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«Wir müssten einen Teil der Hauptverwaltung umsiedeln»

Kanton Klaus-Michael Kühne zieht in Betracht, Teile seines Logistikkonzerns aus Schindellegi respektive aus der Schweiz abzuziehen. Ausschlag für diese Überlegung gibt die angenommene Masseneinwanderungsinitiative.

Südostschweiz
24.04.14 - 02:00 Uhr

André Bissegger

«Sollte es tatsächlich zu Einschränkungen in der Zuwanderung kommen, müssen wir einen Teil unserer Hauptverwaltung irgendwo anders ansiedeln.» Mit diesem Satz liess sich Klaus-Michael Kühne, Ehrenpräsident und Hauptaktionär des in Schindellegi domizilierten Logistikkonzerns Kühne + Nagel, in der jüngsten Ausgabe der «Welt am Sonntag» zitieren.

Neidkultur, wie in Deutschland?

Die Schweiz sei unberechenbar geworden, und das Land könne nicht auf einer Insel leben, sagte er weiter. Sein Konzern brauche Topmanager aus vielen Ländern. Genau diesen Nachschub sieht er mit der angenommenen Masseneinwanderungsinitiative jedoch bedroht. In der Schweiz sei es populär geworden, unkonventionell abzustimmen, so Kühne.

Der 76-Jährige, dessen Vermögen auf zwischen sieben und acht Milliarden Franken geschätzt wird und der damit der reichste Einwohner des Kantons ist, befürchtet zudem, dass in der Schweiz aufgrund der hohen Managerlöhne eine Neidkultur entstehe, «wie es sie in Deutschland schon lange gibt». Dies könne nur zu weiteren Volksabstimmungen führen, mit denen Managergehälter und Verwaltungshonorare begrenzt würden.

Kanton hat keine Kenntnis

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Deutsche, der seit 1975 in Schindellegi wohnt, zu politischen Neuerungen äussert. So hat Klaus-Michael Kühne beispielsweise bereits im vergangenen Herbst – zusammen mit anderen Unternehmern – mit einem Wegzug gedroht, sollte die 1:12-Initiative angenommen werden.

Doch was ist an seinen Aussagen dran? Hat der Kanton Schwyz Kenntnis von möglichen Abwanderungsplänen von Kühne + Nagel? Urs Durrer, Vorsteher des kantonalen Amts für Wirtschaft, verneint. «Wir stehen regelmässig in Kontakt mit den Verantwortlichen von Kühne + Nagel und haben keine Kenntnis davon», sagt Durrer auf Anfrage. Es gäbe im Kanton Schwyz einige Firmen, die auf internationales Fachpersonal angewiesen seien. «Es ist uns bewusst, dass bei diesen Unternehmen derzeit eine gewisse Unsicherheit darüber herrscht, wie die Masseneinwanderungsinitiative tatsächlich umgesetzt wird», sagt der Amtsvorsteher. Die Politik sei hier gefordert, so schnell wie möglich Klarheit bei der Umsetzung zu schaffen.

Konkret ist Urs Durrer keine Firma bekannt, für die aufgrund der Masseneinwanderungsinitiative die Standortfrage kurzfristig ein Thema ist. Man stehe aber ständig mit den Unternehmen im Kanton in Kontakt, betont Durrer.

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