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Fichten reagieren empfindlicher auf Trockenheit als angenommen

Bäume leiden unter extremen Trockenperioden. Wie solche Ereignisse die Fichte verdursten lassen, haben Forschende in einer im Fachmagazin «PNAS» erschienenen Studie entschlüsselt.

Agentur
sda
13.04.21 - 13:26 Uhr
Wirtschaft
Eine Studie im Baselbiet zeigte, dass die Fichte während Trockenperioden möglicherweise schneller verdurstet als bisher angenommen. (Im Bild: Der grösste Fichtenurwald der Alpen im Muotatal im Kanton Schwyz).
Eine Studie im Baselbiet zeigte, dass die Fichte während Trockenperioden möglicherweise schneller verdurstet als bisher angenommen. (Im Bild: Der grösste Fichtenurwald der Alpen im Muotatal im Kanton Schwyz).
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Bäume verfügen über ein einzigartiges Wasserversorgungssystem: Ihre Wurzeln nehmen Wasser aus dem Boden auf, das über den Stamm in die einzelnen Blätter bis in die Baumkrone transportiert werden muss. Was geschieht nun aber, wenn Trockenheit die Prozesse dieser natürlichen Fabrik durcheinanderbringt? Das nahmen Basler Forschende mit Kollegen der Universität Würzburg in einem Feldexperiment während des Hitzesommers 2018 unter die Lupe.

Sie untersuchten in der Baselbieter Gemeinde Hölstein zehn über hundert Jahre alte, etwa dreissig Meter hohe Fichten, um die saisonalen Schwankungen des Wasserhaushalts in deren Kronen zu messen, wie die Universität Basel am Dienstag mitteilte. «Erstmals konnten wir direkt in der Natur beobachten, was die Trockenheit für grosse und alte Bäume bedeutet», sagte der Forstwissenschaftler und Mitautor der Studie, Matthias Arend.

In Graubünden kommt die Fichte in allen Höhenlagen häufig vor, wie das Bündner Amt für Wald und Naturgefahren auf seiner Webseite schreibt. Rund 91 Prozent der Bäume im Kanton sind Nadelbäume und 65 Prozent davon sind Fichten, auch Rottannen genannt. Gefolgt von Lärchen (14 Prozent), Bergföhre (5 Prozent), Waldföhre (5 Prozent) und der Tanne (4 Prozent).

Eine Fichte kann in Graubünden bis zu 50 Meter hoch werden, hat zugespitzte Nadeln und wird zwischen 200-600 Jahre alt. (so)

Schlag auf Schlag

Bäume können Dürren überleben und sich erholen, wenn es wieder regnet. Aber die Ergebnisse des Forschungsteams zeigten, dass das hydraulische System der Bäume unter Trockenheit viel früher kollabiert als bisher angenommen. Denn die Dehydrierung ist kein linearer Prozess, sondern ein sprunghafter. Sie schreite Schlag auf Schlag fort, so Arend: «Innert weniger Tage bricht der Wassertransport völlig zusammen.» Die Folge: Die Bäume können sich nicht mehr erholen und sterben ab.

Die Forschenden schliessen aus ihrer Studie, dass insbesondere Fichten empfindlicher auf Trockenheit reagieren, als man bisher vermutet hat. Gerade das hydraulische System der Bäume mit flachem Wurzelsystem seien anfällig für einen Kollaps, sagte Arend.

Suche nach resistenteren Baumarten

Klimaprognosen deuten darauf hin, dass sich Dürre- und Hitzeereignisse in Zukunft häufen werden. Man müsse deshalb auch darüber nachdenken, welche Baumarten besser mit Dürre klarkämen als die Fichte, schloss der Forstwissenschaftler Arend.

Eine frühere Studie von Forschenden der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigte bereits, dass der Trockensommer 2018 auch den Schweizer Buchen besonders zugesetzt hatte. Die Ergebnisse legten nahe, dass diese Baumart im Zuge der Klimaerwärmung an trockeneren Standorten allmählich durch trockenheitsresistentere Arten abgelöst werden.

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