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Dank Corona-Massnahmen weniger Firmenpleiten im ersten Halbjahr

In der Schweiz sind im ersten Halbjahr weniger Firmen Konkurs gegangen. Der Grund dafür sind die vom Bundesrat zur Bewältigung der Coronakrise beschlossenen Massnahmen im Betreibungswesen.

Agentur
sda
07.07.20 - 11:44 Uhr
Wirtschaft
Dank Corona-Massnahmen weniger Firmenpleiten im ersten Halbjahr. (Archiv)
Dank Corona-Massnahmen weniger Firmenpleiten im ersten Halbjahr. (Archiv)
KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF

Mit dem Wegfall des Schutzschildes dürften sich die Firmenpleiten jetzt aber mehren.

Konkret gingen im ersten Halbjahr 3'098 Firmen in Konkurs, wie der Gläubigerverband Creditreform am Dienstag mitteilte. Das sind knapp 14 Prozent weniger als im letzten Jahr. In den letzten vier Monaten allein betrachtet seien sogar rund ein Viertel weniger Konkurse gezählt worden.

Die Insolvenzen, also die Konkurse wegen Zahlungsunfähigkeit, nahmen dabei in den Monaten Januar bis Juni um 16 Prozent auf 2'162 ab. Derweil standen 936 Konkurse im Zusammenhang mit dem Artikel 731b des Obligationenrechts (Organisationsmängel etc.). Das sind 8,1 Prozent weniger.

Der Rückgang der Konkurse überrascht die Creditreform-Experten nicht. Schliesslich sei mit den Sofortmassnahmen des Bundes ein vorübergehender Rechtsstillstand im Betreibungswesen beschlossen worden. Somit wurden weniger Konkursverfahren ausgelöst. Reisebüros können beispielsweise gar erst ab dem 1. Oktober betrieben werden. Bei Firmen aus anderen Branchen ist das bereits jetzt möglich.

Firmenpleiten dürften zulegen

Bei Creditreform wird nach dem Wegfall des Rechtsstillstands mit einer deutlichen Zunahme der Konkurse in den kommenden Monaten gerechnet. Das lasse sich auch mit den grossangelegten Hilfsmassnahmen wie Überbrückungskrediten, Kurzarbeit oder den Hilfen für Selbständigerwerbende nicht verhindern.

Prognosen dazu, wie viele Firmen noch in diesem Jahr Pleite gehen werden, macht der Gläubigerverband keine. Es dürften aber vor allem jene Firmen den Gang zum Konkursrichter machen, welche über zu wenig Reserven verfügten.

Derweil haben laut Creditreform bislang nur sechs Firmen von der vom Bundesrat geschaffenen Covid-19-Stundung Gebrauch gemacht. Mit diesem Instrument sollen insbesondere KMU gerettet werden, die wegen der Corona-Krise mit Liquiditätsproblemen kämpfen. Ihnen soll vor allem rasch und unbürokratisch eine Stundung von drei Monaten gewährt werden, ohne dass ein Sanierungsplan vorliegen muss.

Die Zahl der Privatkonkurse sank im Halbjahr den Angaben zufolge um knapp 4 Prozent auf rund 3'966. Auch hier kommen die Schutzmechanismen des Bundes zum Tragen. Die Gefahr, durch den Verlust der Arbeitsstelle die laufenden Verpflichtungen nicht mehr erfüllen zu können, werde aber in naher Zukunft steigen, warnt Creditreform.

Mehr Firmengründungen im Juni

Mit Corona sind in der ersten Jahreshälfte weniger Firmen neu im Handelsregister eingetragen worden. Die Zahl der Neueintragungen ging um 3,4 Prozent auf 21«951 zurück. Zieht man davon die Löschungen aus dem Register ab, ergibt sich per Saldo ein Nettowachstum an Firmen von 7»285. Das sind 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Vor allem im April sei den Unternehmern die Lust auf Selbstständigkeit vergangen, so die Mitteilung. In diesem Monat sei ein Viertel weniger neue Firmen im Handelsregister eingetragen worden als noch im April 2019. Und auch im Mai lag der Wert unter Vorjahr.

Doch nun scheint sich die Stimmung mit Blick auf die Firmengründungen aufzuhellen. Im Juni kletterten die Neueintragungen im Handelsregister um 24 Prozent in die Höhe. Trotzdem rechnet man bei Creditreform im Gesamtjahr 2020 mit einem Rückgang der Neueintragungen um 3,2 Prozent auf 43'200 Firmen.

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