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Zahlreiche potenziell gefährliche Chemikalien in Plastik erfasst

ETH-Forschende haben fast 2500 Chemikalien in Plastik entdeckt, die als potenziell besorgniserregend gelten. Davon seien viele kaum untersucht und in weiten Teilen der Welt nicht ausreichend reguliert, berichten sie im Fachmagazin «Environmental Science & Technology».

Agentur
sda
22.06.21 - 11:52 Uhr
Wirtschaft
Zahlreiche in Plastik enthaltene Chemikalien gelten als potentiell besorgniserregend. Das zeigen ETH-Forschende in einer systematischen Bestandsaufnahme. (Themenbild)
Zahlreiche in Plastik enthaltene Chemikalien gelten als potentiell besorgniserregend. Das zeigen ETH-Forschende in einer systematischen Bestandsaufnahme. (Themenbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Team um Helene Wiesinger, Doktorandin am Lehrstuhl für Ökologisches Systemdesign, untersuchte systematisch sämtliche für den Weltmarkt zugelassene Kunststoff-Monomere, Zusatzstoffe und Hilfsmittel für die Produktion von Plastik und kategorisierten diese nach Verwendungsmustern und Gefahrenpotenzialen.

Dafür durchforsteten sie 190 öffentlich zugängliche Verzeichnisse und Datenquellen aus Forschung, Industrie und von Behörden, davon enthielten gerade einmal 60 Verzeichnisse ausreichende Informationen über Zusätze in Plastik.

Daten- und Wissenslücken aufgedeckt

Die Forschenden stiessen in ihrer Detektivarbeit auf 10’500 Chemikalien in Plastik, die etwa in Verpackungen, Textilien und Spielzeugen eingesetzt werden, wie die ETH Zürich am Dienstag mitteilte. 24 Prozent davon stuften die Forschenden als potenziell besorgniserregend ein. «Das bedeutet, dass knapp ein Viertel aller Chemikalien in Plastik entweder nicht abbaubar sind, sich in Organismen anreichern oder toxisch sind. Häufig sind diese Stoffe für Wasserlebewesen giftig, verursachen Krebs oder schädigen bestimmte Zielorgane», liess sich Wiesinger zitieren.

Etwa die Hälfte der bedenklichen Stoffe sind in den USA, der EU und in Japan nicht reguliert. Hingegen sind 901 gefährliche Substanzen in diesen Regionen für die Verwendung in Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt zugelassen, wie die ETH schrieb. Und für zehn Prozent dieser Substanzen würden wissenschaftliche Studien fehlen.

Zudem seien die erfassten Gefahrendaten oft begrenzt, sagte Mitautor Zhanyun Wang: «Für 4'100 oder 39 Prozent aller von uns identifizierten Stoffe fehlen noch Gefahrklassifikationen.» Er weist deshalb darauf hin, dass noch mehr Plastikchemikalien problematisch sein könnten.

https://doi.org/10.1021/acs.est.1c00976

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