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Ein Hochzeitspaar wie aus einem Bollywood-Film

In St. Moritz findet Ende Februar im Rahmen einer indischen Hochzeit eine dreitägige Party statt. Doch schon jetzt hält sie die ganze Gemeinde in Atem.

12.02.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Imposant: Das Festzelt für die indische Party steht bereits auf der sogenannten Zirkuswiese der Gemeinde.
Imposant: Das Festzelt für die indische Party steht bereits auf der sogenannten Zirkuswiese der Gemeinde.
RUTH SPITZENPFEIL

Akash Ambani, der Sohn des reichsten Mannes Asiens, heiratet – und er hat St. Moritz als Austragungsort für seine Pre-Wedding-Party gewählt. Doch nicht diese an sich erfreuliche Nachricht ist in St. Moritz gerade in aller Munde. Ob am White Turf oder beim Après Ski – Diskussionsthema Nr. 1 war am vergangenen Wochenende die Kritik an die Adresse der Gemeinde. Die «Engadiner Post» titelte am Samstag «Diskretion ist oberstes Gebot». Die Lokalzeitung kritisierte in ihrem Leitartikel und in einem Kommentar die mangelnde Kommunikation im Bezug auf den Anlass mit über 800 indischen Gästen, welcher vom 23. bis 25. Februar angrenzend an ein Wohngebiet in St. Moritz Bad stattfindet.

Extravaganz leben

Das imposante Festzelt auf der sogenannten «Zirkuswiese» steht bereits. Drei Tage lang soll die Riesenfete dauern – sehr zum Unmut einiger Anwohner. Gemeindepräsident Christian Jott Jenny hat in den vergangenen Tagen mehrere Mails von aufgebrachten Bürgern erhalten. So schreibt der Verwalter einer Stockwerkeigentümerschaft: «Mit genügend Geld kann man offensichtlich öffentlichen Grund in allerbester Lage für eine private Feier ‘kaufen’.»

Für Jenny sind solche Vorwürfe unhaltbar. Es gebe einen übergeordneten Grund, warum diese private Feier auf Gemeindegrund genehmigt wurde. «St. Moritz ist ein Ort, welcher traditionell immer wieder solche exklusiven Anlässe ermöglicht hat. Am Schluss bringen solche Events den Ort weiter», sagt er. Selbstverständlich genehmige die Gemeinde nur Events, welche im gesetzlichen Rahmen möglich sind. «Ich habe Verständnis für jemanden, der nebenan eine Wohnung hat und sich wegen der Immissionen sorgt», räumt Jenny ein. Dennoch könne nicht ausser Acht gelassen werden, dass St. Moritz gerade auch von schillernden Events lebe. «Unsere Positionierung für St. Moritz lautet ‘extravagant’, also müssen wir auch extravagant sein», sagt der Gemeindepräsident.

Unbezahlbare Werbung

Diese Meinung teilt auch Gerhard Walter, CEO Engadin St. Moritz. «St. Moritz hat den Ruf als Jetset-Party-Mekka. Man kann nicht nur vom Ruf leben, man muss ihn auch hin und wieder pflegen.» Die Tourismusdestination bearbeitet seit Jahren zwei wichtige Märkte in Asien: China und Indien. Das Segment, welches am indischen Markt angesprochen wird, ist ein gehobenes. In diesem Segment werden Hochzeiten sehr ausgiebig und opulent gefeiert. «Indische Hochzeiten scheinen für St. Moritz und Engadin recht gut zu funktionieren, darum haben wir auf dieses Thema ein Auge geworfen», sagt Walter.

Vor zwei Jahren gab es im Sommer eine grosse indische Hochzeit in St. Moritz, jetzt ist es erstmals eine Pre-Wedding-Party im Winter. Ein Blick auf die Logiernächtezahlen der indischen Gäste in den Jahren 2013 bis 2018 zeigt, dass diese nach der indischen Hochzeit von 2017 markant gestiegen sind.

In den indischen Medien wird aktuell ausführlich über die Verbindung der zwei bekanntesten Familien in Indien berichtet. Dabei kommt auch der Name St. Moritz nicht zu kurz. «Das ist für uns eine Publicity, die wir sonst nie bekommen, geschweige denn bezahlen könnten», meint der Tourismusdirektor. Sollten die vermögenden indischen Familien St. Moritz als Destination für Hochzeiten entdecken, wäre das laut Walter ein Glücksfall.

