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Wo die wertvollen Böden liegen

Boden ist Grundlage für Nahrung, Trinkwasser und vieles mehr. Und doch wird er vielerorts verdichtet, versiegelt und geht verloren. Ein Nationales Forschungsprogramm hat Vorschläge erarbeitet, Böden in der Schweiz nachhaltiger zu nutzen. Besonders für die Raumplanung.

Agentur
sda
17.12.18 - 10:00 Uhr
Wirtschaft
Humus ist ein wichtiger Faktor bei der Bodenqualität. Und der hängt wiederum von Bodenorganismen ab. (Archivbild)
Humus ist ein wichtiger Faktor bei der Bodenqualität. Und der hängt wiederum von Bodenorganismen ab. (Archivbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Den Böden der Schweiz droht Gefahr. Sie werden geschluckt von wachsenden Siedlungen und Städten. Erosion und Schadstoffe tun ein Übriges. Die Artenvielfalt im und auf dem Boden sinkt, organische Substanz (Humus) geht verloren, und einmal versiegelt ist er auf lange Sicht unrettbar verloren und nur mit hohen Kosten halbwegs wieder herzustellen, mahnen die Forschenden des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP68).

Unter Häusern, Strassen und sonstiger Infrastruktur verbaut kann Boden seine wichtigen ökologischen Funktionen für die Allgemeinheit nicht mehr erfüllen. Nicht nur als Ackerfläche für die Nahrungsmittelproduktion, oder als Waldfläche für die Forstwirtschaft, sondern auch als natürlicher Wasserfilter für die Trinkwasserversorgung, als Hochwasserschutz, als zentraler Faktor im Klimaschutz und als Grundlage für Erholungszonen für den Menschen.

Eine Frage der Raumplanung

Um den Verlust hochwertiger Böden zu bremsen und zu minimieren, ist die Raumplanung gefragt. So lautet eines der Resultate aus dem NFP68, die der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Montag in Bern präsentierte. Bisher wurde in der Raumplanung demnach viel zu wenig auf die Qualität der Böden geachtet. Sie sollte als eine massgebliche Entscheidungsgrösse in die Raumplanungsgesetzgebungen integriert werden, empfehlen die am NFP68 beteiligten Forschenden.

Aber wie misst man die Qualität eines Bodens? Die Wissenschaftler haben hierfür ein Punktesystem erarbeitet. Diese Bodenindexpunkte spiegeln wider, wie gut ein Boden Ökosystemleistungen wie beispielsweise Wasserfiltration und Nährstoffgrundlage für Pflanzenwachstum erfüllen kann. Ein zentraler Faktor dabei ist organische Bodensubstanz (Humus). «Sie zu erhalten ist ein zentrales Ziel nachhaltiger Bewirtschaftung», sagte Emmanuel Frossard von der ETH Zürich, Präsident der Leitungsgruppe des NFP68, gemäss einer Mitteilung des SNF.

Mit diesen Bodenindexpunkten als Entscheidungshilfe, könne die Siedlungsentwicklung auf Böden geringerer Qualität und nach innen - also ins Innere der bereits bestehenden Städte und Siedlungen - gelenkt werden, liess sich Adrienne Grêt-Regamey von der ETH Zürich zitieren.

Nachholbedarf bei der Kartierung

Damit Raumplanerinnen und Raumplaner die Qualität der Böden besser berücksichtigen können, braucht es jedoch auch die entsprechenden Bodendaten für die fraglichen Flächen. Da gibt es jedoch riesigen Nachholbedarf: Solche Daten sind nur für 10 bis 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche verfügbar.

Um das zu ändern, entwickelten die Forschenden im Rahmen des NFP68 die Bodeninformations-Plattform Schweiz, die eine landesweite Kartierung der Bodenqualität nach modernen Standards innert der nächsten zwei Jahrzehnte ermöglichen soll.

Die Kosten für die Umsetzung dürften sich während dieses Zeitraums auf 10 bis 25 Millionen Franken pro Jahr belaufen, schrieb der SNF. Allerdings sparen diese Bodendaten an anderer Stelle wieder Kosten ein, da sich die Bodennutzung damit effizienter gestalten lasse, zum Beispiel in Sachen Bewässerung und Düngung in der Landwirtschaft, bei der Trinkwasserversorgung oder bei der Vorsorge gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Erdrutsche.

Boden ist in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbar, heisst es eindrücklich in der Abschlusszusammenfassung des NFP68. Um ihn mit seinen wertvollen Funktionen für die Allgemeinheit zu erhalten, brauche es ein grösseres Engagement seitens der Politik für seine nachhaltige Nutzung und eine bessere Zusammenarbeit und Koordination zwischen Umwelt- Agrar- und Raumplanungsfachleuten.

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