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Glacé statt Marroni

Noch gluschtet es nur wenige Konsumenten nach heissen Marroni. Und dies trotz einer mengenmässig guten Ernte.

Philipp
Wyss
20.10.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Nachfrage nach Marroni ist derzeit nicht sehr hoch.
Die Nachfrage nach Marroni ist derzeit nicht sehr hoch.
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Draussen ist es kalt. Man schlendert durch die Gassen. Und: Man hält eine Papiertüte mit heissen Marroni in den Händen. Das ist Herbst. Oder: Das wäre Herbst. Denn die Marroniverkäufer leiden derzeit unter den nach wie vor hohen Temperaturen.

Marronisaison ist von Oktober bis Dezember, sagt Erich Berner, Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens in St. Gallen. Es beliefert Wiederverkäufer vorwiegend in der Ostschweiz mit Früchten, Gemüse, Tiefkühlwaren und Milchprodukten.

30 und 50 Prozent weniger Absatz

Die aktuelle Marronisaison aber bereitet Berner Kopfweh. Denn aktuell würden Messebesucher und andere potenzielle Marronigeniesser lieber Glacé kaufen. «Wir hoffen nun auf die Jahr- und Weihnachtsmärkte», so Berner auf Anfrage.

Der trockene Sommer habe für eine Rekordernte gesorgt, berichtete SRF diese Woche. Allerdings leide der Absatz wegen dem schönen Wetter – noch. Und das hat Einfluss auf den Preis. Grossverteiler bieten Marroni zu Aktionspreisen an. Das wiederum merkt auch der Wiederverkäufer: Immer weniger Leute kaufen Marroni am Stand, immer mehr Leute rösten sie selbst zu Hause. Den Absatzrückgang beziffert Berner zwischen 30 und 50 Prozent, verglichen mit früheren Jahren.

«Das Beste zu kaufen, ist heuer sehr schwierig»

Von einer Rekordernte spricht Berner nicht. Aber es hat wohl genug Ware, sagt er. Laut SRF wurden im vergangenen Jahr 2500 Tonnen Marroni importiert, davon 74 Prozent aus Italien. Das Tessin als grosser Schweizer Lieferkanton erwartet heuer eine 50-Tonnen-Ernte.

Inzwischen werden laut Berner aber weltweit Marroni angebaut, so in Frankreich, der Türkei, in Portugal, Griechenland, im ehemaligen Jugoslawien, aber auch in China. Allerdings können laut Berner nur die Italiener die Ware sterilisieren. Und das Teure an Marroni sind nicht die Früchte, sondern der Transport.

«Das Beste zu kaufen, ist heuer sehr schwierig», sagt Berner. Die Schwierigkeit dabei sei, man sehe aufgrund der Schale nicht, was man kaufe. Auch schon habe Berner Ware mit 50 Prozent Ausfall weiterverkauft, faule Marroni. Dies würde dann der Marronistand-Betreiber vor Ort hautnah erleben. «Und der meldet es dann an uns zurück und wir vergüten den Kaufpreis zurück», sagt Berner. Ein Ausfall von zehn Prozent der Menge sie bei Marroni normal. Unterscheiden müsse man dabei zwischen faulen Früchten und zwischen Marroni, die nicht einfach zu schälen seien, sagt Berner.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich.

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