Besser kommunizieren

So weit, so gut. Bleibt noch der Vorwurf der Nicht-Kommunikation gegenüber den Einwohnern von St. Moritz. «Ich gebe zu, dass die Kommunikation in der Gemeinde St. Moritz noch viel Verbesserungspotenzial hat», meint Jenny. Und er gelobe höchstpersönlich Besserung. Dass das hochkarätige Brautpaar Diskretion wünscht, ist ihm nicht zu verübeln. Die Einheimischen sollten aber immerhin erfahren, womit sie im Zusammenhang mit dem Fest rechnen müssen. Und dies nicht nur mit einem trockenen Informationsschreiben über die «Benützung von öffentlichem Grund – Zirkuswiese durch die Fisher Productions Ltd. im Rahmen der indischen Hochzeit».

Noch zwei weitere Bauten

Martin Berthod ist für das Tourismusdepartement in St. Moritz zuständig und ist dementsprechend gut über die anstehende Pre-Wedding-Party informiert. Nebst dem Festzelt in St. Moritz Bad wird gemäss seinen Angaben auch noch beim Hotel «Badrutt’s Palace» ein ähnlich grosses Zelt errichtet sowie ein Provisorium im Corviglia-Tenniscenter gebaut. Zudem wird die Infrastruktur der Infra See auf dem See genutzt.

«Für die Bauten ist eine Produktionsfirma zuständig, die Gemeinde hat lediglich die Bewilligungen erteilt und gewisse Auflagen beschlossen», betont Berthod. Die Generatoren für Strom und Heizung müssen etwa so gesetzt werden, dass der Lärm die Anwohner nicht stört. Die Frage drängt sich auf, ob es keinen Standort fern vom Wohngebiet gegeben hätte. Laut Berthod wurden auch andere Standorte geprüft, diese stellten sich aber aus verschiedenen Gründen als «nicht machbar» heraus.

Akash Ambani und Slotha Metha heiraten ab 9. März während einer dreitägigen Zeremonie in Mumbai. Vom 23. bis 25. Februar findet die Pre-Wedding-Party in St. Moritz statt. Darüber berichten aktuell alle grossen indischen Medien. Kein Wunder, denn Vater des Bräutigams ist Mukesh Ambani, Vorstandsvorsitzender des Petrochemie-Unternehmens Reliance Industries, und der reichste Mann Asiens. Sein Vermögen wird auf 40,1 Milliarden Dollar geschätzt. Die Braut ist die Tochter von Russel Metha vom Diamantunternehmen Rosy Blue. Gemäss «Economic Times» sind die Brautleute seit der Schulzeit ein Paar. Zu den Feierlichkeiten werden die Reichen und Schönen aus Indien erwartet sowie Prominente aus den USA und Europa. Die Reise nach St. Moritz erfolgt im Privatflugzeug, residiert wird natürlich im Fünf-Sterne-Hotel. 

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin.

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Drei Tage soll die Riesenfete dauern - sehr zum Unmut einiger Anwohner.
Die "aufgebrachten Bürger" haben recht: "Mit genügend Geld kann man offensichtlich öffentlichen Grund in allerbester Lage für eine private Feier kaufen."
Wozu aber auch sapperlot wählt sich St. Moritz denn einen lärmigen Konzertveranstalter, der VOR der Wahl zum Gemeindekaiser auch noch mit Zigarre und Whisky abgebildet war in der SO?
Leute, was erwartet ihr denn von dem? Etwa Gesundheitstourismus in St. Moritz, von dem ich seit Jahren in den Medien vernehme aber nichts erlebe in der Realität?
Die Definition von Luxus - früher: Cigars, Champagne and Caviar; heute: Gesundheit, Überleben - wandelte sich fundamental für Nichtvorgestrige.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=19&v=U4sle1SykkI
Luxury
Diamonds and pearls
Champagne and caviar
Cigars and girls
A private plane, a shiny car
Gold, silver and ivory
To have the Midas touch
Would it be enough for me
Can a man ever have enough
Luxury
The things I want
The things I need
One is a hunger
One is greed
Fox furs and mink
Sugar, stocks and shares
Gourmet food and drink
Up a marble flight of stairs
Suntans and shades
A yacht anchored in Saint Tropez
Butler, cook, housemaids
Can no one ever turn away
Luxury

Das ist die beste Werbung,die man bekommen kann. Also Einwohner von St. Moritz seid froh an einem solchen Ort wohnen zu dürfen. Darüber wird die ganze Welt berichten.

Irina Lippuner, am meisten"berichtet die ganze Welt" über Katastrophen. Oje. als sei Berichterstattung ein Wert per se in unserer Informationsüberflussoverkill-Gesellschaft, vergleiche "Bergün Fotografierverbot" (wurden da nicht eine Milliarde Klicks behauptet?). Wenn Sie die dekadenten Fetereien in St. Moritz als "Vorbild für die Welt" und unterstützungswürdige Promotion betrachten, dann Gute Nacht Tomorrow.

Ich hingegen empfehle zukunftsträchtigerweise meinen Gesundheitstourismus auch für Einheimische als "Vorbild für die Welt".

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