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Die 16 Bündner Trümpfe des Ski-Winters

Am Wochenende beginnt in Sölden die neue Weltcup-Saison. Vor den ersten Saisonrennen schauen wir auf alle aktiven Bündner Athletinnen und Athleten, die den Swiss-Ski-Kadern angehören.

14.10.20 - 04:30 Uhr
Ski alpin

Gino Caviezel / 1992 / Skiclub Beverin / Nationalmannschaft

Weltcupeinsätze: 91

Nach seiner bislang stärksten Saison, in der es für ihn nicht nur in der Kerndisziplin Riesenslalom aufwärts ging, sondern er sich auch im Super-G in den Top 30 der Welt etablierte, hegt Gino Caviezel für den kommenden Skiwinter grosse Ambitionen. «Ich fühle mich auf dem Schnee sehr gut und ich bin froh, geht es endlich los», sagt Caviezel vor dem ersten Rennen in Sölden, wo er im Vorjahr einen seiner drei Top-10-Plätze im Riesenslalom herausgefahren hatte. Kann Gino Caviezel seinen Aufwärtstrend fortsetzen, könnte es im Skiwinter 2020/21 etwas werden mit dem ersten Weltcup-Podestplatz.

Mauro Caviezel / 1988 / Skiclub Beverin / Nationalmannschaft

Weltcupeinsätze: 102

Ginos älterer Bruder Mauro ist der Mann, der alle seine Bündner Skikollegen überstrahlt. Er ist der erste Schweizer seit Didier Cuche 2011, der die Super-G-Gesamtwertung für sich entschied – und der erste Bündner seit Paul Accola 1992. In den sechs Super-Gs der vergangenen Saison war er nie schlechter als Fünfter. Insgesamt fuhr er fünfmal aufs Podest (3x im Super-G, 1x in der Abfahrt, 1x in der Kombination). Im Juni wurde der mittlerweile 32-Jährige in seinen Saisonvorbereitungen dann aber von einem Achillessehnenriss jäh ausgebremst. Caviezel hat schon beweisen, dass er auch nach langen Verletzungspausen sofort wieder schnell sein kann. Wie schnell genau, könnte sich bereits bei den Speed-Rennen Ende Jahr in Übersee zeigen. Denn nach einem guten Verlauf der Reha zeichnet sich beim Domleschger eine überraschend baldige Rückkehr auf die Rennstrecke ab.

Selina Egloff / 2001 / Skiclub Lischana Scuol / B-Kader

Weltcupeinsätze: 2

Vom Newsportal «blick.ch» als «unser grösstes Ski-Talent» betitelt, feierte Selina Egloff Ende November 2019 im finnischen Levi mit 18 Jahren ihr Weltcup-Debüt. Es folgte ein weiterer Slalom-Start im Januar in Flachau. Für Weltcup-Punkte reichte es der Davoser Sportgymnasiastin aus dem Unterengadin zwar noch nicht. Allerdings fuhr sie nur wenige Tage nach dem ersten Weltcup-Start im Slalom von Funesdalen (SWE) als Zweite erstmals auf ein Europacup-Podest. Wir dürfen uns auf die nächsten Auftritte der Technikerin aus Scuol wahrlich freuen.

Jasmine Flury / 1993 / Skiclub Glaris Rinerhorn / Nationalmannschaft

Weltcupeinsätze: 61

«Ich fühle mich körperlich enorm fit. Wegen des Coronavirus sind am Ende der vergangenen Saison Schneetrainings weggefallen, so haben wir früher mit dem Kraft- und Konditionsaufbau gestartet», sagte Jasmine Flury jüngst gegenüber der «Südostschweiz». Die wiedergewonnene körperliche Fitness dürfte der 27-jährigen Davoserin zusätzliches Selbstvertrauen geben, um wieder so schnell zu fahren wie im Dezember 2017, als sie den Heim-Super-G in St. Moritz gewann. Als Flury vergangene Saison Ende Januar nach einer Verletzungspause in den Weltcup zurückkehrte, liess sie dieses vermissen. Zu mehr als Rang 11 bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen reichte es nicht. Dabei hat die erfolgreichste und erfahrenste Bündner Athletin das Potenzial für Podestplätze.

