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Kalbskopf statt Kuhmilch, Hörnli statt Hirten

Einst wurde hier Käse produziert. Jetzt sind die «Hinteren Hütten» in Arosa ein Restaurant.

Olivier
Berger
06.12.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Edle Gemütlichkeit: Das «AlpArosa» verleugnet sein landwirtschaftliches Erbe auch im Innern nicht. Pressebild
Edle Gemütlichkeit: Das «AlpArosa» verleugnet sein landwirtschaftliches Erbe auch im Innern nicht.
PRESSEBILD

65 Jahre ist es her, seit der letzte Käser und seine Gehilfen die «Hinteren Hütten» in Arosa verlassen haben. Seither wurde das alpwirtschaftliche Ensemble als Abstellraum genutzt – bis zwei private Investoren beschlossen, ihm neues Leben einzuhauchen. Aus den «Hinteren Hütten» sollte das «AlpArosa» werden, ein Bergrestaurant moderner Art. Als Betreiberin holten die Investoren die Bündner Gastrounternehmung 1Xanders GmbH mit an Bord.

Inzwischen sind die Umbauarbeiten unweit der Mittelstation der Bergbahn aufs Weisshorn abgeschlossen. Äusserlich durften die Hütten nicht verändert werden. Im Inneren hat das Filisurer Büro Projer Architekten AG dafür ein Ambiente geschaffen, das eine edle Gemütlichkeit ausstrahlt, ohne das landwirtschaftliche Erbe der Bauten zu verleugnen. Sichtbar ist die Liebe zum Detail auch an der grossen Terrasse – grosszügige Sonnenliegen inklusive.

Regional und saisonal

Das gastronomische Konzept des «Alp-Arosa» stehe unter dem Motto «gehoben, aber nicht abgehoben», betont Co-Gastgeber Tim Disch. «Wir kochen sehr regional und setzen auch auf viele regionale Lieferanten.» So stammten etwa die Nussgipfel, zu denen die Gäste jeweils am Morgen auf einem Wagen auf der Terrasse greifen könnten, von «Gadient’s Gnuss Puur» in Arosa; der Lachs ist im Misox gezüchtet worden. «Einzelne Produkte haben wir auch gemeinsam mit Lieferanten eigens für das ‘AlpArosa’ entwickelt», erklärt Disch weiter. Dazu zählten etwa ein eigener Gin – der auch als Glühgin serviert wird –, ein Crémant vom Weingut Wegelin in Malans und eigene Pasta.

Auf der Speisekarte finden sich neben Berghütten-Klassikern wie dem panierten Schnitzel und dem Burger auch Überraschungen. Zu einen lockt aus der veganen Küche ein Tofu-Gehacktes mit Hörnli. Andererseits lässt das «AlpArosa» auch fast vergessene bodenständige Kost wie den Kalbskopf aufleben – allerdings in einer zeitgemässen kulinarischen Interpretation. Sogar der Vacherin Glacé, in den Siebzigern von Hochzeitsfeiern und anderen Festivitäten nicht wegzudenken, feiert ein Comeback: als Aroser Gletschertörtchen.

Mehr als Winterfreuden

Auch wenn der definitive Startschuss gestern pünktlich zum Start des Aroser Winterbetriebs hin erfolgt ist. Ein Saisonbetrieb wird das «AlpArosa» nicht werden. «Rund die Hälfte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Jahresverträge», bestätigt Disch. Im Sommer und Herbst nämlich soll das Restaurant Spaziergänger, Biker und Wanderer anlocken – zu der Zeit des Jahres also, als hier vor sechs Jahrzehnten noch gekäst wurde.

«Wir kochen sehr regional und setzen auch auf viele regionale Lieferanten.»

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte».

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Zum Tema Kalbskopf statt Kuhmilch Hörnli statt Hirten . Ist das Typisch Politisch, oder sehe ich das falsch? Da wird aus einer Verfallenen Alphütte ein sicher Einträgliches Restaurant ( mitten in der Natur!) und daneben will man Maiensäss Renovationen für einfache Familien, wenn immer möglich verhindern. Sehe ich das Falsch? wer hilft mir das zu verstehen?! Mit freundlichen Grüssen H.P.Lingenhag

Es ist nicht so, dass Maiensässe generell nicht renoviert bzw. ausgebaut werden dürfen. Die bestehende Fläche darf dabei verdoppelt werden, 1/3 sogar ausserhalb der bestehenden Kubatur. Welche Regeln für die Umnutzung in Arosa gelten, ist mir nicht bekannt.

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