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Eine Augmented-Reality-App nimmt den Spinnen ihren Schrecken

Eine in die reale Welt projizierte, virtuelle Spinne kann Spinnenphobie entgegenwirken, wie Basler Forschende gezeigt haben. Die auf einer App beruhende Therapie half Betroffenen demnach, weniger Angst zu verspüren.

Agentur
sda
20.09.21 - 10:00 Uhr
Wirtschaft
Eine virtuelle Spinne auf der Hand: Diese auf einer Augmented Reality basierende App soll die Hürden für eine Expositionstherapie gegen Spinnenangst senken. (Pressebild)
Eine virtuelle Spinne auf der Hand: Diese auf einer Augmented Reality basierende App soll die Hürden für eine Expositionstherapie gegen Spinnenangst senken. (Pressebild)
Universität Basel

Spinnenphobie löst Panik, Ekel und Herzrasen aus, wenn Betroffene eine Spinne erblicken. Setzen sie sich unter Begleitung von Fachleuten echten Achtbeinern aus, lässt sich die Angst zwar lindern. Doch Betroffene schrecken oftmals vor solchen Expositionstherapien zurück.

Die Forschenden um den Basler Neurowissenschaftler Dominique de Quervain setzen daher auf eine harmlose, aber echt aussehende virtuelle Spinne, die mittels Augmented Reality in der realen Welt erscheint, wie die Universität Basel am Montag mitteilte.

Für die im Fachmagazin «Journal of Anxiety Disorders» erschienene Studie liessen die Forschenden 33 Menschen mit Spinnenangst während sechs Wochen zu Hause ein Training mit der neu entwickelten App namens «Phobys» absolvieren. Die Kontrollgruppe, ebenfalls 33 Personen mit Spinnenangst, nahm nicht am Training teil.

Resultat: Erblickten die Probanden danach eine echte Spinne in einer durchsichtigen Box, verspürten die mit «Phobys» trainierten Studienteilnehmenden weniger Angst und Ekel und trauten sich näher an die Spinne heran als die Kontrollgruppe.

Schrittweise die Angst nehmen

Die Therapie beruht darauf, dass sich Betroffene mit der Spinne immer näher und enger auseinandersetzen. Lässt man das Smartphone in einem ersten Schritt mit einem Meter Entfernung über den Tisch gleiten, um die Spinne erscheinen zu lassen und sie von allen Seiten zu betrachten, folgen danach immer schwierigere Aufgaben: Zuerst soll man sich mit dem Smartphone der Spinne nähern. Wenn man genug nah ist, ertönt ein Kussgeräusch und Herzen schweben über den Display.

Bei den darauffolgenden Aufgaben beginnt sich die Spinne zu bewegen, dann krabbelt sie weg, danach auf einen zu und - als wäre das nicht genug - wird man aufgefordert, Spinnen auf der Hand erscheinen zu lassen. Die noch höheren Levels bestehen etwa darin, an die Wand projizierte Spinnen einzusammeln, indem man sich den Achtbeinern mit dem Smartphone nähert sowie sich einen Weg durch ein Gewusel von vielen auf den Boden projizierten Spinnen zu bahnen.

Ob man sich jeweils an das schwierigere Level wagen soll oder noch nicht, entscheidet die App aufgrund der verspürten Angst und des Ekels, die man selbst auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet.

Mit der in den App Stores für iPhones und Android-Smartphones verfügbaren Anwendung, die mithilfe von GeneGuide, einem Spin-off der Universität Basel, mitentwickelt wurde, kann man gratis testen, ob man Angst vor einer virtuellen Spinne hat. Die Zusatzfunktion mit dem Training kostet 5 Franken. Allerdings empfehlen die Forschenden, dass Menschen mit einer ausgeprägten Spinnenangst die App nur in Begleitung einer Fachperson zu nutzen.

https://doi.org/10.1016/j.janxdis.2021.102442

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