×

Die Frau aus Fischenthal steht bereit

Schon bevor es offiziell war, munkelte man über ihre Kandidatur. Nun ist klar: Barbara Dillier, Fischenthals Gemeindepräsidentin, will Stadtpräsidentin von Rapperswil‑Jona werden. Wie tickt die Frau aus der SVP-Hochburg? Und wie steht sie zu Verleger Bruno Hug?

Fabio
Wyss
22.04.24 - 21:59 Uhr
Linth
Neu im Fokus: Barbara Dillier kündigt im Rapperswiler Rathaus ihre Kandidatur für das Stadtpräsidium von Rapperswil‑Jona an.
Neu im Fokus: Barbara Dillier kündigt im Rapperswiler Rathaus ihre Kandidatur für das Stadtpräsidium von Rapperswil‑Jona an.
BILD FABIO WYSS

Den Ratssaal im Rapperswiler Rathaus hat Barbara Dillier nicht zufällig ausgewählt. Hier verkündet die 51-Jährige am Montagmorgen ihre Kandidatur fürs Stadtpräsidium von Rapperswil‑Jona. Denn hier ziert das Familienwappen der Dilliers eine der Fensterscheiben. «Mein Mann, Marcel Dillier, ist ein Ur-Rapperswil‑Joner», erklärt sie.

Dadurch pflegt die Gemeindepräsidentin von Fischenthal mit der «grossartigen Stadt» eine enge und lange Beziehung, wie sie sagt. «Interessiert verfolge ich das Geschehen seit Jahren. Familien und Freunde leben hier.» Sie selber besitzt zwar das Bürgerrecht, lebte selbst aber nie in der Rosenstadt. Das sei kein Nachteil: «Ich bin nicht verbandelt und kann von Aussen eine frische Perspektive einbringen.»

Was Dillier ändern will  …

Vom schönen Seeblick in der Giessi über das gemütliche Aufeinandertreffen am Joner Frühlingsfest – Dillier lobt Rapperswil‑Jona in höchsten Tönen. Doch was müsste sich ihrer Meinung nach unter ihrer Führung verbessern? Sie gibt zu, dass sie sich zuerst noch in die Dossiers im Stadthaus einarbeiten müsste. Es bestünden aber etwa breite Gestaltungsmöglichkeiten in einer umsichtigen Raumplanung.

Beim Verkehr sieht sie trotz des laufenden Tunnelprojekts Zuwarten als keine Option. «Es braucht Raum für den Bus- und Langsamverkehr.» Mit mutigem Denken müsse ein Verkehrsregime realisiert werden, welches trotz begrenzten Platzverhältnissen der Stadt Raum verschafft.

Etwas genauer wird sie bezüglich Kommunikation: «Die Gefahr ist da, dass der Stadtrat an einem Ort und die Bevölkerung an einem anderen Ort steht.» Wie in Fischenthal könne sie sich die Einführung einer Bürgersprechstunde vorstellen. Auch «Sounding Boards» seien zu erwägen, um den Puls der Bevölkerung zu spüren. Um den Puls bei Dillier etwas mehr zu spüren, stellte die «Linth‑Zeitung» ihr drei konkrete Fragen zur aktuellen Stadtpolitik (siehe Interview).

Kommt aus einer SVP-Hochburg

«Als Parteilose übernehme ich im politischen Prozess oft eine Vermittlerrolle.» Es sei stets ihr Ziel, einen möglichst breiten Konsens zu finden. Das klingt alles schön und gut. Doch wie ordnet sich die Parteilose politisch ein? Schliesslich kommt sie aus der SVP-Hochburg Fischenthal, wo die Rechtspartei 60 Prozent Wähleranteile hat.

«Wenn ich in einer SVP-Hochburg eine SVP-Frau wäre, wäre ich SVP-Mitglied», antwortet sie auf die Frage. Sachpolitik, liberale Grundsätze, ihre Erfahrungen im Bildungsbereich sowie das KMU-Elternhaus prägten ihr politisches Gedankengut.

