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«Wir sind von der Umsetzung der Idee enttäuscht»

Die Bevölkerung von Vnà steht nach wie vor hinter dem Projekt «Piz Tschütta». Verlangt wird allerdings mehr Professionalität und ein Führungswechsel im Hotel.

Südostschweiz
24.02.11 - 01:00 Uhr

Von Fadrina Hofmann

Vnà.– Das Projekt Hotel «Piz Tschütta» besteht nur noch mit einem reduzierten Angebot (Ausgabe vom 16. Februar). Seit Bestehen der innovativen Geschäftsidee haben sich die einheimischen Anbieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern nach und nach vom Projekt Dezentrales Hotel zurückgezogen.

Urezza Famos, Verwaltungsrätin und Mitinitiantin des «Piz Tschütta», bedauert den Mangel an Engagement in der Bevölkerung. Diese in verschiedenen Zeitungen zitierte Aussage weckt aber den Ärger der Einwohner von Vnà. «Wir waren von Anfang an begeistert von der Idee, von der Umsetzung sind wir aber enttäuscht», sagt Iris Riatsch.

Noch bis vor Kurzem standen auf der Homepage des «Piz Tschütta» auch ihre Gästezimmer zur Verfügung. Nun stellt sie fest, dass alle Zimmer der Einheimischen von der Internetseite verschwunden sind. «Wir wurden über diesen Schritt nicht informiert. Das beweist, wie fruchtlos die Kommunikation mit der Hotelführung ist», so Iris Riatsch.

Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da. Auch Linard Mayer war einst mit Feuereifer am Projekt beteiligt, hat aber vor einem Jahr seine Teilnahme gekündigt. Er erzählt, dass seine Frau und er mehrmals nicht über Absagen von Gästen informiert worden seien. «Beim dritten Mal beläuft sich der Verlust bereits auf mehrere Tausend Franken», so Mayer. Seiner Meinung nach zeigt das Beispiel, wie unprofessionell und chaotisch das Hotel betrieben wird.

Keine Basis für Zusammenarbeit

Mehr Professionalität und verbindliche Verträge verlangt auch Fadri Riatsch. Er ist Stiftungsrat der Fundaziun Vnà, mit deren Hilfe das Projekt entstanden ist. «Wir alle wollen, dass das Projekt läuft – und würden uns auch engagieren, wenn das Hotel professionell geführt würde», sagt er. Auf der derzeitigen Basis – also ohne jegliche Verträge oder schriftliche Übereinkünfte – sei eine Zusammenarbeit für die Einheimischen aber nicht möglich.

Auch am Konzept müsse gefeilt werden. So fehle beispielsweise die Ausrichtung auf ein Gästesegment. Zudem sei es an der Zeit, dass die Geschäftsleitung transparenter werde, denkt Fadri Riatsch. «Und es braucht mehr Kontinuität», wirft Iris Riatsch ein. Derzeit fehle eine Integrationsfigur im «Piz Tschütta». Die ständigen Personalwechsel verunmöglichen ihrer Meinung nach die Bildung einer Atmosphäre im Haus.

«Für fremde Zwecke missbraucht»

Als naiv bezeichnet Willi Joos sein anfängliches Vertrauen in die Geschäftsführung des Hotels «Piz Tschütta». Der Kunsthandwerker meint: «Es geht gar nicht mehr ums Dorf, sondern um Prestige. Wir wurden für fremde Zwecke missbraucht.» Er ist der Ansicht, dass Vnà und seine Einwohner vor allem als Mittel benutzt wurden, um mehr finanzielle Unterstützung zu erhalten. Doch auch Joos ist nach wie vor von der Grundidee des dezentralen Hotels überzeugt.

Neuanfang nur mit neuer Führung

An eine Einigung mit der Geschäftsführung glauben weder Joos noch die anderen Befragten. Dies obwohl die Fundaziun Vnà sich als Vermittlerin zwischen der Bevölkerung und der Hotelleitung zur Verfügung stellt «um Konflikte zum Wohle des Projekts zu lösen», wie Fadri Riatsch erklärt. «Ein Neuanfang ist nur mit einer neuen Führung möglich», so Mayer.

Mit der Verpachtung des Hotels an eigenständig arbeitende Leute könnte das Projekt Dezentrales Hotel gerettet werden, sofern die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stünden, meinen die Einheimischen. Von der Idee, weitere zwölf Zimmer im Dorf zu bauen, halten sie nichts. Sie halten an der ursprünglichen Idee fest, private Zimmer als dezentrales Angebot zur Verfügung zu stellen.

Urezza Famos bedauert, dass eine Kommunikation mit den Befragten von Angesicht zu Angesicht nicht möglich ist und weder die Piz Tschütta AG, noch sie selber direkt mit deren Kritik konfrontiert wurde. Sie weist darauf hin, dass ein klares Betriebskonzept als auch mündliche und schriftliche Vereinbarungen zwischen den einzelnen Partnern und der AG Piz Tschütta existieren. Zur Forderung, ein Führungswechsel müsse stattfinden, will sie keine Stellung nehmen.

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