Luana Flütsch / 1995 / Skiclub St. Antönien / B-Kader

Weltcupeinsätze: 5

Nach Teilrissen des inneren Seitenbandes und des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie hat Luana Flütsch den Sommer über für ihr neuerliches Comeback geschuftet. Dies nach einer Saison gänzlich ohne Renneinsätze. Zweifel an der Fortsetzung ihrer Skikarriere hat die 25-jährige St. Antönierin auch beim vierten Comeback-Versuch keine. Seit Jahren geht sie unbeirrt ihren Weg. Klar ist: Es gibt wohl keinen Skifan, der sich nicht darüber freuen würde, Flütsch wieder einmal am Start eines Weltcup-Rennens zu sehen.

Carlo Janka / 1986 / Skiclub Obersaxen / Nationalmannschaft

Weltcupeinsätze: 277

Diesen Sommer war es verhältnismässig ruhig um Carlo Janka – und das ist ein gutes Zeichen. Der routinierteste Bündner Skirennfahrer scheint ohne grössere Probleme durch die Saisonvorbereitung gekommen zu sein. Vor Jahresfrist war dies noch ganz anders, als den Obersaxer in der entscheidenden Trainingsphase Rückenprobleme vom Schneetraining abhielten. Trotzdem raste der Gesamtweltcupsieger von 2010 im Anschluss in zwei Abfahrten aufs Podest. Längst ist Janka nicht mehr überall und bei allen Bedingungen schnell. Vereinzelte Topresultate liegen für den «Iceman» aber immer noch drin – ganz besonders, nach einer Saisonvorbereitung ohne Zwischenfall.

Fadri Janutin / 2000 / Skiclub Obersaxen / C-Kader

Weltcupeinsätze: -

Anfang März wurde Fadri Janutin aufgrund des grassierenden Coronavirus der Chance beraubt, an der Junioren-WM in Narvik (NOR) teilzunehmen. Dies, nachdem er im Dezember 2019 in Davos einen FIS-Riesenslalom gewonnen hatte. Bereits in der Saison davor war Janutin auf dieser Stufe zweimal erfolgreich gewesen. Für den 20-Jährigen dürfte es diesen Winter in erster Linie darum gehen, sich im Europacup zu etablieren.

Sandro Jenal / 1992 / Skiclub Samnaun / B-Kader

Weltcupeinsätze: 18

Sandro Jenal ist in den Bündner Reihen der Pechvogel des Herbsts. Vergangenen Samstag zog sich der 28-Jährige im Riesenslalom-Training auf der Diavolezza eine Unterschenkelfraktur am linken Bein zu. Er fällt die gesamte Saison aus. Die Verletzung ist für Jenal die Fortsetzung einer Pechsträhne, hatte er sich doch im Frühjahr 2018 bereits einer Hüftoperation unterziehen müssen. Das Unterfangen, in den Weltcup zurückzukehren, wird für den Mann vom Skiclub Samnaun nun noch schwieriger.

Stephanie Jenal / 1998 / Skiclub Samnaun / B-Kader

Weltcupeinsätze: 1

Wie Selina Egloff debütierte auch Stephanie Jenal vergangene Saison im Weltcup. Beim Heim-Super-G am 14. Dezember 2019 in St. Moritz kam die heute 22-Jährige jedoch nicht ins Ziel. Besser war es ihr indes vier Tage zuvor im Europacup ergangen, als sie an gleicher Stätte als Vierte erstmals am Podest schnupperte. Podestplätze im Europacup sind also der logische nächste Schritt. Die Basis dafür hat sie im Sommer in der Spitzensport-RS in Magglingen gelegt, wo sie optimale Trainingsbedingungen vorfand. «Ich kann nun mehr Gewichte drücken als in vergangenen Jahren», gab Jenal der «Südostschweiz» zu Protokoll. Auch wenn sie dies alleine noch nicht zu einer besseren Skifahrerin macht, sind die Voraussetzungen so gut wie noch nie.

Vanessa Kasper / 1996 / Skiclub St. Moritz / C-Kader

Weltcupeinsätze: 9

Einst schickte sich das grosse Talent Vanessa Kasper an, den Skizirkus im Sturm zu erobern. Dann brach sie sich 2018 just im Heimrennen auf der Lenzerheide den rechten Unterschenkel – eine Verletzung, von der sie sich erst auf vergangene Saison hin komplett erholte. Sofort meldete sich Kasper vor allem auf Stufe FIS beeindruckend zurück, stand sie doch in vier Rennen auf dem Podest. Im Februar dann gab die St. Moritzerin beim Riesenslalom in Kranjska Gora nach zweijähriger Absenz ihr Comeback im Weltcup. Bleibt die bald 24-jährige Engadinerin gesund, ist nach wie vor eine sehr schöne Karriere möglich.