Frau von Bruno Hugs Gnaden?

Nicht alle in der Stadt sehen sie aber als komplett unabhängig. Von der «Frau von Bruno Hugs Gnaden» ist die Rede. Der lauteste Kritiker des amtierenden Stadtpräsidenten Martin Stöckling war es, der ihr eine Kandidatur schmackhaft machte. «Bruno Hug kontaktierte mich – zusammen mit anderen möglichen Kandidierenden – vor zwei Jahren», sagt Dillier.

Er habe damit offene Türen bei ihr eingerannt. «Der Plan, nach Rapperswil‑Jona zu ziehen, ist bei unserer Familie schon lange präsent», sagt die Mutter dreier Kinder. Ihr rund 50-Prozent-Pensum in Fischenthal und ihre Anstellung als Schulleiterin in Bauma würde sie für den Stapi-Job aufgeben.

Laut Dillier versuchen möglicherweise einige Kreise eine nähere Verbindung von ihr zu Bruno Hug in ihre Kandidatur zu interpretieren. «Aber ich stehe hier als unabhängige Person – ohne Bruno Hug an der Seite.» Der Zufall will es aber, dass Hugs Portal «Linth24» auffallend positiv über ihre Kandidatur berichtet. Zwei Angestellte Hugs wohnen der Medienkonferenz bei. Sie schreiben danach vier eigene Sätze. In denen ist von einem «sympathischen und glaubwürdigen Auftritt» sowie einem «stilsicheren Vortrag» die Rede. Der Rest des Beitrags ist die unbearbeitete Publikation der Medienmitteilung Dilliers.

Ihre Medienarbeit übernimmt übrigens ein Mann, der bei Hug als Freischaffender im IT-Bereich tätig ist. «Schon bei meiner Kandidatur in Fischenthal zählte ich auf seine Dienste.» Sie kennen sich unabhängig von Hug, versichert Dillier.

Barbara Dillier im Kurzinterview: «Eine Stadt dieser Grösse braucht ein Hallenbad»

An der nächsten Bürgerversammlung in Rapperswil‑Jona soll darüber abgestimmt werden, ob im Lido ein Hallen- oder nur ein Freibad entstehen soll. Wie würden Sie stimmen? Rapperswil-Jona ist eine See- und Sportstadt. Selbstverständlich braucht eine Stadt dieser Grösse ein Hallenbad. Viele Details zum Projekt sind noch nicht bekannt. Aber im Grundsatz befürworte ich am Standort Lido ein Frei- und Hallenbad.

Braucht es in Rapperswil-­Jona mehr Tempo-30-Zonen? (Überlegt) Gute Frage. Die gilt es detailliert anzuschauen. Klar ist: Die Stadt braucht verkehrstechnisch mehr Luft. Dafür sind teils auchkreative Ansätze zu prüfen. Vielleicht sind das Lösungen, die nur zeitlich begrenzt gelten. Dabei ist auf die Bedürfnisse des Gewerbes und der Bevölkerung Rücksicht zu nehmen – ohne zu restriktive Massnahmen. Zu prüfen ist, inwiefern Tempo 30 ein Teil dieser Lösung ist.

Der Kanton St. Gallen und der Stadtrat wollen im Südquartier ein neues grosses Berufs- und Weiterbildungszentrum (BWZ) bauen. Dagegen regt sich Widerstand, unter anderem von Bruno Hug, der mit seinem Komitee für den Verbleib am bisherigen BWZ-Standort im Zentrum kämpft. Wird die Standortfrage mit Ihnen neu evaluiert? Meines Wissens ist der Kanton bei diesem Projekt im Lead. Deshalb ist fraglich, welche Mitsprachemöglichkeiten die Stadt überhaupt hat.Wichtig ist für mich, dass Bildung konzentriert an einem Ort stattfinden kann. (wyf)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Linth MEHR