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Der nasseste April in Glarus seit über 20 Jahren

«Der April macht, was er will», heisst es. In diesem Jahr gab es aber nicht das typische wechselhafte Aprilwetter, sondern es war über Tage anhaltend kühl, und es gab immer wieder Regen.

Südostschweiz
01.05.23 - 04:30 Uhr
Wetter
Den Schirm braucht es: «Nass und kühl», lautet das Fazit des Meteorologen Felix Blumer zum April im Glarnerland.
Den Schirm braucht es: «Nass und kühl», lautet das Fazit des Meteorologen Felix Blumer zum April im Glarnerland.
Bild Archiv

von Felix Blumer*

Das Wetter war im diesjährigen April nass und lange Zeit ausgesprochen kühl. In Elm fiel sogar noch zweimal messbarer Schnee. Trotzdem war der April insgesamt doch etwas wärmer im langjährigen Schnitt.

Bis am 21. April drohte es, der kälteste April seit mehr als 20 Jahren im Glarnerland zu werden. Bis zu jenem Zeitpunkt lagen die Durchschnittstemperaturen rund ein Grad unter der klimatologisch-relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990. Erst in der letzten Dekade wurde es deutlich milder, und so wurde am 22. April in Glarus ein Höchstwert von 18,9 Grad gemessen. In Elm gab es gleichentags 18,7 Grad. In Chur sorgte der Föhn an jenem Tag sogar für 24 Grad. Das war der Monatshöchstwert nördlich der Alpen.

Seit 2001 nassester April

Insgesamt war der April im Glarnerland zwischen 0,4 und 0,8 Grad (Elm) zu warm. Ähnlich war der Temperaturüberschuss auch in den anderen Gebieten der Ostschweiz. Der hohe Wert für Elm hat wesentlich mit dem wenigen Schnee im Sernftal zu tun. Deutlich wärmer war es dagegen südlich der Alpen. Dort betrug der Wärmeüberschuss über den ganzen Monat gesehen gut 1,5 Grad. Auch die höchste Monatstemperatur wurde südlich der Alpen verzeichnet. In Biasca zeigte das Thermometer am 19. April 24,4 Grad.

Insgesamt war der Monat im Glarnerland deutlich nass. Im südlichen Kantonsteil fielen gut 20 Prozent mehr Niederschlag als sonst im April. Im Hauptort waren es sogar 70 Prozent, wobei ein massgeblicher Anteil auf den Regen vom letzten Freitag und Samstag entfiel. Damit war dieser April im Kantonshauptort seit 2001 der nasseste April.

Gefühlt war der April allerdings noch nasser, als es die Messergebnisse zeigen. Bis zur Monatsmitte war es zwar oft grau, die Regenmengen hielten sich aber noch in Grenzen. Erst in der zweiten Monatshälfte wurden die Niederschläge anhaltender und ergiebiger. Insgesamt verzeichnete Braunwald 18 Niederschlagstage, Elm und Glarus je 17.

Und zweimal wurde in Elm sogar noch Neuschnee gemessen. Am 14. April ergab die Messung 14 Zentimeter, und am 21. April waren es fünf Zentimeter. Im Hauptort konnte im April kein Schnee mehr gemessen werden, aber dreimal war am Morgen noch Frost angesagt.

Im Süden zu trocken

Im Kanton Glarus und generell in der Ostschweiz war der April der zweite Monat in Folge, der zu nass ausfiel. Das traf aber nicht überall zu. Im Westen erreichte der April nur knapp die Norm, und auch im Süden war es zu trocken. Am 20. April fielen zwar im Tessin bis zu 90 Millimeter Regen in 24 Stunden, und in San Bernardino im bündnerischen Misox wurden am Folgetag 54 Zentimeter Neuschnee gemessen. Trotzdem fiel der Monat insgesamt zu trocken aus.

Südlich der Alpen gehört der April eigentlich zu den nassen Monaten des Jahres. An den grossen Seen fallen zu dieser Jahreszeit rund 150 Millimeter Regen, da waren rund 100 Millimeter in Locarno und 75 Millimeter in Lugano deutlich zu wenig, vor allem auch wenn man die allgemeine Trockenheit der letzten eineinhalb Jahre berücksichtigt.

Die Sonne hatte keine Chance

Die vielen Tiefdruckgebiete sorgten bei uns für eine meist trübe Stimmung. Mit knapp 100 Stunden Sonnenschein, sowohl in Elm als auch in Glarus, wurden nur 80 Prozent des sonstigen April-Sonnenscheins gemessen. Krass fällt der Vergleich zum «Corona-April» 2020 aus. Damals zeigte sich die Sonne bei uns im Kanton doppelt so lange wie in diesem Jahr.

Generell war es nördlich der Alpen zu grau. In der Nordwestschweiz gab es zum Teil sogar nur 50 Prozent der sonstigen Sonnenscheindauer. Ganz extrem ist der Vergleich zum April 2020 in Basel. Dort zeigte sich die Sonne 2020 fast dreimal so oft wie dieses Jahr.

Wohl noch nicht so wonnig

Der Mai gilt als Wonnemonat. Nach den aktuellen Modellunterlagen hält sich die Wonne wahrscheinlich aber in Grenzen. Es geht zwar mild weiter, allerdings ist ein stabiles Hoch bis auf Weiteres nicht in Sicht. Regenschauer bleiben voraussichtlich treue Begleiter. Auf jeden Fall wird sich heute noch kein ehrbarer Meteorologe auf einen verlässlichen Tipp für die Landsgemeinde einlassen.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

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