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Ebay geht gerichtlich gegen Amazon wegen Verkäufer-Abwerbung vor

Das Online-Handelsportal Ebay hat Amazon verklagt, weil der grosse Konkurrent angeblich auf illegale Weise Top-Verkäufer abwerben wollte. Mitarbeiter von Amazon sollen über Jahre hinweg Ebays E-Mail-System ausgenutzt haben.

Agentur
sda
18.10.18 - 05:33 Uhr
Wirtschaft
Ebay geht gerichtlich gegen den Amazon-Konzern vor, weil dieser systematisch Top-Verkäufer abgeworben haben soll. (Archivbild)
Ebay geht gerichtlich gegen den Amazon-Konzern vor, weil dieser systematisch Top-Verkäufer abgeworben haben soll. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/MARCIO JOSE SANCHEZ

Damit hätten sie um besonders erfolgreiche Händler mit verdeckten Nachrichten auf die eigene Plattform locken wollen. Das geht aus der am Mittwoch (Ortszeit) bei einem Gericht im kalifornischen Santa Clara eingereichten Klageschrift hervor. Ebay fordert eine richterliche Unterlassungsverfügung sowie Schadenersatz und Geldstrafen.

Laut Ebay handelte es sich dabei um ein breit angelegtes «Komplott». Ab 2015 haben demnach Dutzende von Amazon-Vertretern Ebay-Konten eröffnet und versucht, über das E-Mail-System für Mitglieder des Internethandelsplatzes «viele Hunderte» von Verkäufern dazu zu bewegen, Produkte bei Amazon anzubieten. Der «Missbrauch» sei systematisch und koordiniert mit dem Ziel erfolgt, Ebay zu schaden.

Amazon wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Klage äussern. Beide Unternehmen sind stark auf unabhängige Händler angewiesen, die ihre Waren auf ihren Online-Plattformen verkaufen.

Ausgefeilte Tricks

Der Klageschrift nach gingen die Amazon-Mitarbeiter strategisch vor und waren sich durchaus im Klaren, dass ihre Aktionen verboten waren. So sollen bei den Avancen gegenüber den Verkäufern gezielt Code-Wörter, Abkürzungen und Umschreibungen benutzt worden sein, die es Ebay erschweren sollten, sie per Schlagwortsuche zu finden. Der Firmenname wurde demzufolge mit Satzzeichen wie Punkten oder Bindestrichen bewusst umgestaltet, so dass er in E-Mails statt als Amazon etwa als AMZ, A.M.Z.N. oder a-m-a-z-o-n erschien. Laut Ebay wurden ausgeklügelte Methoden angewandt, um Spuren zu verwischen.

Ebays internes E-Mail-System ist für die Kommunikation zwischen Mitgliedern der Plattform untereinander oder auch mit dem Unternehmen vorgesehen. Dabei gelten klare Vorschriften: Absprachen für Geschäfte ausserhalb von Ebays Handelsplatz sind nicht erlaubt.

Brisant für Amazon

Teile der Klage stützen sich zudem auf Aussagen von Mitarbeitern, die angeblich an solch dubiosen Abwerbeaktionen teilgenommen haben. Es habe sich um ein ganzes Team gehandelt, das «aktiv Verkäufer sucht, von denen wir glauben, dass sie auf der [Amazon-]Plattform erfolgreich wären», wird einer von ihnen zitiert.

Die Abwerbeversuche über das interne E-Mail-System wurden laut Ebay nicht nur von Amazon-Mitarbeitern in den USA, sondern auch in Ländern wie Grossbritannien, Frankreich, Italien, Spanien sowie Australien und Singapur unternommen. Das US-Finanzblatt «Wall Street Journal» hatte bereits Anfang des Monats über den Fall berichtet und unter Berufung auf eingeweihte Kreise geschrieben, dass Ebay Amazon eine Unterlassungsaufforderung geschickt habe. Damals hatte eine Sprecherin von Amazon der Zeitung noch gesagt, man werde die Anschuldigungen untersuchen.

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