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Eidgenosse Krähenbühl siegt auf dem Ricken

Thurgauer Sieger am Ricken-Schwinget haben Seltenheitswert. Tobias Krähenbühl schaffte dies vor 2500 Zuschauern als Erster seit 2007.

Südostschweiz
06.08.18 - 04:30 Uhr
Schwingen
Siegerlachen: Tobias Krähenbühl gewinnt den 61. Ricken-Schwinget.
Siegerlachen: Tobias Krähenbühl gewinnt den 61. Ricken-Schwinget.
LORENZ REIFLER

Vier Eidgenossen stiegen gestern beim 61. Bergfest auf dem Ricken ins Sägemehl, einer rettete ihre Ehre: Der 30-jährige Tobias Krähenbühl setzte sich im Schlussgang gegen den Appenzeller Martin Roth durch – und vermasselte so einen einheimischen Triumph: Der Vorjahressieger Dominik Oertig aus Uznach hätte geerbt, falls es im Schlussgang keinen Sieger gegeben hätte.

Oertig besiegt den Festsieger

Für den 22-Jährigen war es dennoch ein gelungenes Fest. Im Anschwingen legte Oertig sogar Krähenbühl auf den Rücken. Dies gelang im Anschluss keinem mehr. Oertig leistete sich aber im fünften Gang einen Gestellten zu viel.

Nach der Absage von Topfavorit Samuel Giger, der gestern als Ersatz von Armon Orlik am Nordwestschweizer Schwingfest in Basel antrat, war die Ausgangslage für den 61. Ricken-Schwinget offen. Im Anschwingen traf der Turnerschwinger und spätere Festsieger 
Tobias Krähenbühl auf den Titelverteidiger Dominik Oertig. Nach einem unerwarteten Kniestich ging der Eidgenosse als Verlierer vom Platz. Wie an fast jedem Fest in dieser Saison kassierte der Thurgauer auch auf dem Ricken im ersten Gang eine Niederlage, bevor der 30-Jährige seine Schwingkünste richtig einzusetzen vermochte. 
Ueli Hegner, Reto Landolt, Roman Schnurrenberger, um den Schlussgang der Benkner Hanspeter Kamer und 
zuletzt Martin Roth vermochten Krähenbühl danach bei extremer Hitze nicht mehr zu stoppen. «Mir macht die Hitze nichts aus. Das ist besser, als wenn es regnet. Im Schlussgang aber hatte ich dann doch etwas Mühe damit», erklärte der glückliche Sieger hinterher. Der 47-fache Kranzgewinner ist erst der dritte Thurgauer nach Enrico Matossi (1992) und Manuel Strupler (2007), der sich in die lange Siegerliste auf dem Ricken eintragen lassen konnte.

Roth als Profiteur

Der zähe Appenzeller Martin Roth schaffte es dank vielen gestellten Gängen in Kämpfen um den Schlussgang in eben jenes Duell mit Krähenbühl. Favoriten wie Reto Nötzli, Samir Leuppi oder Dominik Oertig scheiterten überraschend im fünften Gang. Bis dahin konnte der als Verteidigungskünstler geltende Roth vier Siege über Michael Steiner, Urs Schäppi, Christian Jöhl und Joel Kessler verzeichnen. Einzig gegen den Zürcher Hünen Leuppi musste sich Roth im dritten Gang geschlagen geben.

Der Märchler Reto Nötzli und zwei weitere Eidgenossen im Feld, Oldie Stefan Burkhalter und Schwergewicht Domenic Schneider, zählten wie Leuppi ebenfalls zu den Sieganwärtern. Burkhalter (3a), Nötzli (4a) und Leuppi (5b) klassierten sich weit vorne, Schneider kam mit je drei Siegen und Gestellten nicht über Rang 9b hinaus. 

Der Uzner Jungspund und letztjährige Festsieger Dominik Oertig hätte im Fall eines gestellten Schlussgangs den Festsieg noch erben und seinen Titel verteidigen können. Krähenbühl 
beendete die Hoffnung des 22-Jährigen nach neuneinhalb Minuten im Schlussgang, als er Roth mittels Gammen auf den Rücken legte. 

Oertig überzeugt

Für Oertig war es trotzdem erneut ein tolles Fest vor Heimpublikum. Nach einer Rippenverletzung am «Baselstädtischen» im Mai hatte der Landwirt bis vor Kurzem nicht mehr an seine letztjährige Topform anknüpfen können. Auf dem Ricken zeigte er aber mit vielseitigen Schwüngen, dass er am kommenden Sonntag am Schaffhauser Kantonalschwingfest wieder Kranzanwärter ist. Nach dem Sieg gegen Krähenbühl bezwang Oertig gleich darauf mittels Inneren Haken Marco Oettli. Vor der Mittagspause musste sich der Uzner gegen Nötzli, Ricken-Sieger von 2014, einen Gestellten auf seinem Notenblatt verzeichnen lassen. Den Schlussgang vergab Oertig mit dem Gestellten im fünften Gang gegen Urs Schäppi.


Ebenfalls konstant gute Leistungen erbrachte Tobias Riget. Ausser der Niederlage gegen Stefan Burkhalter zu Beginn des Festes brillierte der Schänner mit einem Gestellten und vier Siegen. Mittels sauber angesetztem Hochschwung im sechsten Gang gegen Gian Blaser klassierte sich der 26-Jährige auf dem guten Platz 4b. 
Ein halber Punkt dahinter befand sich im Rang 6d Klubkollege Hanspeter Kamer. Der Benkner bestätigte auf dem Ricken, wo er nebenbei als Bauchef im OK tätig war, seine gute Form. Er musste sich nur den Eidgenossen Krähenbühl und Burkhalter geschlagen geben und gewann seine restlichen vier Gänge. Die Cousins Daniel und Adrian Elmer und der Ammler Pirmin Gmür hielten sich ebenfalls lange an der Spitze der Rangliste, verloren aber alle einen ihrer letzten beiden Gänge. So reichte es nicht mehr ganz für die Spitzenränge.

Der Kaltbrunner Andreas Ziegler, der als Einziger aus dem «Rapperswiler» Verband für den Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag selektioniert ist, zeigte im Feld der Aktiven ebenfalls eine gute Leistung. Er schloss das Fest mit jeweils drei gewonnenen und drei verlorenen Gängen ab.


Ramona Jud verteidigt ihren Titel

Beim traditionellen Steinstossen konnte sich auch in diesem Jahr Ramona Jud aus Vorderthal zur Siegerin küren lassen. Mit einer Weite von 4,98 Metern liess sie ihre Gegnerinnen hinter sich. Martin Jakober, der extra aus Stalden in Obwalden angereist war, konnte sich mit dem 45 Kilogramm schweren Rickenstein den Sieg mit einem Stoss auf 4,12 Metern sichern.

 

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