Melanie Michel / 2000 / Skiclub Davos / C-Kader

Weltcupeinsätze: -

Die vergangene Saison stand für Melanie Michel unter keinem guten Stern. Wegen Sehnenentzündungen an beiden Knien konnte die Davoserin den ganzen Winter nicht ins Wettkampfgeschehen eingreifen. Im Winter davor hatte sie noch drei Rennen im Europacup bestritten. Auf Stufe FIS klassierte sich die heute 20-Jährige in nicht weniger als 14 Rennen in den Top 10. Bemerkenswert: Diese Klassierungen fuhr sie in allen vier Disziplinen (Slalom, Riesenslalom, Super-G, Abfahrt) heraus. Bekommt Michel die körperlichen Probleme in den Griff, steht sie am Anfang einer vielversprechenden Karriere.

Stefan Rogentin / 1994 / Skiclub Lenzerheide-Valbella / A-Kader

Weltcupeinsätze: 38

Stefan Rogentin hat in den vergangenen Jahren eine langsame aber stetige Entwicklung genommen. Im Super-G (27.) und in der Kombination (22.) hat sich der mittlerweile 26-Jährige im Winter 2019/20 in den Top 30 des Weltcups festgesetzt. Einzig in der Abfahrt lief es Rogentin nicht so, wie er sich das vorstellte. In 14 Starts seit 2017 reichte es noch nie für Punkte. Was nicht ist, kann aber bekanntlich noch werden.

Daniele Sette / 1992 / SAS Bern / B-Kader

Weltcupeinsätze: 6

Daniele Settes Geschichte, wie er sich nach zwölf Jahren ohne Kaderstatus doch noch ins Schweizer Weltcup-Team kämpfte, wurde vergangene Saison in den Gazetten des Landes immer wieder erzählt. Perfekt passte auch, dass der 28-jährige St. Moritzer im vergangenen Winter sein bestes Resultat als 19. just im Heimrennen am Adelbodener Kuonisbergli einfuhr. Am Sonntag startet Sette in Sölden in seine zweite Weltcup-Saison. Will er besser abschneiden als im Vorjahr, muss er 14 Punkte übertreffen.

Sandro Simonet / 1995 / Skiclub Lenzerheide-Valbella / B-Kader

Weltcupeinsätze: 40

Sandro Simonet hat einen der schnellsten Slalom-Schwünge im Weltcup. Bringt der 24-Jährige einen Lauf runter, ist er meist schnell. Das Problem: Zu häufig wirft Simonet in Griffnähe liegende Resultate durch Fehler weg. Nur in drei von neun Slaloms der vergangenen Saison klassierte sich der Mann vom Skiclub Lenzerheide-Valbella in den Top 30. In den drei Kombinationen – aufgrund seines guten Fahrgefühls auch in der Abfahrt seine zweite Paradedisziplin – holte er keinen einzigen Punkt. Die Folge: Simonet, dem fast alle Experten den Sprung nach ganz oben zutrauen, startet auch in seine vierte Weltcup-Saison von ausserhalb der Top 30.

Thomas Tumler / 1989 / Skiclub Samnaun / Nationalmannschaft

Weltcupeinsätze: 89

Mit dem genau gleichen Problem wie Sandro Simonet hatte vergangene Saison Thomas Tumler zu kämpfen. Abgesehen vom alles überragenden zweiten Platz beim Parallel-Riesenslalom von Chamonix im Februar wollte dem 30-Jährigen im Winter 2019/20 partout nicht viel gelingen. Sölden wird ein Fingerzeig sein, wie es für «Wundertüte» Tumler in dieser Saison laufen wird. Eigentlich könnte er sowohl im Riesenslalom als auch im Super-G sehr schnell sein.

Lukas Zippert / 1998 / Skiclub Arosa / C-Kader

Weltcupeinsätze: -

Super-G-Gold an der Universiade in Russland sowie 13 Top-10-Plätze in FIS-Rennen: Mit diesen Referenzen erhielt Lukas Zippert auf vergangene Saison hin C-Kader-Status. Ähnlich flott ging es für den 21-Jährigen dann weiter. In Hoch-Ybrig gewann er im Januar seinen insgesamt zweiten FIS-Riesenslalom. Vieles spricht dafür, dass sich Zippert heuer im Europacup wird etablieren können.

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