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Wicki dachte bereits wieder an seinen Bauernhof

In der Stunde seines grössten Triumphs am Eidgenössischen Fest in Pratteln denkt der neue Schwingerkönig Joel Wicki - bodenständig und respektvoll wie immer - bereits wieder an seinen Bauernhof.

Agentur
sda
28.08.22 - 19:43 Uhr
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Klar, Wicki freute sich, nachdem er Matthias Aeschbacher auf den Rücken gelegt hatte. Euphorisch oder gar überschwänglich wurde der 25-jährige Luzerner aus Sörenberg aber nicht. Nüchtern analysierte er den das Fest, das dank Wicki mit dem erst zweiten Königstitel eines Innerschweizers endete.

«Ein Riesen-Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen. Ich hätte das nie gedacht, vor allem nicht mit dieser schwierigen Vergangenheit», so Wicki, der sich im Vorfeld mit einer Handverletzung herumgeplagt und zudem einen Todesfall in der Familie zu beklagen hatte. «Nur mit meinem super-guten Team, das mich motiviert hat - sei es über die zwei Tage, sei es vor dem Schlussgang -, war dieser Sieg möglich.»

Die Vorfreude auf daheim

Das eine oder andere Glas gebe es sicher, so Wicki. Danach freue er sich auf zu Hause. «Wichtig ist mir vor allem, dass ich unfallfrei wieder nach Hause komme und ich morgen oder übermorgen wieder auf dem Bauernhof arbeiten kann. Das Bauern, der Umgang mit den Tieren, hat einen hohen Stellenwert in meinem Leben», sagte der gelernte Baumaschinenmechaniker.

Es ist nicht anzunehmen, dass Wicki seine Bodenhaftung mit dem Königstitel verlieren wird. Und so überraschte es auch nicht, dass das Kraftpaket aus Sörenberg seinem Schlussganggegner Matthias Aeschbacher allerhöchsten Respekt zollte: «Es ist mir eine Ehre, konnte ich einen so grossen Schwinger wie Aeschbacher Matthias bezwingen. Hut ab vor seiner Leistung!»

Aeschbacher trotz Niederlage zufrieden

Mehrmals war Aeschbacher nahe am Sieg. «Ich war mehrere Male in Bedrängnis», wusste auch Wicki, doch sein Kopf habe eine «Niederlage auf diese Weise» nicht zugelassen. «So kannst du nicht verlieren», habe ihm sein Wille gesagt, obwohl er sich fast habe übergeben müssen.

Auch Matthias Aeschbacher war mit dem Eidgenössischen zufrieden, obwohl er zweimal gegen Wicki und einmal gegen Pirmin Reichmuth verlor. Der Emmentaler aus Rüegsauschachen sah im Schlussgang ein-, zweimal schon wie der fünfte Berner Schwingerkönig in Folge aus. «Ich hatte den besseren Gang (als Wicki - Red.)», wusste der Berner, «das Plus auf dem Notenblatt hat aber er. Deshalb ist er der verdiente Schwingerkönig.»

Emotionaler Stucki

Nebst Wicki, Aeschbacher und Topfavorit Samuel Giger - er im negativen Sinn - schrieb auch Christian Stucki an diesem Fest Geschichte. Vor zwei Wochen - nach seinem Bandscheibenvorfall - habe er «den Bettel hinschmeissen» wollen, so ein mit den Tränen kämpfender Seeländer. Der König von Zug 2019 überraschte sich mit seinem Auftritt selbst, wie er zugab.

Vor drei Jahren hatte Stucki in Zug Wickis Triumph mit dem Sieg im Schlussgang noch verhindert. «Schade, hat es Matthias nicht ganz gereicht. Es wäre natürlich schon toll gewesen, wenn wir den Königstitel in Bern hätten behalten können», so Stucki, der seinen siebten eidgenössischen Kranz gewann.

In der Statistik der ESAF-Kränze hat Stucki damit nur noch den legendären Karl Meli (neun Kränze) vor sich. Sieben Kränze haben nebst dem Lysser nur noch Martin Grab und Peter Vogt überreicht erhalten. Ob für Stucki ein achter dazukommt, scheint trotz des erfolgreichen Comebacks unwahrscheinlich - auch wenn der 37-Jährige ankündigte, zumindest nächstes Jahr noch schwingen zu wollen.

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