säubern Grund des Walensees

Der warme Sommer hat auch unter Wasser Spuren hinterlassen. Zwei Dutzend Taucher aus der Region haben den Seegrund bei Weesen geputzt. Dabei sind nicht nur Getränkedosen zum Vorschein gekommen.

Daniel
Fischli
28.11.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Im trüben Wasser des Walensees sieht die Welt irgendwie undefinierbar beige-grün aus. Auf den Steinen und Ästen unter der Wasseroberfläche liegt eine dicke Schicht Schlick. Jede Berührung mit dem Finger oder ein ungeschickter Flossenschlag des Tauchers wirbeln eine undurchdringliche Wolke auf. Man sieht dann nicht mehr ein paar Meter weit, sondern gar nichts mehr. Doch mitten in dieser Mondlandschaft glänzt in fünf Metern Tiefe ein messingfarbenes kleines Röhrchen. Es gehört nicht hierher, und es kann noch nicht lange hier liegen.

Zwei Dutzend Taucher zwängen sich am Samstagvormittag bei der Seebeiz «Lago Mio» bei Weesen in ihre Anzüge. Es ist der Stammtauchplatz der Tauchschule H2O aus Niederurnen. Das Wetter ist trüb und kalt und der See auch nur 10 Grad Celsius warm. Tauchlehrer Patrick Rhyner hat die Taucher zu einer Seereinigung zusammengerufen. «Als dritter Mann und Beobachter bei einem Schulungstauchgang hatte ich im Sommer genügend Zeit, um mir den Abfall unter Wasser anzusehen», erklärt Rhyner. «Ich habe mir gesagt: Da muss man etwas tun!»

Schwermetalle, Plastik, Scherben

Das messingfarbene Röhrchen entpuppt sich beim Nähertauchen als scharfe Gewehrpatrone. Über eine weite Fläche verstreut liegt nur mehr Munition herum. Am Schluss ist es eine ganze Handvoll, die die Taucher aus dem See holen. Jetzt kümmert sich die Polizei um die korrekte Entsorgung.

Munition enthält Schwermetalle, die freigesetzt werden können. Auch anderer Müll, den die Taucher aus dem See holen, ist umweltgefährdend. Etwa Autoreifen oder Plastikteile, die sich durch den Wellengang in immer kleinere Teile auflösen und in die Nahrungskette gelangen können. Die Glasscherben und Getränkedosen sind wohl Überbleibsel des warmen Sommers. An den scharfen Kanten dürften Badende in der nächsten Saison keine Freude haben. Aber auch Schrott finden die Taucher. Und manches muss unten bleiben, weil es für eine Hebung ohne Spezialgerät zu schwer ist.

Auch die Seeretter sind dabei

«Die Aktion war ein Selbstläufer», sagt Patrick Rhyner. «Offenbar sind viele für das Problem sensibilisiert, besonders auch viele Junge.» Auf Rhyners Aufruf haben sich schnell zahlreiche Taucher gemeldet. Auch die Gemeinden sind dabei und übernehmen die Entsorgung, die Seerettung Unterer Walensee stellt ihr Boot samt Mannschaft zur Verfügung, ebenso der Sportfischerverein Walensee, dessen Präsident Jakob Seitz sagt: «Wir müssen den Gewässern Sorge tragen, sonst haben wir einmal nichts mehr zu fangen.»

In Zweierteams geht es beim «Lago Mio» vom Steg aus auf die Boote und von dort aus am Ziel ins Wasser. Am Vormittag wird beim beliebten Badeplatz beim «Lago Mio» geputzt, am Nachmittag geht es in das Hafenbecken von Weesen. Nach einer Dreiviertelstunde im kalten Seewasser ist man froh, dass nun die Sonne scheint.

Die Aktion kann nicht viel mehr sein als ein Tropfen auf den heissen Stein. «Aber vielleicht öffnet sie manchen, die davon erfahren, die Augen und zeigt ihnen, dass der See keine Müllhalde ist», sagt Rhyner. Er will auf jeden Fall 2019 wieder einen Aufruf zu einer Seereinigung starten.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert.

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