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Atempause für deutsche Bahnkunden - Vorerst keine neuen Streiks

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn gönnt die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) den Kunden eine Atempause. GDL-Chef Claus Weselsky verzichtete darauf, einen konkreten Termin für einen zweiten Arbeitskampf zu nennen.

Agentur
sda
13.08.21 - 13:13 Uhr
Wirtschaft
Gut ein Viertel der deutschen Lokführer hat sich laut der Deutschen Bahn am zweitägigen Streik beteiligt. (Archivbild)
Gut ein Viertel der deutschen Lokführer hat sich laut der Deutschen Bahn am zweitägigen Streik beteiligt. (Archivbild)
KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH

Der Gewerkschafter kündigte stattdessen eine Protest-Kundgebung gemeinsam mit dem Deutschen Beamtenbund am kommenden Dienstag (17. August) vor dem Bahn-Tower am Potsdamer Platz in Berlin an. Danach werde es nur noch «sehr kurze Zeit» bis zu einem erneuten Streik dauern.

Entschlossene Kollegen

Die am Freitag beendete erste Streikwelle sei hervorragend gelaufen, sagte Weselsky. Es sei nicht einfach gewesen, die entschlossenen Kollegen davon zu überzeugen, nach 48 Stunden Streik zunächst wieder aufzuhören. Er wandte sich gegen Vorwürfe, die GDL streike für politische Ziele im Machtkampf mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Die Bahn versuche vergeblich, den erfolgreichen Streik kleinzureden, meinte Weselsky. Der Ausstand hatte im Güterverkehr bereits am Dienstag begonnen, während der Personenverkehr von Mittwoch bis Freitag früh für 48 Stunden bestreikt wurde.

5400 streikende Lokführer

Laut Bahn haben sich nur rund 5400 der insgesamt 19'700 Lokführer beteiligt. Weselsky führte an, dass rund zwei Drittel gar nicht hätten streiken können, weil sie entweder Ruhezeiten einzuhalten hatten oder im Urlaub waren. Er verlangte erneut ein verbessertes Angebot.

«Die GDL hat ihr eigentliches Arbeitskampfziel nicht erreicht», sagte dagegen Bahnsprecher Achim Stauss. Er wies auch daraufhin, dass in den ebenfalls aufgerufenen Wartungs- und Fahrdienstabteilungen bundesweit lediglich 120 Menschen gestreikt hätten. Bei den Zugbegleitern hätten sich rund 1800 von 12'000 Mitarbeitenden am Streik beteiligt.

Mehrere Millionen Menschen betroffen

Nach Einschätzung der Deutschen Bahn hat der Streik mehrere Millionen Menschen betroffen. Vor allem Pendler und Urlauber mussten auf andere Reisemöglichkeiten ausweichen. An normalen Tagen nutzen täglich rund 4,6 Millionen Fahrgäste die Züge des Nah- und Fernverkehrs, wie das Unternehmen in Berlin mitteilte.

Am Freitagmorgen fuhren die Züge in Deutschland zum grössten Teil wieder im üblichen Umfang. Der Verkehr sei weitgehend normal gestartet, sagte ein Bahnsprecher. Allerdings könne es vereinzelt noch zu Einschränkungen kommen. «Wir bitten unsere Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt in den digitalen Auskunftsmedien der Deutschen Bahn zu informieren», sagte er.

Strittige Lohnerhöhung

Deutsche Bahn und GDL ringen in der Tarifrunde um eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent. Strittig ist jedoch, wann die Erhöhung greifen und wie lang der neue Tarifvertrag gelten soll. Auch Betriebsrenten sind ein Streitthema. Die Bahn will die Kosten des Tarifabschlusses gering halten, weil sie in der Corona-Krise hohe Verluste eingefahren hat. Zudem hat der Bund als Eigentümer im Gegenzug für Milliardenhilfen auch Einsparungen im Konzern verlangt.

Mit der grösseren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft gibt es seit knapp einem Jahr einen Tarifabschluss. Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Die EVG kann aber im Fall eines höheren GDL-Abschlusses nachverhandeln.

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